Familienfasttag: „Teilen spendet Zukunft“

Erstmals war am 29. März 2022 das Tagungshaus Wörgl Gastgeber der Benefiz Fastensuppenaktion der Katholischen Frauenbewegung der Erzdiözese Salzburg anlässlich des jährlichen Familienfasstages vor Ostern, der unter dem Motto „teilen spendet zukunft“ steht. Dazu reiste auch Erzbischof Dr. Franz Lackner aus Salzburg an. Mit dem Erlös der Fastensuppe, gekocht vom Team der Polytechnischen Schule in Wörgl, wird das kfb Partnerprojekt AKKMA auf den Philippinen unterstützt.

„Wir sind zwar nicht der Stanglwirt“, meinte Herwig Ortner, seit zwei Jahren Tagungshausleiter, nach der Begrüßung der Gäste durch kfb Vorstandsfrau Eva Oberhauser in Anspielung auf den bisherigen Austragungsort der jährlichen Benefizaktion. „In Zeiten der Pandemie und des Krieges von Putin gegen die Ukraine gilt es aufmerksam zu bleiben gegenüber Anliegen wie heute, die nicht unter die Räder kommen sollen“, so Ortner, der sich über den Besuch des Erzbischofs freute.

„Viele Menschen leben in existenzieller Sorge über ihre Zukunft. Bei diesem Projekt in Manila auf den Philippinen stehen die Frauen füreinander ein. Diese Nachbarschafts-Achtsamkeit ist ein Vorbild für unsere Gemeinden“, betonte Michaela Luckmann, Vorsitzende der kfb Salzburg, die auf die „unglaublich schwierigen Lebensumstände dieser Familien“ hinwies: „Um diese zu verbessern, braucht es unsere Unterstützung“.

„Unser heuriges Thema ist, die Care-Arbeit in den Mittelpunkt zu stellen“, erläuterte die stellvertretende kfb-Vorsitzende Elisabeth Biechl: „Weltweit werden täglich 12 Milliarden Stunden Versorgungsarbeit hauptsächlich von Frauen und Mädchen unbezahlt geleistet. Würde hier auch nur der Mindestlohn gezahlt, wäre das der größte Wirtschaftszweig weltweit.“ Das Problem sei, „dass man diese Arbeit nicht sieht – sie hilft Alten, Kranken, Kindern, kümmert sich um Essen, Kleidung und Gesundheit.“ Ein Film über das philippinische Beispiel von AKKMA führte dann vor Augen, was diese Frauen leisten und aus der Solidarität untereinander gewinnen. Die Frauen- und Nachbarschaftsinitiative sensibilisiert durch Frauenweiterbildung für Kinder- und Frauenrechte, für gewaltfreie Kindererziehung und Gesundheitsthemen, stärkt Frauen in ihrem Selbstwertgefühl und lindert die Not.

„Wir sind zum Teilen berufen‘“, erklärte Erzbischof Dr. Franz Lackner und dankte der Frauenbewegung für ihr Engagement. Das Fastensuppenessen sei praktischer Teil der Glaubensausübung: „Uns zurücknehmen, damit es anderen besser geht.“  Dem Tiroler Teil der Erzdiözese fühle er sich sehr verbunden – so plane er, seinen Alterswohnsitz in neun Jahren in der Einsiedelei am Thierberg in Kufstein einzurichten  – wobei er scherzend meinte, dass er dann auch auf die Unterstützung von Frauen hinsichtlich der Essensversorgung hoffe.

Mag.a Tania Zawadil, kfb Regionalstellenleiterin in Wörgl, dankte der Direktorin der Polytechnischen Schule Martina Hartl und ihrem Team für die Suppenzubereitung. Hartl betonte, dass die Schule gern mitgemacht habe und Thea Gruber erinnerte daran, dass bereits vor 40 Jahren in Zusammenarbeit mit „dem Poly“ zwei Mal Fastensuppenaktionen mit Ausgabe im Kirchhof durchgeführt wurden.

Spenden für die Aktion Familienfasttag wurden auch in der Pfarre Bruckhäusl gesammelt – Silvia Gasteiger und Frieda Friedl übergaben 400 Euro Spendengeld an die kfb Regionalleiterin, die sich für deren Engagement beim Pfarrcafé und der Fastensuppen-Ausgabe in Bruckhäusl bedankte.

Ukraineflüchtlinge in Wörgl

Nachdem Michaela Luckmann in ihrer Ansprache zu einer Gedenkminute für die Menschen in der Ukraine aufgerufen hatte, ging auch Wörgls neuer Bürgermeister Michael Riedhart auf die aktuelle Lage ein. Nachdem das Land Tirol sich mit einem Aufruf an alle Bürgermeister gewandt hatte, wurde in Wörgl ein Krisenstab gebildet. „Wir haben in 14 freien Räumen im Seniorenheim 23 geflüchtete Menschen untergebracht, gekommen sind Frauen, Kinder und Menschen mit Behinderung“, so Riedhart. Mit weiteren privat bei Familien untergebrachten Geflüchteten befinden sich derzeit rund 30 Menschen aus der Ukraine in Wörgl. „Wir wollen sie erst einmal ankommen lassen und dann in das Leben hier integrieren. Dazu haben wir bereits eine Lehrerin mit Sprachkenntnissen in Ukrainisch, Englisch und Deutsch bei der Stadt angestellt, sie wird Kinder und Erwachsene beim Spracherwerb unterstützen“, schildert Riedhart Aktivitäten der Stadt, die beim Eintritt ins Schul- und Arbeitsleben helfen sollen. Im nun erarbeiteten Integrationsplan werde auch mit Einrichtungen wie der Musikschule zusammengearbeitet.  Derzeit kommen täglich zwischen 50 und 100 ukrainische Flüchtlinge nach Tirol. Ob und wo in Wörgl noch Unterbringungsmöglichkeiten sind, wird ausgelotet.

Bevor die Gäste – unter ihnen etliche VertreterInnen der Erzdiözese sowie auch Wörgls neuer Vizebürgermeister Roland Ponholzer – zu Tisch gebeten wurden, segnete Wörgls Pfarrprovisor Christian Hauser die Fastensuppe inklusive aller, die an deren Entstehung beteiligt waren.  Die musikalische Umrahmung des Festaktes steuerte Katharina Huber auf ihrer Harfe bei.