Aus dem Wörgler Gemeinderat

Über sieben Stunden tagte am 10. Dezember 2025 der Wörgler Gemeinderat und behandelte dabei 27 Tagesordnungspunkte – zwei auf Antrag des Bürgermeisters im vertraulichen Sitzungsteil ohne Öffentlichkeit (den Jahresabschluss 2024 der städtischen Vermögensverwaltungs KG sowie den Prüfbericht des Landes über die Stadtfinanzen).  Die gesamte Sitzung kann auf youtube nachgesehen werden unter https://www.youtube.com/live/zRiF_L-kGUM?si=e_3ouCQL1biQssQk

Ausführlich diskutiert wurde zu Beginn zum Tagesordnungspunkt Regionalbad, wobei Ersatz-Gemeinderat Andreas Schmid als Obmann des städtischen Bäderbeirates und der Geschäftsführer der Schwimmbadgesellschaft Juri Nindl zum aktuellen Stand informierten. U.a. erläuterte Schmidt, dass die Verhandlungen mit Umlandgemeinden nicht die Finanzierung der Baukosten betreffen, sondern die Abgangsdeckung fürs Sportbad, für die ein Schülerschlüssel für die Dauer von 20 Jahren vereinbart werde. Der Bäderbeirat tage alle zwei Wochen, alle Fraktionen seien zur Mitarbeit eingeladen.

Juri Nindl präsentierte die bisher ausgearbeiteten Eckdaten.  Man rechne gleichzeitig mit 600 bis 800 Badegästen, täglich mit 1.600 bis 2.000. Der Freibereich umfasse ein 25m-Sportbecken mit sechs Bahnen, ein Nichtschwimmerbecken mit Wasserrutsche (375 Quadratmeter), ein 100 m2 großes Sprungbecken mit Turm (1, 3 5 Meter-Brett) und ein Kinderbecken mit 150 Quadratmetern. Dazu kommen 11.000 Quadratmeter Liegewiese, 500 Quadratmeter Sportzonen mit Beachvolleyball, Tischtennis und Fußball, 250 Quadratmeter Spielplatz und eine 240 Quadratmeter große Terrasse mit Kiosk für 150 Sitzplätzen.

Im Gebäude ist ein 25m-Sportbecken mit 4 Bahnen und ein Lernbecken mit 125 Quadratmetern geplant, weiters eine Saunalandschaft mit 2.000 Quadratmetern und ein Kiosk. Neu ist die Errichtung eines Parkhauses mit 150 Stellplätzen. Zudem soll eine Bushaltestelle gebaut werden.

Schwimmbad entsteht auf prähistorischem Friedhof

Bei den laufenden archäologischen Ausgrabungen am Schwimmbad-Standort Scheiberfeld kamen bisher zahlreiche Funde zu Tage, darunter auch überregional interessante: Gefunden wurden Bestattungsurnen und Grabbeigaben, Kleidungsbestandteile wie Fibeln und Gürtelschnallen sowie zwei Speerspitzen – eine davon gelte als besterhaltener Fund aus der Bronzezeit in Österreich. Bisher wurden lediglich 2.000 Quadratmeter des insgesamt über 21.000 Quadratmeter großen Areals untersucht. Im Frühjahr 2026 gehen die Ausgrabungen weiter, wobei Bürgermeister Riedhart durch die archäologische Grabung keine Auswirkungen auf den Zeitplan erwartet.

FWL-GR Christopher Lentsch attackierte als stellvertretender Bäderbeirat-Obmann die Opposition, die „ein so tolles Projekt madig reden will, um damit politisches Kleingeld zu machen“, das sei „eine Frechheit“, so Lentsch, der die WAVE-Sanierungskosten mit 30 Millionen Euro bezifferte.

Was die Angegriffenen nicht auf sich sitzen ließen. STR LA Christian Kovacevic kritisierte mangelnde Information des Gemeinderates und der Bevölkerung: „Es ist nicht der richtige Weg, dass wir alles aus den Medien erfahren müssen.“ Wiederholt seien Planungen vorgestellt worden, die kurz darauf wieder geändert wurden. „Wörgl war beim Bädertopf in der pole position. Eingereicht wurde bisher nichts. Ohne Projekteinreichung wird es keine Fördermittel geben“, rechtfertigte Kovacevic seinen medialen Auftritt. Kritik solle nicht als „Majestätsbeleidigung“ gesehen werden. Ohne Fördermittel sei der Badneubau nicht stemmbar. Derzeit liege außer einer Visualisierung nichts Handfestes vor – keine Widmung, keine Planung, keine Gemeinderatsbeschlüsse zur Beteilgung am Sportbeckenabgang, kein Zeit- und kein Finanzierungsplan. „Eile ist geboten“, meint Kovacevic, der feststellte, dass „der Bäderbeirat vom Bürgermeister ausgesucht und ich nie gefragt wurde.“

Was umgehend die Einladung zur Mitarbeit im Gremium durch den Bürgermeister zur Folge hatte. Kritik am Bäderbeirat kam auch von den Wörgler Grünen: „Es gibt offenbar einen kleinen und einen großen Bäderbeirat“, stellte GR Iris Kahn fest und unterstrich die Forderung nach der Vorlage von Unterlagen: „Ich hätte gerne alle Gutachten erhalten, auch das von 2022, dessen Herausgabe verweigert wird.“ Es gäbe zwar Machbarkeitsstudien, aber „keine zum Vergleich der Bäderstandorte beim WAVE und am Scheiberfeld. Kahn: „Dem Gemeinderat fehlen Informationen, um entscheiden zu können.“

„Ich brauche keine Vergleichsstudie“, erklärte Bgm. Riedhart, der „die kleine Runde“ beim Bäderbeirat als „nichts besonderes“ bestätigte. Er argumentierte, dass mit der Verwertung des 30.000 Quadratmeter großen WAVE-Areals  das Badl am Scheiberfeld bezahlt sei.

Auf die Notwendigkeit laufender Umplanungen durch neue Gegebenheiten wies GR Gabi Madersbacher hin, die nichts vom Schwimmbadstandort Wave und einer eventuellen Weiterverwendung dortiger Infrastruktur hält. Für sie sei das Gutachten 2022, das beim WAVE Vermögenswerte über 8 Millionen Euro ausweist, nicht maßgeblich, sondern der Zustand 2019 – das Wave sei da schon „eine absolute Ruine“ gewesen. Madersbacher ortet hinter Einsprüchen eine „konzertierte Aktion“.

Was Vizebgm. Ponholzer als Unterstellung zurückwies. Die kolportierte Förderzusage von 55 % könne nicht vorliegen: „Zusagen gibt es nur nach Einreichung.“ Auch sei bei den Gesprächen mit den Fachabteilungen des Landes noch nicht alles geklärt, so Ponholzer, der eine Vergleichsstudie für sinnvoll hält und dabei drei Varianten prüfen will: Eine Teil-Instandsetzung des Wave unter Verwendung der Außenanlagen, Fundamente und weiterer Infrastruktur, einen Neubau am WAVE-Areal und den Badl-Neubau am Scheiberfeld.

Die Einladung zur Mitarbeit im städtischen Bäderbeirat schlägt Ponholzer weiter aus: „Wir arbeiten da bewusst nicht mit. Voraussetzung ist dort der Standort Scheiberfeld, den wir ablehnen.“ Ponholzer fragte nach dem Finanzierungskonzept, da im Budget 2026 lediglich die Haftungsübernahme mit 1,2 Millionen Euro aufgenommen wurde und bemängelte, dass weder eine Planung noch die Finanzierung und auch keine Lärmschutz-, Verkehrs- und Umweltkonzepte vorliegen würden.

Bgm. Michael Riedhart wies auf den mehrheitlich im Gemeinderat bereits beschlossenen Wave- Abriss sowie die Aufkündigung der Jahrespachtvereinbarung der Stadt hin. Die Grundstücksverwertung würde Arbeitsplätze schaffen, Kommunalsteuer und Baurechtszins in die Stadtkasse bringen. Das Gutachten von 2022 sei vertraulich, bei Veröffentlichung würden Schadenersatzansprüche drohen. Der Abriss werde derzeit vorbereitet, diese demokratische Entscheidung sei zu akzeptieren. Den jährlichen Abgang der Indoorbecken beziffert Riedhart mit rund 300.000 Euro, wobei auf 20 Jahre eine jährliche Fördersumme vom Land in der Höhe von 200.000 Euro in Verhandlung sei. Der Freibad-Abgang sei ausschließlich von der Stadt zu tragen, im Sauna-Bereich rechnet man nicht mit Verlust. Mit 27 Millionen Euro Errichtungskosten fürs schlüsselfertige Badl baue Wörgl günstiger als Axams.

Das Finanzierungskonzept erläuterte der Leiter der städtischen Finanzabteilung Mag. Walter Hohenauer. Es werde eine eigene GmbH unter dem Dach der Wergel-AG gegründet, die sich selbst finanziere. Dazu gäbe es ein Konzept mit Beteiligung von TVB-Fördergeld. Der Rest sei von der Stadt aufzubringen. Durch die Wave-Areal-Verwertung würden Einkünfte lukriert, sodass es „keine Belastung für die Stadt“ gäbe, so Hohenauer. Bgm. Riedhart rechnet mit einem Baurechtszins von 2,3 Euro pro Monat und Quadratmeter – ein angrenzender Betrieb habe ein solches Angebot für 7.000 Quadratmeter gelegt.

WfW-GR Patricia Kofler hinterfragte die angegebenen Besucherzahlen, die sie als zu hoch angesetzt sieht: „Die besten Bäder Tirols haben 1.200 Besucher an Spitzentagen.“ Ob 150 Stellplätze im Parkhaus ausreichen wollte sie ebenso wissen wie den medial erwähnten „Plan B-Standort“ fürs neue Badl. „Diesen Plan B gibt es nicht, der ist auch nicht nötig“, erklärte daraufhin FWL-GR Lentsch.

Finanzreferent macht vor Budget-Beschlussfassung Abgang

Die seiner Meinung nach „nicht sachliche Diskussion“ ums Regionalbad nahm Finanzreferent GR Ing. Emil Dander zum Anlass, noch vor dem Tagesordnungspunkt Budget 2026 die Sitzung zu verlassen und sein Mandat an Ersatzgemeinderat Andreas Schmidt zu übergeben.

Seniorenheim: Essensgeld und Wäsche-Service

Neuerlich für Diskussionen im Gemeinderat sorgte am 10. Dezember 2025 die Seniorenheim-Wäsche. Zur Abstimmung vorgelegt wurde eine Rahmenvereinbarung mit dem Wörgler Unternehmen „Wischwerk GmbH“ für die Dauer von vier Jahren über einen Auftragswert von 1,5 Millionen Euro ohne Umsatzsteuer. Von sieben Interessenten habe diese Firma als einzige ein Angebot gelegt, was GR Iris Kahn in der Formulierung der Ausschreibung begründet sah: „Sie war maßgeschneidert für eine Firma.“ Das Wischwerk sei die einzige, die Eigenwäsche-Reinigung durchführe – alle anderen bieten nur Mietwäsche an. Kahn hinterfragte auch die Kostenentwicklung: „Die Preise haben sich seit 2022 nicht geändert. Statt 137 BewohnerInnen vor drei Jahren sind aktuell nur 107 registriert. Die Kosten für die Wäsche stiegen von 100.000 auf 375.000 Euro – wie kann das sein?“ Kahn beantragte zur weiteren Abklärung den Antrag zurückzustellen.

Bgm. Riedhart erklärte, dass das Heim extra Eigenwäsche angekauft habe und das Volumen gestiegen sei. GR Altmann wies auf den Wunsch hin, hauseigene Wäsche der BewohnerInnen wieder im Haus zu waschen. Dafür fehlt aber das Personal. „Wir haben Eigenwäsche angekauft, das ist Tatsache und soll nicht wieder umgekrempelt werden“, erklärte Sozialreferentin STR Elisabeth Werlberger. Sie erinnerte an die Probleme mit der Wäsche 2024 und plädierte dafür, „das Heim zur Ruhe kommen zu lassen“ und für die Rahmenvereinbarung mit dem Wischwerk zu stimmen, das sich in unmittelbarer Nähe zum Seniorenheim befindet. Die Rahmenvereinbarung verpflichtet die Stadt übrigens nicht, das Wischwerk auch zu beauftragen. Das taten dann 14 der 21 Mandatare mehrheitlich bis 4 Stimmenthaltungen und drei Gegenstimmen.

Mit 16 Ja-Stimmen bei fünf Stimmenthaltungen wurden die Preiserhöhung Institutionen um 2,89 %  für externes Essen des Seniorenheimes Wörgl für Kindergärten, Schulen, städtisches Personal und weitere beschlossen. Essen auf Rädern und der offene Mittagstisch im Heim kosten ab 2026 pro Person 7,82 Euro. Das Gesundheitszentrum wird mit Frühstück um 5,14 Euro, Mittagessen um 9,77 Euro, Abendessen um 6,69 Euro und Kuchen um 3,09 Euro beliefert. Im Kindergarten kostet der Mittagstisch 4,63 Euro, in Kinderkrippen 3,50 Euro. Schülerhort und Volksschul-Tarif ist 4,63 Euro, MittelschülerInnen zahlen 6,89 Euro.

Neue Friedhofsgebühren

Mehrheitlich beschlossen (18 Ja, 2 Enthaltungen, 1 Gegenstimme) wurde die Einführung einer Gebühr zur Abräumung einer Grabstätte oder einer Urnensäule mit einmalig 200 Euro. Die Entsorgung von Kränzen und Blumengebinden kostet weiterhin einmalig 42 Euro. Die Friedhofsbenützungsgebühren wurden um den Verbraucherpreis-Index erhöht, ebenso die Hundesteuer.

Leerstandsabgabe ab 1.1.2026

Gemäß dem Tiroler Leerstandsabgabegesetz vom März 2025 beschloss der Gemeinderat einstimmig den Erlass einer neuen Verordnung ab 1.1.2026. Die Leerstandsabgabe ist eine Selbstbemessungsabgabe, die in Wörgl 30 % der für den Bezirk Kufstein festgelegten Basismietwerte beträgt. Künftig ist es den Gemeinden erlaubt, durch eine Abfrage des Zentralen Melderegisters und des lokalen Gebäude- und Wohungsregisters Leerstände zu erheben, was den Vollzug des Gesetzes wesentlich erleichtert.

Private Medizin-Uni in Wörgl?

Unter Allfälliges fragte GR Patricia Kofler an, ob „es die Absicht gibt, eine private Universität nach Wörgl zu holen?“ „Es gibt Interesse, eine Fakultät der Sigmund Freud Universität Wien in Wörgl zu errichten“, bestätigte Bürgermeister Riedhart. Es sei eine Absichtserklärung unterzeichnet worden. Für weitere Projekt-Details sei es zu früh. Die TV-Sendung Tirol heute wie auch der ORF berichten bereits darüber, u.a. auf https://tirol.orf.at/stories/3333625/