Museumshoagascht zur Eisenbahn

Rund 80 Interessierte fanden sich am 12. November 2025 im Theatron Wörgl zum Museumshoagascht zum Thema „Eisenbahn in Wörgl“ ein, bei dem Lilly Staudigl in ihrer bewährten charmanten und wissbegierigen Art den Eisenbahnhistoriker Dr. Arthur Pohl und Wörgls Bahnhofs-Betriebsmanagerin Karin Wechner ans Mikro holte und zur Eisenbahn damals und heute interviewte.

„Die Eisenbahn war ein technisches Wunderwerk, das die technische und wirtschaftliche Entwicklung in Tirol maßgeblich beeinflusst hat“, eröffnete Dr. Arthur Pohl seinen Ausflug in die Erfolgsgeschichte der Eisenbahn, die mit Erfindung der Dampfmaschine durch James Watt 1770 ihren Siegeszug von England aus begann.

Staudigl stellte Pohl als „wandelndes Eisenbahnlexikon“ vor – und dem wurde der pensionierte hochrangige Eisenbahner und Finanzbeamte mit Studium der Rechtswissenschaft und Gerichtsmedizin im Laufe des Abends auch gerecht. Pohl schilderte die Entstehungsgeschichte der Eisenbahn in Österreich ab 1832, ging im Besonderen auf die Nordtiroler Bahn durchs Unterinntal und die Giselabahn von Hallein bis Wörgl ein und brillierte mit seinem umfangreichen Wissen bei der Präsentation des rollenden Materials – er kennt nicht nur die Namen der Lokomotiven, sondern auch deren technische Daten und Einsatzgebiete.

Fahrdienstleiterin war ihr Traumberuf schon als Mädchen – vor einem Jahr wechselte Karin Wechner, Qualitätsbeauftragte der BFZ (Betriebsführungszentrale) Innsbruck als Betriebsmanagerin zum Bahnhof Wörgl. „Wörgl ist der zweithöchst frequentierte Bahnhof in Tirol“, teilte Wechner mit. Was sowohl für den Personen- als auch für den Güterverkehr zutrifft, wobei die „Rollende Landstraße“ mit der Verladung von Lkw als Verlagerung von der Straße auf die Schiene ein schwieriges Thema sei, da „die Strecke Wörgl-Brenner zu kurz ist“. Der Bahnhofsbetrieb in Wörgl umfasst die Personenkasse im Bahnhof, 7 Bahnsteige und 3 Kopfbahnsteige für die Anbindung ins Brixental, den RoLa-Terminal, den Verschub mit 50 Mitarbeitern (bis auf Firmengelände), die Abteilung Produktion mit Werkstatt und technischem Service inklusive RoLa-Wagen und das Anlagen Service Center für Erhaltungsarbeiten der Bahnanlagen vom Gleis bis zur Oberleitung und Signaltechnik.

„Das Stellwerk war früher mechanisch, mit Stellwärtern auf der Strecke. Das ist heute nicht mehr vorstellbar, da hat sich sehr viel weiterentwickelt. Jetzt wird von einer elektronischen Bedienoberfläche aus gesteuert“, erklärte Wechner. „Früher gab der Fahrdienstleiter die Anweisungen an die Stellwerker zur Weichenstellung“, berichtete Pohl. Vorbei sind auch die Zeiten, in denen jeder Bahnhof einen Fahrdienstleiter hatte, der übrigens auch Aufgaben vom Blumengießen bis zum Kartenverkauf übernommen hat.

Heute erfolgt die Steuerung von der BFZ Innsbruck aus, in der es 19 Arbeitsplätze gibt. „In Österreich bestehen fünf moderne Fernsteuerzentralen“, so Pohl, wobei bei Ausfall Innsbrucks von Wörgl aus West- und Südösterreich gesteuert werden könne. Die BFZ Wörgl wurde 1993 als damals modernstes Stellwerk errichtet und war bis 2009 in Betrieb.

„Die Anforderungen bei den Jobs haben sich gewaltig geändert“, stellte Wechner fest. Die Arbeit im Verschub ist aber nach wie vor gefährlich und körperlich anstrengend, bei jedem Wetter im Freien. Momentan regen Zulauf erfährt die Lehrwerkstätte der Bahn, in der Elektriker und Schlosser ausgebildet werden: „Es gibt Infotage, und Schnuppern ist möglich.“

Aus dem Lokführeralltag berichtete ein Zuhörer aus dem Publikum – für jede Lok brauche es eine eigene Einschulung und der Wechseldienst zwischen Tag und Nacht mit sehr unterschiedlichen Dienstzeiten erfordere hohe Flexibilität. Als Belastung gelten Suizide, wobei in solchen Fällen heute eine psychologische Betreuung gewährleistet ist.

Eine klare Antwort gab es zur Frage hinsichtlich das Überqueren der Bahngleise: „Das ist verboten und strafbar“, so Wechner – und setzt eine Einsatzkette mit dem Ausrücken von Einsatzleiter und Polizei in Gang. Oft unterschätzt werde die Gefahr durch den Bahnstrom, weshalb Wechner appellierte, Abstand zu halten und nie auf Waggons zu klettern – das sei sehr gefährlich und ende oft tödlich.

Wie wirkt sich der Bau der neuen Unterinntalbahnstrecke als Zulauf für den Brennerbasistunnel auf den Standort Wörgl aus? „Der Güterverkehr wird dann vermehrt unterirdisch geführt. Aber das ist zeitlich noch weit weg“, erklärte Wechner und Pohl ergänzte: „Die Umfahrung Wörgl betrifft nicht alle Güterzüge. In Wörgl wird weiterhin der Güterverkehr über die Giselabahn abgewickelt.“

Modelleisenbahner laden ein

Sowohl in Wörgl als auch in Bruckhäusl bestehen Modelleisenbahnclubs, deren Anlagen bei festgelegten Zeiten besichtigt werden können. Der MEC Bruckhäusl (http://www.mec-bruckhaeusl.at/) lädt am 4. Adventsonntag, 22. Dezember 2025 von 9-17 Uhr und am 24. Dezember von 9-12 Uhr zur Besichtigung der Anlage am Dachboden der Volksschule Bruckhäusl.

Der Modelleisenbahnclub Wörgl ist eine Sektion des ESV – Eisenbahnersportvereines mit 8 Mitgliedern und hat seine Modellbahnanlage der Spur H0 auf 110 Quadratmeter Fläche in der Zugförderung Wörgl im Heizhaus nördlich des Bahnhofes bei der Busremise in der Raimund-Straße 15. Besichtigungen sind jeden Freitag von 17 bis ca. 20 Uhr möglich. Weitere Infos auf www.mec.woergl.at

Eisenbahn-Sonderausstellung und Christkindl-Postamt im Museum Wörgl

Der Museumshoagascht zählt seit einem Jahr zu den Aktivitäten des Wörgler Museumsvereines, der das Museum Wörgl in der Brixentaler Straße 1 im 1. Obergeschoss betreibt. Seit der Neuaufstellung 2023 finden zum fixen Museumsbestand jährlich wechselnde Sonderausstellungen statt. Die aktuelle widmet sich der Eisenbahn in Wörgl, die Öffnungszeiten sind jeweils dienstags von 17-19 Uhr sowie samstags von 10-12 Uhr. Auf Wunsch können auch außerhalb dieser Zeiten für Gruppen und Schulklassen Führungen vereinbart werden – Infos auf www.museum.woergl.at

„Am Samstag, 13. Dezember 2025, richten wir zum ersten Mal ein Christkindl-Postamt im Museum ein, das von 10-13 Uhr geöffnet ist. Von hier aus können Weihnachtsgrüße mit eigens hergestellten Grußkarten verschickt werden“, kündigte Museums-Obmann Andreas Winderl an und lädt herzlich zum Museumsbesuch ein. Die eigens angefertigten Weihnachtsgrußkarten zeigen die Museumskrippe und die Dalln-Kapelle, in der das Seisl-Kunstwerk sein neues, dauerhaftes Zuhause gefunden hat. Fürs vorweihnachtliche Ambiente beim Christkindl-Postamt ist mit Live-Musik, Keksen und Glühwein bzw. Kinderpunsch gesorgt. Wer den Museumsverein unterstützen will, kann dabei auch an der „Ritter-Rudi-Nagelaktion“ teilnehmen!