Don Quichote reitet 2022 am Rattenberger Schlossberg

Sein Kampf gegen Windmühlen wurde zum Sprichwort, er selbst zum Helden der Weltliteratur – Don Quichote, der Ritter von der traurigen Gestalt, dessen Abenteuer vor 400 Jahren der spanische Dichter Miguel Cervantes erdachte und niederschrieb. Dafür, dass es heuer am Rattenberger Schlossberg keinesfalls allzu traurig zugehen wird, wenn Don Quichote und sein getreuer Knappe Sancho Pansa auf der stimmungsvollen Freilichtbühne einreiten werden, garantiert Stückautor Felix Mitterer. Am 1. Juli 2022 ist Premiere der Uraufführung, gespielt wird bis 6. August 2022.

„Don Quichote ist die Geschichte eines Träumers. Ich habe vor allem etwas zum Lachen geschrieben – davon gab´s in den vergangenen zwei Jahren viel zu wenig“, sagt Felix Mitterer zu seiner Interpretation der Vorlage und holt den wackeren Kämpfer gegen die Windmühlen seiner Zeit von Spanien nach Tirol. Mit einer Auswahl der besten Abenteuer aus dem Originalbuch des Don Quichote de la Mancha.

Glücklich darüber, nach zweijähriger Pandemie-bedingter Zwangspause endlich wieder Theater zu spielen, ist Schlossbergspiele Obfrau Claudia Lugger, die sich über die Fortsetzung der langjährigen Zusammenarbeit mit Autor Felix Mitterer und Regisseur Pepi Pittl freut. Die letzte Produktion vor Corona – ebenfalls eine Uraufführung einer Weltliteratur-Bearbeitung durch Felix Mitterer – war ein Riesenerfolg, den „Glöckner von Notre Dame“ sahen 2018 und 2019 rund 16.000 Zuschauer!

„Es war nicht leicht, die Spieler zwei Jahre lang hinzuhalten“, erklärt Regisseur Pepi Pittl. Dabei wurde Wert darauf gelegt, dass die 26 DarstellerInnen „Corona-sicher“ sind – einerseits durch Impfung, andererseits durch viel Platz auf der 40 Meter breiten „Cinemascope-Freilichtbühne“ am Schlossberg, bei der Teile der Kulisse des Glöckners zur Windmühle umgebaut wurden. Besonders gefordert ist Ausstatterin Waltraud Pauli, die in ihrer Werkstatt u.a. austüfteln musste, wie man ein Pferd, einen Esel und einen Löwen mit menschlichem Innenleben baut.

Ein Glücksfall ist die Besetzung der beiden Haupt-Akteure: „Für den Don Quichote hätten wir keinen besseren finden können! Othmar Haller ist ein Naturmensch“, streut Pepi Pittl dem Wörgler Rosen. Othmar Haller brachte sein Schauspieltalent bereits beim „Franziskus“ und beim „Glöckner von Notre Dame“ am Rattenberger Schlossberg auf die Bühne und begeisterte mit großen Rollen bei der Wörgler Gaststubenbühne und beim Theater unterLand. Den Sancho Pansa an seiner Seite spielt Schlossbergspiele-Urgestein Alexander Schwarz, „ebenfalls ein unglaubliches Talent“, schwärmt Pittl.

Die verordnete spielfreie Zeit durchlebte Claudia Lugger  mit bangen Gefühlen. Fixkosten wie Miete und Versicherung laufen auch ohne Spielbetrieb weiter. Da ausschließlich LaiendarstellerInnen auf der Bühne stehen, benötigen Produktionen längere Probe- und Vorlaufzeiten – so fiel es 2021 nicht leicht, die Don Quichote-Uraufführung aufgrund der unsicheren Prognosen nochmals zu verschieben. „Es ist ein großes Glück, dass unsere Sponsoren geblieben sind“, bedankt sich Lugger und weist auf die finanzielle Situation des Theatervereines hin, der im Vergleich zu Profi-Bühnen nur ein Zehntel der öffentlichen Förderungen erhält. „Die Aufwände sind bis auf Gagen für die Spieler aber gleich“, so Lugger. 80 % der Aufwände für Bühnenbild, Technik, Requisiten, Kostüme, etc. finanziert der Verein aus Eintrittsgeldern.

Und so hofft man 2022 auf gutes Wetter, um möglichst viele Aufführungen auf der Freilichtbühne durchführen zu können. Nach der Uraufführung am 1. Juli (bei Schlechtwetter am 2. Juli) wird am 3. (geschlossene Sponsorenvorstellung Tiroler Versicherung), 4., 6., 7., 9., 10., 21., 22., 27., 28., 29., 30. Juli sowie am 2., 3., 4., 5. und 6. August gespielt, Beginn jeweils um 21 Uhr. Kartenreservierung online www.schlossbergspiele-rattenberg.at sowie telefonisch 05337-64002 oder 64003. Bühnentelefon für Wetteranfragen an Spieltagen jeweils ab 19 Uhr unter 0664/4205356

Zum Stück

Don Quichote will das Unrecht der Welt bekämpfen. Durch das übermäßige Lesen von Ritterromanen verschwimmen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Traum. Als Ritter zieht er durchs Land und will durch das Überstehen großer Gefahr ewigen Ruhm und seine Herzensdame Dulcinea erobern. Immer an seiner Seite: sein Begleiter Sancho Pansa, der seinen Herrn vor Gefahren und Niederlagen bewahren will. Zwölf unterhaltsame Abenteuer durchlebt das ungleiche Paar in der Rattenberger Version des Stoffes, der vielfach Musiker, Theaterautoren und Künstler inspiriert hat und auch heute noch zum Träumen einlädt.

Die Zusammenarbeit mit Felix Mitterer und Pepi Pittl

Im „Don Quichote“ gipfelt eine langjährige Zusammenarbeit der Schlossbergspiele Rattenberg mit dem erfolgreichsten österreichischen Dramatiker Felix Mitterer, die im Jahr 2000 mit der Rattenberger Fassung von „Kein Platz für Idioten“ begann. Mitterer schrieb für den Rattenberger Theaterverein Stücke mit historischem Bezug über „Die Hutterer“ (2004) und den Tiroler Freiheitskampf „Speckbacher“ 2009. Die Rattenberger brachten Mitterers „Franziskus, der Narr Gottes“ 2012 als österreichische Erstaufführung und 2018 die Uraufführung seines „Glöckners von Notre Dame“, mit dem sich Mitterer selbst einen Herzenswunsch erfüllte.

Regisseur Pepi Pittl inszenierte am Schlossberg sämtliche Mitterer-Stücke und führt heuer für die Rattenberger bereits zum 12. Mal Regie. Seit 1968 wirkte der Schauspieler und Volkstheaterregisseur an rund 125 Theater-,  15 Fernseh- und über 10 Filmproduktionen mit.