Entwarnung nach Hangrutsch

Der Hangrutsch im Wörgler Ortsteil Pinnersdorf dürfte keine natürlichen Ursachen haben. Das ist das Ergebnis einer Stellungnahme durch die Tiroler Landesgeologen, wie die Stadtgemeinde Wörgl am 29. Juli 2021 mitteilt. Vermutlich habe „eine undichte Trinkwasseranlage der Stadtwerke Wörgl die Mure ausgelöst.“ BGM Hedi Wechner bekräftigte in einer Mitteilung, „die betroffene Familie keinesfalls im Regen stehen zu lassen“ und hat finanzielle Hilfe zugesagt.

Am Montag, 26. Juli 2021, fand neuerlich eine Begehung des Geländes im Wörgler Ortsteil Pinnersdorf statt, auf dem am 22. Juli 2021 vormittags unterhalb des Trinkwasserhochbehälters der Wörgler Stadtwerke ein massiver Erdrutsch auf eine Baustelle niederging. „Der Landesgeologe hat nach der 3. Hangbegutachtung um 15 Uhr die Evakuierung der Häuser wie auch die Sperre der Straße im Ortsteil Wörgl/Pinnersdorf aufgehoben. Der Hang ist trocken und stabil, mit den ersten Aufräumarbeiten kann sofort begonnen werden“, teilte die Stadtgemeinde Wörgl mit.

Während man sich bei der Stadt über die Ursachen des Hangrutsches  allerdings noch bedeckt hält – dazu bedürfe es noch der Prüfung diverser Leitungen seitens der Stadtwerke in diesem Bereich, heißt es in der Presseaussendung – steht für die Betroffenen ein ursächlicher Zusammenhang mit dem Hochbehälter außer Zweifel.

Der bestehende Hochbehälter Pinnersdorf wurde im Jahre 1954 gebaut und hat ein Fassungsvermögen von 80 m³. Auf der Website der Stadtwerke heißt es: „Diese Anlage wurde stets nach den gültigen Vorschriften gewartet, hat jetzt jedoch das Ende der Lebensdauer erreicht.“

Beim Lokalaugenschein am Montag meinte Bürgermeisterin Hedi Wechner, dass „ein möglicher Grund eine Verstopfung des Überlaufes im Hochbehälter“ sei,  Genaueres könne man erst nach Überprüfung der Leitungen durch die Stadtwerke sagen. Auch Landesgeologe  Werner Thöny geht davon aus, „dass es offensichtlich ein Problem mit den Leitungen gegeben hat“, man warte nun auf das Ergebnis der Druckprüfungen am Dienstag.

Der Hochbehälter wurde am 22. Juli nachmittags entleert. Mit dem Abdrehen des Wassers versiegte dann auch das austretende Wasser aus dem Hang. Selbst bei starken Regengüssen am Wochenende wurden keine weiteren Rutschungen verzeichnet.

Stabilisiert dürften sich auch die Risse im umliegenden Boden haben, sonst hätten die Landesgeologen Roman Außerlechner und Werner Thöny das Gelände am Montag nicht freigegeben. Risse befinden sich unterhalb des entleerten Hochbehälters nord- und westseitig, teilweise sackte der gesamte Waldboden ab.

Vom Erdrutsch weggerissen wurde auch ein Forstweg, der am Hochbehälter vorbeiführt. Kurz nach dem Niedergang des Hangrutsches stand auch die Frage nach der Standsicherheit des Hochbehälters im Raum.

Bei ersten Aufräumungsarbeiten wurden vom Waldbesitzer Holz und absturzgefährdete Bäume entfernt. Die Stadtwerke errichteten für jene Haushalte, die direkt vom Hochbehälter aus versorgt wurden, eine provisorische Ersatzwasserleitung.

Nähere Details über das Ergebnis der Überprüfung des Leitungssystems beziehungsweise über Ursachen des explosionsartigen Erdrutsches (der erst am vierten Tage nach den Starkregenfällen am 17./18. Juli 2021 auftrat)  wurden bis heute, 28. Juni 2021, seitens der Stadt nicht verlautbart.

Neuer Hochbehälter geplant

Auf der Website der Wörgler Stadtwerke(https://www.stww.at/newselement/stadtwerke-woergl-investieren-in-sicherer-wasserversorgung/) finden sich Infos zum geplanten Neubau der Hochbehälters Pinnersdorf 500, der aufgrund des städtischen Wachstums und des damit verbundenen erhöhten Wasserverbrauches benötigt werde:

„Der neue Hochbehälter fasst 500 m³ Trinkwasser und wird auf einem Grundstück am Pfaffenberg errichtet. Dazu wurde ein entsprechendes Grundstück erworben, das durch eine bestehende Hofzufahrt erschlossen ist. Der geplante Behälter wird als Brillenbehälter mit dazwischenliegender Schieberkammer ausgeführt. Der Innendurchmesser wird 9m betragen, die Wassertiefe 4m. Der Behälter wird großteils unterirdisch situiert und mit ca. 1m Erdreich überdeckt. Die bestehende Pumpleitung DN 125 bis zum derzeitigen Hochbehälter kann weiterverwendet werden, der neue Hochbehälter wird mit einer neu zu errichtenden Pumprohrleitung DN100 mit einer Gesamtlänge von ca. 380m an das bestehende Wasserleitungsnetz angeschlossen. Die Zuleitung der Quellen in die beiden Kammern erfolgt tangential. Eine Druckreduzier- und Abflussregulier-anlage regelt den erforderlichen Betriebsdruck“, teilen die Stadtwerke mit.

Die wasserrechtliche Verhandlung fand im August 2020 statt, alle Auflagen seien umsetzbar. Das Vorhaben wurde vor Corona für einen Zeitraum von 3 Jahren geplant. Im ersten Jahr (2020) erfolgte der Grundkauf samt allen notwendigen Vermessungsarbeiten, im zweiten Jahr (2021) sollte der Hochbehälter selbst errichtet, im dritten Jahr (2022) die Leitungsanlagen hergestellt werden und die Inbetriebnahme erfolgen.  Die Kosten des Neubauprojektes, das sich jetzt wahrscheinlich nicht nur aufgrund der Corona-Pandemie verzögert,  werden mit 700.000 Euro angegeben.