Festakt für die Europa-Mittelschule Wörgl

Mit Beginn des Schuljahres 2025/26 beschritt die Mittelschule 2 in Wörgl ihren neuen Bildungsweg als „Europa-Mittelschule“. Was es mit dem neuen Bildungskonzept und Schulnamen auf sich hat, vermittelte die Schulgemeinschaft beim Festakt am 4. Dezember 2025 im Beisein von Bildungslandesrätin Cornelia Hagele, Vertreterinnen der Bildungsdirektion Tirol und der Wörgler Stadtführung.

„Frieden, Freiheit, Menschenrechte, dafür steht Europa heut. Toleranz, Respekt und Achtung, Eintracht in Verschiedenheit“ – mit dieser Text-Version von Michaela Lengauer-Stockner, Chorleiterin in Langkampfen, gesungen zur Europahymne, eröffnete der Schulchor den Festakt im Schulhof, zu dem Direktorin Claudia Erharter begrüßte und den Werdegang zur Neuausrichtung des Unterrichtskonzeptes schilderte, der mit ihrem Amtsantritt im Frühjahr 2025 startete und von einem engagierten Lehrerteam mitgetragen wurde. So soll das neue Schulkonzept „lebendig, inspirierend und einzigartig“ sein, der Name stehe für „Zusammenarbeit, Offenheit und Vielfalt“.

„Bildung soll befähigen zur aktiven Teilnahme in einer Zeit, in der demokratisches Denken immer wichtiger wird“, betonte Erharter, die nicht nur Wissen vermitteln, sondern „Horizonte öffnen“ und den Jugendlichen eine unvergessliche Schulzeit mit vielen positiven Erlebnissen ermöglichen will. So gehört zum neuen Schulkonzept das STEAM-Lab im Haus mit einem breit gefächerten Angebot in den Bereichen Wissenschaft, Technik, Ingenieurswesen, Kunst und Mathematik. Die modernste IT-Ausstattung für 3D Modellentwicklung und 3D-Druck, Spielentwicklung, Mikrocontroller-Programmierung und Robotik, Creativ-Lab mit Grafik und Textildruck, Foto und Bildbearbeitung und Medien-, Kunst- und Technikprojekte steht an einem Tag in der Woche auch Schulen aus dem Bezirk Kufstein zur Verfügung.

Ein weiterer Schulschwerpunkt widmet sich den Sprachen und dem EU-Programm Erasmus+: Italienisch  als zweite Fremdsprache, bilingualer Unterricht in Englisch und die Teilnahme am Englisch-Wettbewerb „The Big Challenge“ zählen ebenso dazu wie der Schüleraustausch mit Partnerschulen in Europa. Für ausgewählte SchülerInnen gibt´s zudem eine Brüsselreise.

Bei der Berufsorientierung hilft Bildungsberaterin Claudia Erharter und entsprechende Unterrichtsgestaltung mit berufspraktischen Tagen, dem Besuch des Berufsinformationszentrums und von Bildungsmessen, Betriebsbesichtigungen, der Info-Abend „14- was nun?“ und wöchentliche Berufsorientierungsstunden in der 3. und 4. Klasse. Derzeit besuchen rund 270 Kinder in 12 Klassen die Europamittelschule, in der rund 40 Lehrkräfte unterrichten.

Schulsanierung 2026 um 1,5 Millionen Euro

Bürgermeister Michael Riedhart, der den neuen Schulnamen ober dem Eingang enthüllte, kündigte für 2026 umfangreiche Sanierungsmaßnahmen am Schulgebäude an und betonte, die Neuausrichtung als Europamittelschule sei „der Startschuss des Campus-Gedankens und der Auftakt für neues, modernes Lernen“, wobei die Schule ein „Ort der Freude sein soll“. Umgebaut wird in den Sommerferien 2026: „Vorgenommen wird eine thermische Sanierung, die Schule erhält neue Fenster und Jalousien, innen werden Licht, WC und Türen und der Biologie- und Physikraum erneuert“, so Riedhart. Im Budget 2026 seien 1.545.000,- Euro für die Sanierung vorgesehen, wobei man auf eine 45 %ige Förderung vom Land hoffe.

„Europa in den Fokus zu rücken ist wichtig – immer mehr Menschen stellen Europa in Frage. Die EU ist eine große Errungenschaft und ein großes Friedensprojekt, das uns näher bringt“, erklärte Landesrätin Cornelia Hagele. Europa sei sehr kleinteilig, die kulturelle Vielfalt „macht uns aus.“ Hagele begrüßte deshalb den Sprachenschwerpunkt an der Europamittelschule Wörgl ebenso wie das STEAM-Lab, um die Kinder auf die technischen Herausforderungen der Digitalisierung vorzubereiten.

„Bildung und Schule sind mehr als Unterricht – sie dienen dazu, Brücken zu bauen zwischen Sprachen, Kulturen und Lebenskonzepten, getragen von eine Haltung, die Respekt, Zusammenhalt und gemeinsame Werte vermittelt“, betonte Dr. Bettina Ellinger von der Bildungsdirektion Tirol, die sich darüber erfreut zeigte, dass „die Pädagoginnen und Pädagogen bereit dazu sind, über den Tellerrand zu blicken“ und „Weltoffenheit weiter zu forcieren und junge EuropäerInnen mit kritischen Gedanken auszubilden, die Toleranz leben und in der Vielfalt die  Chancen sehen.“ Zur Schul-Qualität zähle, dass „lösungsorientiert und verbindend gehandelt und die sprachliche Vielfalt gelebt werde“, ergänzte Schulqualitätsmanagerin Daniela Schlechter-Kitzbichler von der Bildungsdirektion Tirol.

Welche Werte in der Schulgemeinschaft hoch gehalten werden, präsentierten die SchülerInnen selbst mit ihren Statements zu Respekt, Teamgeist, Verantwortung, Offenheit, Gemeinschaft, Mut, Vielfalt, Toleranz, Liebe, Freiheit, Frieden und gewaltfreie Konfliktlösung, Freude und Wissens-Erwerb. Worte, mit denen Sterne beschriftet und die auch mittels Luftballons gen Himmel geschickt wurden.

„Sterne sind in der christlichen Tradition verankert. Sie weisen den Weg. Schule ist ein Ort der Orientierung, hier darf jede und jeder mit seinen Talenten und Fähigkeiten leuchten“, erklärte Wörgls Pfarrprovisor Christian Hauser, der den göttlichen Segen für die Schulgemeinschaft spendete. Er betonte, dass „es in Wörgl verschiedene Religionsgemeinschaften gibt“ und es wichtig sei, in der Gemeinschaft miteinander zu leben. Dazu solle auch die gegründete Dialoggruppe Wörgl und ihre Projekte beitragen.

Bevor der Schulchor den Festakt mit dem Pop-Song „Ein Hoch auf uns – auf dieses Leben“ beendete, wurde noch die Zeitkapsel vorgestellt: SchülerInnen und Lehrpersonen befüllten den Inhalt der Metallbox, die neben einem Baum vor der Schule vergraben wird und im Jahr 2050 geöffnet werden soll, um den Menschen der Zukunft einen Eindruck vom Schulunterricht anno 2025 zu vermitteln.

Beim Rundgang durchs Schulgebäude konnten BesucherInnen in diesen Alltag mit eintauchen und Anliegen erfahren. Etwa jenes der Schulbücherei nach mehr finanziellen Mitteln, um mehrsprachigen Lesestoff – im Speziellen auch für den Italienisch-Schwerpunkt – anzukaufen. Die Leseförderung wird an der Europamittelschule sehr ernst genommen. So wird beim „Adventlesen“ jeden Tag im Unterricht 10 Minuten lang bei angezündeten Kerzen in Büchern gelesen. Gewünscht würden auch wieder Lesepaten.

Schulleiterin Claudia Erharter schilderte im Gespräch auch gerne, wie an der Schule Demokratisches Bewusstsein verankert wird: „Wir haben Klassenräte eingeführt. Viermal jährlich finden Feiern mit der Verleihung von Awards für besondere Leistungen der SchülerInnen statt. SchülerInnen können ihre Ideen für Thementage einbringen. Wir wollen das Positive sichtbar machen, nicht immer nur Probleme thematisieren.“ Zur Gemeinschaftsbildung wurde auch eine Schulkleidung mit Hosen, T-Shirts und Sweatern eingeführt, die bei gemeinschaftlichen Aktivitäten getragen wird.