Die Kunst ist weiblich – diesen Eindruck vermittelte die 2. Wörgler Kunstmesse am 8. und 9. November 2024 in der Riedhart-Messehalle in Wörgl, bei der 34 Künstlerinnen und 12 Künstler aus Österreich und Deutschland in 46 Kojen mit ihren Arbeiten eine bunte Palette künstlerischer Ausdrucksformen vom Zweidimensionalen über die Skulptur bis hin zur Installation zeigten. Was AusstellerInnen wie das Organisationsteam unter der Leitung von ARTirol-Obmann Franz Bode besonders freuen wird – die 2. Wörgler Kunstmesse war bereits am Freitag sehr gut besucht und erlebte am Samstag einen regelrechten Besucheransturm.
Die bildende Kunst ist eine universale Sprache ohne Worte – mit einem sinnlichen Vokabular, das vom greifbaren Material bis zur Energie in Lichtform oder im digitalen Raum reicht. Das Spektrum der ausgestellten Werke reichte vom klassischen Bild in Aquarell, Acryl und Öl über Zeichnungen, Scherenschnitte, Ikonen, Holzskulpturen, Schmuck, Textil- und Metallkunst bis hin zu Installationen und bot Außergewöhnliches wie Perlenstickerei und Computerhacks.
Die 2. Wörgler Kunstmesse bot erstmals am Freitag vormittags ein Angebot für Schulen, das insgesamt 48 Schülerinnen und Schüler aus zwei Kirchbichler Volksschulklassen, einer Mittelschulklasse aus Wörgl und einer Gruppe aus der Berufsvorbereitungsschule „Ausbildungsfit“ in Wörgl wahr nahmen. Wolfgang Sieberer begeisterte die Kids mit seinem Schattenspieltheater über Clown Lupo Colino und seine Freunde, bevor Franz Bode, Ulrich Woworsky und Yvonne Heimbach die Klassen durch die Ausstellung führten. Dabei lernten die Kinder und Jugendlichen unterschiedliche Materialen und Techniken kennen und konnten ihre Fragen anwesenden KünstlerInnen stellen.
Zur offiziellen Eröffnung am späten Nachmittag begrüßte Moderatorin Lilly Staudigl Wörgls Bürgermeister Michael Riedhart ebenso wie Kulturreferent Sebastian Feiersinger, die sich beide beeindruckt zeigten und meinten „weiter so!“ Mit dem Wunsch nach einer Neuauflage der Kunstmesse 2025 sprach Bgm. Riedhart vielen aus dem Herzen. Ein Quartett des Wörgler Kammerorchesters umrahmte die Vernissage, bei der die Mundartdichterin Kathi Kitzbichler ihre Gedanken zur Kunst in gereimter Form beisteuerte.
Eine Quelle der Inspiration bot das breite Spektrum der Kunstausstellung, deren 46 AkteurInnen allesamt in einem Messekatalog vorgestellt werden, der auch online unter https://www.artirol.com/kunstmesse/kunstmesse_2024.html abrufbar ist.
Computerhack & Perlen
Wer sich auf der 2. Wörgler Kunstmesse auf Entdeckungsreise begab, fand Vertrautes ebenso vor wie Neues. Dabei ließ sich die künstlerische Entwicklung bekannter ProtagonistInnen aus der heimischen Kunstszene beobachten. Zu den spannendsten Neu-Entdeckungen zählte die Koje von Bettina Schleier. Die aus Wörgl stammende Künstlerin ist seit 15 Jahren weltweit als Restauratorin unterwegs und schuf ihren eigenen Kreativraum, inspiriert von traditionellen Handwerkstechniken aus Afrika und Asien und dem Beruf ihres Mannes in der IT-Branche im Bereich der Datensicherheit. Die Verknüpfung der Natur mit dem digitalen Raum schafft sie in faszinierenden Bildern, bestickt mit feinsten Perlen, die wie Städte aus der Vogelperspektive aussehen und das digitale Muster unserer Generation auf diesem Planeten in ihre künstlerische Ausdrucksform einweben. Mit sensorgesteuerten Objekten thematisiert sie die wechselseitige Wahrnehmung von Mensch und Natur. Mittels inszeniertem Computer-Hack, bei dem durch entsprechende Programmiereingaben auf der Tastatur ein Glasperlen-Koi in einer traditionellen asiatischen Fischfang-Reuse zum Leuchten gebracht wird, soll das Bewusstsein für den Umgang mit den eigenen Daten im worldwideweb geschaffen werden – denn wie der Koi so sitzt auch der User unentrinnbar in der Falle, wenn ein Hacker zuschlägt. Bettina Schleier eignete sich traditionelle Kunsttechniken aus dem asiatischen Raum wie Perlenstickerei, Schwarzlack und chinesische Kaligraphie an. Sie lebt nach vielen Jahren in Afrika und Singapur wieder in Tirol, beteiligt sich an internationalen Ausstellungen – weitere Infos auf ihrer Website https://baitishan.de
Mit der Transformation vom analogen in den digitalen Raum, aber auch mit der Frage „Wer bewertet was Kunst Wert ist?“ beschäftigte sich Petronella Rieder in ihren Installationen. Mit einer gehörigen Portion Ironie und einem kritischen Blick auf die Ausbeutung unseres Planeten geht der Metallgestalter „Rostbaron“ Bernhard Witsch aus Telfs ans Werk und gestaltet mit Marika Wille-Jais aus Tarrenz Kombinationen aus Metall und Akt-Bildern. Gebrauchsgegenstände als Kunstobjekte kreiert der Metallbildner Andreas Gwiggner und Apollonia Hajszan ist von den Möglichkeiten fasziniert, mit Rost als Ausdrucksform der Vergänglichkeit ihre Bilder zu gestalten.
Zu jenen Künstlerinnen, die nicht nur selbst kreativ sind, sondern ihr Wissen in Kursen auch an andere weitergeben, zählten Carolin Steiner und Judi Anita Podhorszki und in die Kunst des Vergoldens und der Ikonenmalerei gaben Elisabeth und Ulrich Woworsky einen Einblick.
Die 2. Wörgler Kunstmesse war auch Dank der Mithilfe von Ehrenamtlichen und der Unterstützung durch Sponsoren eine rundum gelungene Veranstaltung, die Gelegenheit bot, nicht nur unterschiedliche künstlerische Positionen und Ausdrucksformen kennenzulernen, sondern auch die kreativen Menschen, die diese Kunstwerke geschaffen haben.