Das Wörgler Jugendprojekt I-Motion verbindet Generationen seit nunmehr 11 Jahren. Jugendliche ab 12 Jahren können dabei mitmachen. Sie helfen anderen etwa mit Unterstützung am Computer, Gartenarbeit, bei Hausaufgaben oder bei der Durchführung von Veranstaltungen und erhalten dafür ein Taschengeld in Form von Zeitwertkarten, die in Gutscheine für Sporteinrichtungen oder zum Einkaufen eingetauscht werden können. Über 400 Jugendliche tauschten bisher 16.386 Zeitwertkarten in Gutscheine um, womit 40.965 Euro im Wörgler Wirtschaftskreislauf ausgegeben wurden.
Soweit die Bilanz in Zahlen, die allerdings bei I-Motion zweitrangig ist. Im Vordergrund steht der Sozialaspekt des 2004 und 2005 im Rahmen der Lokalen Agenda 21 von einer eigenen Arbeitsgruppe ehrenamtlich entwickelten Jugendprojektes, das alle Altersgruppen anspricht. Vorbild für die Zeitwertkarten war das historische Wörgler Freigeld. Als Komplementärwährung dienen heute geprägte und nummerierte Kartonkarten als Bindeglied zwischen Jugendlichen und Tätigkeitsanbietern, die Privatpersonen ebenso sind wie städtische Einrichtungen oder gemeinnützige Vereine.
Start als LA21-Projekt der Arbeitsgruppe Komplementärwährung
Ziel von I-Motion war von Anfang an, Jugendliche hinter dem Bildschirm raus und zu gemeinschaftlichen Aktivitäten zu bringen und dabei alle Generationen zu verbinden. Das gegenseitige Kennenlernen schafft Wertschätzung, Akzeptanz, fördert die Persönlichkeitsentwicklung und stärkt das Selbstwertgefühl der Jugendlichen. Die Jugendprojekt -Praxis zeigt auch die integrationsfördernde Wirkung.
„Nach elf Jahren ein Jubiläum zu feiern ist so außergewöhnlich wie das Projekt selbst“, stellte Moderator Günther Schimatzek vom ORF Tirol einleitend am 23. September 2016 bei der Jubiläumsfeier im Jugendzentrum Zone fest. „I-Motion ist ganz besonders wertvoll und nicht mehr wegzudenken“, meinte Bürgermeisterin Hedi Wechner und dankte allen, die im an der Entstehung wie Umsetzung des Projektes mitgewirkt haben und mitwirken – die Abwicklung erfolgt seit 2012 durch den Verein Komm!unity.
„In dieser Weise ist I-Motion einzigartig und wird auch immer wieder aus ganz Österreich und den Nachbarländern angefragt“, erklärte Sozialreferent GR Christian Kovacevic. Es habe sich bewährt, die Tätigkeiten Jugendlicher mit sinnvoller Freizeitbeschäftigung zu verbinden. „Es gibt ein breites Spektrum an Tätigkeiten. Der Zusatznutzen ist, dass Jugendliche dabei auch den Umgang mit Zahlungsmitteln und Verantwortung lernen.“
Projektentwicklung und Umsetzung stellte Moderator Günther Schimatzek in Form von Interviews mit Beteiligten vor. LA21-Projektgruppenleiterin Veronika Spielbichler und die erste I-Motion-Betreuerin Johanna Obwaller schilderten den Start in den Anfangsjahren. Das Unterguggenberger Institut brachte Vorschlag, nach Vorbild des Wörgler Freigeldes wieder eine Komplementärwährung in Wörgl einzuführen, bei der LA21-Zukunftskonferenz im Dezember2003 ein. Nach Auslotung, wo der Einsatz einer Zweitwährung heute Sinn macht, entstand die Jugendprojekt-Arbeitsgruppe, in der insgesamt rund 30 Personen an der Projektentwicklung ehrenamtlich mitarbeiteten. Tobias Muster nützte nach der Matura I-Motion, um die Arbeit im Seniorenheim kennenzulernen. Sein I-Motion-Einsatz bestärkte ihn in seinem Entschluss für eine Ausbildung im Sozialbereich.
I-Motion fördert Jugendliche, verbindet Generationen
Mit Wörgls Kulturreferentin Mag. Gabi Madersbacher, ARTirol-Kunstvereinsobmann Franz Bode und Melanie Unterganschnigg von der Spielothek holte Schimatzek drei Tätigkeitsanbieter ans Mikrofon. „I-Motion ist ein grandioses Projekt – ich war immer schon ein Fan vom Freigeld und Komm!unity“, so Madersbacher, die als Organisatorin der Academia Vocalis Jugendliche etwa zum Austragen von Flyern einsetzt. Melanie Untergangschnigg kennt I-Motion aus drei Perspektiven – als Mutter, Tätigkeitsanbieterin und Sozialausschussmitglied. Sie schilderte ihre Erfahrung aus Elternsicht: „Meine Mädels waren beide dabei. Sie haben dabei viel Selbstbewusstsein bekommen.“ Die ältere Tochter habe einen I-Motion-Babysitterkurs mitgemacht und war danach fleißig als Babysitterin im Einsatz, wobei lange Freundschaften entstanden seien. Franz Bode schilderte, wie I-Motion-Jugendliche bei Kunstaktionen wie Straßenmalen oder beim Einpacken von Weihnachtsgeschenken mitgeholfen haben.
„I-Motion ist das Herzstück unseres Vereines“, stellte Komm!unity-Obfrau Irmi Moritz fest und dankte für die Idee, die Vision, die Entwicklung und Umsetzung und allen, die Dahinterstehen – den Jugendlichen ebenso wie den Auftraggebern. „I-Motion ist ein Baustein, um Partizipation, Integration und Jugendarbeit zu fördern“, so Moritz.
Sozialmarie 2009 für Jugendprojekt I-Motion
Meilensteine der Entwicklung schilderte Komm!unity-Geschäftsführer Klaus Ritzer – etwa die Übernahme des anfänglich immer jährlich verlängerten Projektes als Fixeinrichtung in die städtische Jugendarbeit im Jahr 2008 sowie den Erhalt des Sozialpreises Sozialmarie im Jahr 2009. Ritzer brachte statistische Daten, wies auf den Aspekt der Förderung der Regionalwirtschaft hin, da die Gutscheine in Wörgl zirkulieren und dankte der Gemeindeführung für die Unterstützung – I-Motion sei der Start der städtischen Jugendarbeit gewesen.
Zukunftswünsche für das Jugendprojekt äußerte Irmi Moritz: „Eine Regionalisierung ins Umland – jede Gemeinde sollte I-Motion haben. Und das Projekt ausweiten auf Menschen mit Fluchtgeschichte. Damit kann die Wartezeit sinnvoll genützt werden.“ Flüchtlinge einzubinden würde das Miteinander durch Kennenlernen im Alltag fördern.
Mitmachen macht Spaß und Sinn
Warum I-Motion Jugendliche mitmachen, schilderten Fabio Koidl und Magdalena Greiderer. Fabio war Flyer verteilen, half bei Events mit – etwa als Micky Maus verkleidet – und war im Seniorenheim im Einsatz. Was er besonders schätzt an I-Motion? „Die soziale Tätigkeit und das Taschengeldaufbessern, besonders die Gespräche über früher mit den älteren Leuten machen Spaß“, so Fabio, der sich mittlerweile auch gemeinsam mit Simon Sappl als Jungunternehmer versucht. Die beiden gründeten ihren Cocktail-Stand „Mr. Pseudonym Cocktails“. „Wir sind auf verschiedenen Events vertreten und mixen dort alkoholfreie Cocktails. Ein großer Teil unserer Einnahmen wird an soziale Einrichtungen gespendet“, erklären die Beiden, die sich nebst Geld zum Bau der Paletten-Bar auch jede Menge Sponsoren organisierten. Darunter etwa Lemonaid+, ein Fairtrade-Getränke-Unternehmen, das die Rohrzucker- und Zitronen-Bauern über dem Fairtrade-Tarif entlohnt. Das engagierte Jungunternehmer-Duo kann man übrigens für Veranstaltungen auch buchen – Kontakt per email unter mr.pseudonym@gmx.at
Magdalena Greiderer engagierte sich im Rahmen von I-Motion u.a. bei der heurigen Sommerjobbörse und war dabei in der Küche beim Kochen und Aufräumen im Einsatz. „In den Sommerferien hat man Zeit, um Jobs kennenzulernen“, erklärte Magdalena, die auch schon in der Lebenshilfe sowie bei der Kinderbetreuung im Einsatz war. Welche Vorteile sieht sie beim Jugendprojekt I-Motion? „Man kommt viel mit Leuten zusammen. Ich arbeite gern mit Menschen. Das Taschengeld ist ganz nett, aber nicht mega-viel. Bei I-Motion kann ich mir die Zeit selbst einteilen, das ist nicht so wie in einem normalen Job.“
Den musikalischen Rahmen der Jubiläumsfeier gestalteten die beiden jungen Musiktalente Selina Walcher am Piano und Antonia Pecha mit ihrem Geigenspiel und Gesang. Bei kaltem Buffet, Mr. Pseudonym-Drinks und Party-Sound von DJ Christian Kinigadner klang mit Unterstützung des Kulturzone-Teams die von I-Motion-Betreuerin Christiane Mayer organisierte Jubiläumsfeier gemütlich aus.