Arbeitsintensives Feuerwehr-Jahr

„Mit 372 Feuerwehreinsätzen war 2024 eines der einsatzreichsten Jahre“, zog die Freiwillige Feuerwehr Wörgl bei ihrer 149. Jahreshauptversammlung am 14. März 2025 Bilanz. Dabei war ein großer Teil davon Unwetter-bedingt. Der Klimawandel zählt ebenso zu den Herausforderungen wie die Ausbildung, die in Form von Kursen und Übungen bereits ein beachtliches Pensum erreicht.

Der FF Wörgl gehören derzeit 127 Mitglieder an, 100 davon als aktive Feuerwehrleute. Besonders erfreulich: Die engagierte Nachwuchsarbeit trägt Früchte, bei der Jungfeuerwehr sind aktuell 14 Mädchen und Burschen mit Begeisterung dabei. Kommandant Sebastian Prosch begrüßte als Ehrengäste Pfarrprovisor Christian Hauser, Bezirkshauptmann Dr. Kurt Berek, vom Bezirkskommando Andreas Oblasser, Stellvertreter Hubert Ziepl und ABI Armin Ungericht, als Vertreter der Stadtgemeinde Vizebgm. Kayahan Kaya, Hubert Aufschnaiter, Andreas Deutsch und Sebastian Feiersinger sowie vom Roten Kreuz Florian Margreiter und Andrea Ager.

Nach der Gedenkminute für die beiden 2024 verstorbenen Feuerwehrmänner Josef Egger und Richard Koidl präsentierte Kdt.Stv. Hannes Steinbacher den Tätigkeitsbericht 2024. Auffällig dabei: vor allem die Anzahl der technischen Einsätze steigt. Bei den 372 Alarmierungen rückte die Wehr 32 Mal zu Bränden und 211 Mal zu technischen Einsätzen aus, die bereits mehr als die Hälfte der Einsätze ausmachen und eine Zunahme um 88 % verzeichneten. Arbeitseinsätze wurden 38 Mal geleistet, einmal wurde eine Brandwache gehalten. Schwer in den Griff zu bekommen sind Fehlalarme durch Brandmelder – davon wurden im Vorjahr 90 verzeichnet! Von den 13.053 ehrenamtlich geleisteten Stunden (!) wurden rund 2.800 bei Alarmeinsätzen, 3.500 Stunden bei 63 Übungen, 2.108 für Gerätewartung und 1.127 für die Feuerwehrjugend sowie 2.347 Stunden bei kameradschaftlichen Ausrückungen verbucht.

Die Einsatzstatistik 2024 zeigt eine starke Zunahme technischer Einsätze nach Unwettern mit Sturm, Hagel, Starkregen und Hochwasser. Extreme Wetterereignisse forderten die Feuerwehr bereits am 25. Jänner 2024 – durch den gefrorenen Boden führte Starkregen zu Überflutungen, die Seen bildeten und abgepumpt werden mussten. Am 3. Juni unterstützte die FF Wörgl in Raubling in Bayern beim Hochwassereinsatz  sowie von 16.-18. September beim Katastropheneinsatz im Tullner Becken. Wörgl selbst war wiederholt von Unwettern betroffen – am 7./8. Juni erforderte ein Gewittersturm und Starkregen 47 Einsätze,  zahlreiche weitere waren am 7. August nach einem Hagelunwetter und am 17. August notwendig. Die FF Wörgl reagiert auf die gehäuften „Wassereinsätze“ u.a. mit der Anschaffung entsprechender Ausrüstung auf Rollcontainern.

Der Schwerverkehr verursachte 2024 erneut wiederholt Feuerwehreinsätze. Vom Lkw-Fahrer, der nach einer Selbstmorddrohung mittels Cobra-Einsatz verletzt geborgen wurde, über Unfälle im Bereich der Autobahnbaustelle bis hin zum Öleinsatz bei der Bahnunterführung, nachdem sich ein dort gestrandeter Lkw an einem Verkehrsschild den Tank aufschlitzte und 1.000 Liter Diesel in den Inn zu rinnen drohten. Unfälle auf der Bruckhäusler Umfahrung zählen ebenso zum Einsatzalltag.

Einer der spektakulärsten Vorfälle, bei denen die FF Wörgl technische Hilfeleistung bot, ereignete sich am 23. August am Molkereigelände, wo ein etwa 100.000 Liter fassender Milchtank umstürzte und mehrere tausend Liter Milch in die Kanalisation sowie in die Brixentaler Ache gelangten. Zu den kuriosesten Einsätzen zählte bei Hitze im Juni die Wasserversorgung von Jungschweinen auf einem Tiertransporter mit defekter Lüftungsanlage.

Voller Übungs-Terminkalender

Retten – bergen – löschen  – schützen – damit das im Ernstfall funktioniert, investieren die freiwilligen HelferInnen viel Freizeit in Übungen und Fortbildungen. Zu den 18 Mannschaftsübungen zählten Gefahrengutunfälle ebenso wie Brände, wobei der FF das Wave wie auch die alte Kompostieranlage „als Spielplatz“ zur Verfügung stehen. Der Ernstfall geübt wurde weiters bei der Sparzentrale, im Spanplattenwerk Egger, in der Autobahnbrücke sowie im Rohbaustollen in Angath, wobei hier „viele körperlich an ihre Grenzen kamen“,  wie Kdt. Sebastian Posch berichtete.

Besonders stolz können die Wörgler auf ihre Höhenrettungs-Mannschaft bei der FF Wörgl sein. 2014 gestartet, erhielt die Spezialeinheit 2024 den offiziellen Status, als Höhenrettung fürs gesamte Tiroler Unterland mit den Bezirken Schwaz, Kufstein und Kitzbühel zuständig zu sein. Das Höhenretter-Team besteht derzeit aus 16 Mann, die bei elf Höhenrettungsübungen 2024 beeindruckten. Das schlagkräftige Team erhält jetzt einen eigenen Anhänger mit Ausrüstung, finanziert vom Land Tirol.

Neben der Teilnahme an Bewerben absolvierten die Wörgler Feuerwehrleute 60 Kurse mit 749 Stunden an der Landesfeuerwehrschule. Besonderer Wert wird auf Kameradschaftspflege und gemeinsame Aktivitäten gelegt: „Der Zusammenhalt ist die Grundlage für eine starke Feuerwehr“, betonte Prosch und verwies auf Aktivitäten wie die Stadtfest-Teilnahme, den Bau einer eigenen Feuerwehr-Krippe, die Friedenslichtverteilung durch die Jungfeuerwehr zu Weihnachten, Nikolaus-Auftritt und Ostereierschießen sowie einen zweitägigen Feuerwehrausflug nach Regensburg mit Angehörigen.

Öffentlichkeitsarbeit gewinnt an Bedeutung

„Durch die stille Alarmierung ist die Feuerwehr in Städten heute oft unsichtbar. Umso wichtiger wird unsere Öffentlichkeitsarbeit“, erklärte Kdt. Prosch und wies auf die eingerichteten Online-Auftritte mit www.ff-woergl.at, auf facebook sowie am 2024 gestarteten eigenen youtube-Kanal feuerwehr.woergl hin, bei dem echte Einsätze die „Feuerwehr im Fokus“ vorstellen.

Lebensrettender Atemschutz

Ob Rauch oder Gefahrengut – Atemschutz ist lebensrettend und muss im Ernstfall einwandfrei funktionieren. Bei der FF Wörgl sind derzeit 2 Frauen und 51 Männer als Atemschutzträger ausgebildet, 30 Feuerwehrmänner sind für Tunneleinsätze bereit. 2024 waren die Atemschutzteams 35 Mal im Einsatz, allein für die nach jedem Einsatz erforderliche Wartung fielen 280 Stunden an, wie Atemschutzwart Michael Bernhard berichtete.

Zuwachs bei der Jungfeuerwehr

Ende 2024 verzeichnete die Jungfeuerwehr einen Höchststand mit 16 Mitgliedern, von denen mittlerweile zwei in den Feuerwehrdienst überstellt wurden. Die Jugendlichen wurden ebenso wie die Aktivmannschaft mit neuer leichter Einsatzmontur eingekleidet und schnitten beim Wissenstest sehr gut ab, schafften 8 Mal Bronze, drei Mal Silber und ein Leistungsabzeichen in Gold. Zu den 39 Aktivitäten zählte auch die Verteilung des Friedenslichtes zu Weihnachten, deren Spendeneinnahmen in Höhe von 1.024 Euro wieder für die Unterstützung notleidender Familien in Wörgl verwendet werden. „Am 30. August 2025 feiern wir das 40jährige Bestehen der Jungfeuerwehr mit einem Feuerwehrtag mit Leistungsschau“, kündigte Jungfeuerwehr-Betreuer Lukas Prosch an.

Was die Ausrüstung angeht, freut sich die FF Wörgl auf das neue Rüstlöschfahrzeug, das ab Herbst 2025 jenes RLF mit Baujahr 1980 ersetzen wird, für das in Europa keine Ersatzteile mehr lieferbar sind. „Das Land hat uns eine 50 %ige Förderung zugesagt“, teilte Kdt. Prosch mit. 2024 wurde zudem das Kommandoauto umgebaut und modernisiert.

Beeindruckt vom Leistungsspektrum der FF Wörgl zeigte sich Bezirks-Feuerwehrkommandant Andreas Oblasser: „Die Berichte zeigen die Schlagkräftigkeit der Feuerwehr.“ Oblasser betonte die Bedeutung der bestehenden guten Zusammenarbeit mit Nachbarfeuerwehren und kündigte das 150jährige Bezirksverbands-Jubiläum 2026 an, zu dem eine eigene Feuerwehrchronik verfasst werde. Der Festreigen startet am 18. April 2026 in Wörgl, wo die FF auch ihr 150jähriges Jubiläum feiern wird. Vizebgm. Kayahan Kaya dankte für den Einsatz rund die Uhr, wünschte unfallfreie Ausrückungen und wies darauf hin, dass die Stadt die Feuerwehr in den vergangenen drei Jahren mit 1,3 Millionen Euro unterstützt habe. BH Dr. Kurt Berek gratulierte zur „starken Wehr, die sich beim Vergleich mit Kufstein nicht verstecken braucht!“

Angelobungen, Beförderungen und Ehrungen

Bei der Jahreshauptversammlung wurden Fabian Ascher, Samira-Luisa Fabiankovits, Isabel Fercher und Taylor Jason Schiffer als Feuerwehrleute angelobt. Zum Oberfeuerwehrmann bzw. Oberfeuerwehrfrau befördert wurden Florian Hechenblaikner, Julia Obwaller, Markus Perner, Daniel Schlögl und Jasmin Lea Schönauer. Zum Löschmeister befördert wurden Johannes Feiersinger, Johannes Hechenblaickner und Thomas Mairhofer.

Für 40jähriger Mitgliedschaft geehrt wurden Günther Ager, Wolfgang Fuchs, Michael Hechenblaickner, Günther Ladstätter, Markus Schipflinger, Heinrich Schlögl und Thomas Schmidt. Für 50jährige Mitgliedschaft wurde Josef Bischofer, Johann Mayer und Rudolf Hechenberger gedankt – und letzterem wurde zudem zum 80. Geburtstag gratuliert.