„Film ab!“ hieß es heuer zum neunten Mal beim Tiroler Kurzfilmfestival, mit dem der Verein Wörgler Lichtspiele am 25. November 2023 zum zweiten Mal im Cineplexxx Wörgl den roten Teppich für die kreative Film-Szene ausrollte und Kino-Erlebnis auf ganz großer Leinwand bot. Eins vorab: Die Qualität der gezeigten cineastischen Gusto-Stückerl steigt von Jahr zu Jahr. Und heuer waren besonders viele Tiroler Beiträge am Start.
Aus über 40 Einreichungen traf die ehrenamtlich tätige Fachjury eine Vorauswahl, mit der elf Kurzfilme ins Rennen um die Publikumsgunst gingen. „Die aufgegriffenen Themen sind ein Gradmesser dafür, was unsere Gesellschaft umtreibt“, schätzt Helmut A. Häusler die zwar zeitaufwändige, aber interessante Arbeit in der Jury, der weiters Cornelia Thurnbauer, Melanie Zemsauer, Mathias Peschta, Elisabeth Juen und Roland Aßmann angehörten.
Die Preistrophäen, die einmal von der Jury und einmal vom Publikum mittels Online-Voting vergeben wurden, überreichte das Moderatoren-Duo Anna Etzelstorfer und Dominic Kainzner nach einem spannenden Kurzfilm-Marathon mit gehörig Nervenkitzel an die Gewinnerinnen: Über den Jurypreis freuten sich Jennifer Gartler aus Wien und ihre weibliche Crew für „Womens Business“ – ein Statement für queeres Selbstbewusstsein, gedreht im Damenklo eines Clubs, produziert an der FH St. Pölten. Und der Publikumspreis ging an Lea Andexlinger für „The Fear of Deep Feelings“. Die Salzburger Maturantin gewann mit ihrem Kurzfilm, entstanden im Kreativ-Schreiben-Unterricht, bereits den media literacy award 2023.
Aus den Tiroler Einsendungen schafften es gleich mehrere auf die große Leinwand. Mit „Kalte Füße“ porträtiert Filmemacherin Lena Vogler aus Schwaz einen jungen Mann, der als dreijähriges Kind beim Eislaufen im Schliersee einbrach und daran beinahe starb. Ein Vorfall, der sein weiteres Leben prägt. Aus ständiger Angst befreit er sich erst, als er seinen Feind, die Kälte, zum Freund macht und in der Verbindung zur Natur Heilung findet. Düster und mit überraschendem Ausgang bringt der Wörgler Timon Obrist in seinem Kurzfilm „Hitcher“ eine gewalttätige Story über zwei jugendliche Autostopperinnen auf die Leinwand. Von High School-Amokläufen inspiriert ist der spektakulär inszenierte Kurzfilm „The Emergency Call“ vom AGM-Team aus Kufstein, für den das Wörgler Bundesschulzentrum als Drehort diente.
Was kann und was darf die „Künstliche Intelligenz“? Damit setzt sich der Animationsfilm „F(AI)TH“ der Westendorfer Film-Crew von Daniel Wieser und Paul Kraner auseinander. Mit „Eggspression“ liefert der Berliner Dave Lojek eine Anleitung, wie man die ganze Bandbreite von Emotionen ohne ein einziges Wort amüsant ins Eieressen verpacken kann. Ums Thema Glück ranken zwei weitere Filme aus Deutschland. In „Joy“ von Sascha Kirschberger versucht eine junge Passantin mit ihrer Überredungskunst, einen Mann vom Springen einer Brücke abzuhalten. Man suche immer das verdammte Glück, so weit weg. Gefunden hat dieses Glück Mohammed-Ali Behboudi aus Köln und schildert es im gleichnamigen Kurzfilm. Da scheinen die Zutaten so einfach zu sein wie jene für ein gutes Essen. Mohammed-Ali kämpfte im Iran-Irak-Krieg, kam als politischer Flüchtling vor 35 Jahren nach Deutschland und lebt jetzt seinen Traum beim Theater im „Land der Dichter und Denker“.
Am anderen Ende des Gefühlsspektrums stehen zwei Beiträge aus Österreich. In „Yellow“ von „Sepsis und Horse“, zuhause am Abersee im Salzkammergut, eskaliert eine Unterhaltung zwischen zwei Männern nachts an einer Bushaltestelle, die offen lässt, ob der aggressive Reisende seine Frau ermordet hat. Ganz anders als erwartet endet „Stay Inside“ von Alexander Baldreich, ebenso angesiedelt im Krimi-Genre. Da kommt die Polizeidurchsage, dass eine gefährliche Person im Bezirk Horn gesucht wird, als eine Frau nachts mit Autopanne bei einer verlassenen Tankstelle auf den Pannendienst wartet.
Der Verein Wörgler Lichtspiele nimmt unter der Federführung von Hauptorganisator Dominic Kainzner bereits Anlauf fürs 10. Tiroler Kurzfilmfestival 2024 und bedankte sich bei den vielen ehrenamtlichen HelferInnen, die das Cineplexxx zum Festival-Kino samt eigener Bar mit Popcorn-Stand werden ließen, sowie bei den vielen Sponsoren.