Eine Portion Lokalpatriotismus war dabei, als am 19. August 2016 das Publikum des Kulturzone Poetry Slams mittels Applaus den Sieger des abendlichen Dichterwettstreites festlegte: Den lautesten Beifall konnte im Finale der vier beliebtesten Kurztext-Literaten der Neo-Slammer Johannes Schlögl aus Wörgl einheimsen.
Sieben Mutige wagten sich bei sommerlichen Temperaturen unter freiem Himmel vor vollen Publikumsrängen auf die Bühne, um mit eigenen Texten die Gunst der ZuhörerInnen zu gewinnen. Gewohnt gewürzt mit Kommentaren des Moderators Stefan Abermann, der mit seinem „dusseligen Bergkameraden-Einstieg“ den ersten, unbewerteten Slam-Beitrag lieferte, ging ein thematisch sehr bunter Abend über die Kulturzone-Bühne im Freigelände. Das Los entschied über die Reihenfolge der Kandidaten, die maximal fünf Minuten Zeit hatten, ihre Wort- und Textschöpfungen vorzutragen. Nach bekannten Reglement – ohne Requisiten und Gesangseinlagen.
Und so startete der erste Teilnehmer Daniel Kapfinger recht ungewöhnlich in den Dichterwettstreit – mit 10 Sekunden Stille. Seine Message: Nimm dir Zeit und nütze sie, denn auch Geld kann dir die Zeit nicht zurück kaufen. Das „Stammtisch-Tirolertum“ parodierte Käthl in ihrer Abrechnung mit dem „Ur-Tiroler“ und ihren Reim auf „eine Generation der Träumer in Pension“ machte sich Robyn, die aufzeigte, dass die Welt Veränderung braucht. Mit seinem Weg zur Theaterprobe unterhielt Johannes Schlögl und Lorenz stellte fest, dass in seinem Leben kein Platz mehr für Negatives sei. Toni will abnehmen und kam bei seiner Suche nach Vorbildern im Fernsehen vom Diät-Wahn gründlich ab, als er beim Bullen von Tölz strandete.
Während Robyn, Lorenz und Daniel aufgrund des Publikumsvotings den Einzug ins Finale nicht schafften, hieß es für Johannes, „Darling“, Käthl und Toni nochmals Bühne frei. Johannes punktete schließlich mit seiner eindrücklichen Schilderung des Ablaufes eines Arena-Besuches 14jähriger Disco-Queens. Mit Stöhnen untermalte „Darling“ ihren Ausflug in die leibliche Unterwelt, der sich nicht wie bis zum Schluss als Orgasmus, sondern als Reise durch den Geburtskanal entpuppte. Toni sprudelte die Teilnehmerliste samt Ablauf eines Ötztaler Zeltfestes quellfrisch hervor und Käthl ließ einen ihrer Hass-Texte los, in die sie allerlei Lebensweisheiten packte – „voll im Moment leben heißt auch voll dumm sein!“ etwa.
Anstatt der Punktewertung entschied das Publikum mit Applaus-Lautstärke über den Sieger des „Slammer-Sackerls“, in dem sich auch wieder allerlei Kuriositäten wie eine Heintje-Platte befanden. Darüber durfte sich Johannes Schlögl freuen, der noch mitteilte: „Beide Texte habe ich heute erst geschrieben.“ Gewinner des Abends war allerdings nicht nur er, sondern alle TeilnehmerInnen inklusive Publikum – denn der Kutlurzone-Poetry Slam war einmal mehr ein unterhaltsamer Literatur-Event, der Lust auf mehr solcher kreativen Abende machte.
Apropos Kreativität: Diese wird in der Kulturzone Wörgl auch am 16. September 2016 beim 3. Wörgler Kurzfilmfestival ein großes Thema sein! Termin vormerken und hinkommen!