Mit einem mitreißenden Tanz setzte am 22. Dezember 2017 eine ganze Schule in Wörgl ein kräftiges und lebendiges Zeichen gegen Gewalt gegen Mädchen und Frauen: Fast 300 SchülerInnen und LehrerInnen versammelten sich zur „One Billion Rising“-Tanz-Performance vor der Schule zum Song „Break the Chain“, die drei Maturantinnen des Aufbaulehrganges der Bundesfachschule für wirtschaftliche Berufe als Diplomarbeit organisiert hatten.
„Im Zuge einer praktischen Übung im Unterrichtsfach Sozialmanagement habe ich die Organisation One Billion Rising kennen gelernt“, schildert die 19jährige Projektleiterin Alena Haas aus Fügen die Entstehungsgeschichte des ungewöhnlichen Maturaprojektes. Alena Haas befasste sich im Speziellen mit den psychischen, physischen und sozialen Folgen von Gewalt an Mädchen und Frauen, Anna-Lena Schranz aus Walchsee mit der praktischen Ausrichtung der Diplomarbeit und Natalie Klocker aus Fügen mit rechtlichen Aspekten.
„Wir versuchen für dieses Thema eine neue Öffentlichkeit zu schaffen und wenn es uns gelingt, auch nur einer einzigen Frau Stärke und Kraft zurückzugeben, dann haben wir bereits das Ziel unserer Diplomarbeit erreicht“, sagt Anna-Lena und weiß um die Aktualität des Themas nicht erst seit der metoo-Debatte: „Solche Erfahrungen haben beim Ausgehen alle schon gemacht, ich bin auch im näheren Bekanntenkreis mit Gewalt gegen Mädchen und Frauen konfrontiert worden.“ Als Frau andere Frauen ermutigen will auch Natalie Klocker: „Mein spezieller Beitrag in der Diplomarbeit besteht in der Definition und Analyse der entsprechenden Rechtslage und deren juridischer Auslegung.“
Begeistert vom Engagement der Projektgruppe wie der ganzen Schule ist Tanz-Choreographin Aiko Kazuki Kurosaki von „One Billion Rising“, die fürs Tanzprojekt zwei Mal aus Wien anreiste. Bei einem zweitägigen Workshop in der Schule im Oktober studierte sie mit den Turnlehrerinnen den Tanz ein und präsentierte in allen Klassen die Ziele der seit 2012 weltweit agierenden Organisation. „Das ist die erste Schule Österreichs, die bei One Billion Rising mitmacht“, freute sie sich, dankte allen fürs Üben, gratulierte zur gelungenen Aufführung und lud das Projektteam zum Mitmachen beim V-Day am 14. Februar 2018 in Wien ein: „Das Thema darf nicht versteckt und tabuisiert werden – Gewalt an Frauen und Mädchen muss ein Ende haben!“
Stolz auf das Projektteam, das von den beiden Lehrerinnen Petra Gabrielli und Christina Ritter betreut wurde, wie auf alle Beteiligten ist Schulleiterin Prof. Mag. Helga Dobler-Fuchs. „Es zählt zum Grundauftrag der Schule, zu gesellschaftspolitischen Themen Stellung zu beziehen. Es ist wichtig, sich einzumischen und Verantwortung für die eigene Meinung und die Würde aller zu übernehmen. Mit diesem Tanz wird das in positiver Weise ausgedrückt.“ Eingeübt wurde der Tanz im Turnunterricht.
Gute Lernerfolge in der Übergangsklasse
Mitgetanzt hat auch die Übergangsklasse, in der acht Burschen und zwei Mädchen aus Flüchtlingsfamilien auf den Pflichtschulabschluss vorbereitet werden. Gestartet wurde das Integrationsprojekt mit 22 SchülerInnen auf sehr unterschiedlichem Niveau im Herbst 2016. „Die heurige Übergangsklasse besteht zu 90 % aus Schülern des Vorjahres, sie kommen vorwiegend aus Afghanistan und afrikanischen Ländern“, erklärt Projektleiterin Gertrud Stiegler, die Betriebsorganisation unterrichtet und sich über die großen Fortschritte beim Deutschlernen freut: „Als sie ankamen, konnten sie kein Wort Deutsch. Sie haben rasend schnell unsere Sprache erlernt“, so Stiegler. Die Jugendlichen werden mit einem eigenen Stundenplan, der u.a. 10 Wochenstunden Deutsch beinhaltet, auf die externe Pflichtschulabschlussprüfung vorbereitet, die in Kufstein an der Mittelschule erfolgen wird. Ein Resultat aus dem guten Lernfortschritt ist bereits die Übernahme von vier außerordentlichen Schülern in Regelklassen der BFW+AL diesen Herbst.
Wintermarkt-Erlös geht an mehrfachbehindertes Kind
Fest steht nach schulinterner Abstimmung nun auch, wofür der Erlös des Wintermarktes an der BFW+AL gespendet wird: „Der Erlös von 1.715,82 Euro geht an eine alleinerziehende junge Mutter aus Langkampfen und ihr fünfjähriges, mehrfachbehindertes Kind. Es wird noch weitergesammelt, am Ende des Schuljahres wird die Spende dann übergeben“, teilt Helga Dobler-Fuchs mit.