Freigarten-Infoabend mit vielen Garten-Tipps

Mit der Schneeschmelze beginnt wieder die Gartensaison. Mit den ersten Frühlingsblühern stimmte am 2. März 2017 der Info-Abend „Gartenfreude mit Mehrwert“ der Wörgler Freigarten-Initiative im Wörgler Tagungshaus darauf ein, bei dem Jutta Seethaler den Freigarten vorstellte, Mag.a Margarethe Holzer über Permakultur informierte, der Biologe und Schutzgebietsbeauftragte der Filz Philipp Larch  Tipps für Natur im Garten gab und Franz Feiersinger über das Leistungsspektrum des Obst- und Gartenbauvereins Wörgl sowie seine Ausbildung zum Projektgärtner berichtete.

Auf die Bedeutung gesunden Bodenlebens und ökologischer Lebensräume in der Stadt hinzuweisen und anzuregen, öffentliche Flächen zum Anbau essbarer Pflanzen zu nutzen – diese Ziele vereint der Wörgler Freigarten an der Kreuzung Unterguggenbergerstraße/Brixentalerstraße. Im zweiten Anlauf gelang 2011 auf Initiative der Wörgler Grünen sowie interessierter HobbygärtnerInnen die Umgestaltung der rund 400 Quadratmeter großen Fläche im Eigentum der Stadt in einen Schau- und Naschgarten nach Permakultur-Richtlinien. Bei der Gestaltung stand Mag.a Margarethe Holzer von Permakultur Tirol der Freiwilligen-Initiative beratend zur Seite, die seither für Bepflanzung und Pflege in Eigenregie sorgt und dabei mit Sachleistungen von der Stadt unterstützt wird.

Die Besonderheit dieses Gemeinschaftsgartens: Jeder darf hier ernten, was gerade reif ist – Beeren, Kräuter, aber auch Gemüse und Früchte wie Quitten oder Mispeln, wobei diese erst nach dem ersten Frost verwertbar sind. Durch jährliches Mulchen wurde in den vergangenen sechs Jahren Humus aufgebaut und das Bodenleben angereichert. Die anfängliche Schneckenplage ging mit dem Auftauchen von Nützlingen wie Blindschleichen, Eidechsen und Vögeln, die in der seither gewachsenen Wildsträucherhecke auch nisten, deutlich zurück.

Der Freigarten mit Wasserstelle etablierte sich als Ruheinsel, wobei zu den BesucherInnen alle Altersgruppen zählen. Die offene Freigarten-Initiative freut sich jederzeit über Interessierte, die aktiv mitmachen und dabei voneinander lernen und gemeinsam Erfahrungen sammeln wollen. Infos über Treffen gibt´s per Mailing-Liste sowie auf facebook unter Wörgler Freigarten.

Freigarten-Infoabend am 2. März 2017 in Wörgl. Foto: Veronika Spielbichler

Die Referenten beim Freigarten-Infoabend v.l. Franz Feiersinger, Mag.a Margarethe Holzer, Jutta Seethaler und Philipp Larch.

Was ist Permakultur?

„Permakultur ist eine ganzheitliche Planungsmethode, mit deren Hilfe man landwirtschaftlich produktive Ökosysteme plant und umsetzt, die die Vielfalt, Stabilität und Widerstandskraft  natürlicher Ökosysteme haben. Die Methode wird für private Hausgärten, landwirtschaftliche Betriebe bis hin zu sozialen Systemen angewandt“, erklärte Mag.a Margarethe Holzer von Permakultur Tirol. „Permakultur hat ihren Weg über die  Landwirtschaft in die Gärten, in die
Ökodörfer, in die Städte und städtischen Hinterhöfe, in die Gemeinschaftsgärten, auf Dachgärten, in Gemeinden und in die Entwicklungsländer gemacht.“

Zur Planungsmethode zählen die Schaffung von Zonen, Gestaltungsgrundsätze und die Verwendung von Elementen, wobei Pflanz- und Tiergemeinschaften gebildet werden und der Wasserhaushalt ebenso eine wichtige Rolle spielt wie Kreislaufwirtschaft. Mulchen, Fruchtfolge und Mischkulturen sowie Trockenmauern für Kräuter und Nützlinge sind ebenso Bestandteil wie eigene Saatgutvermehrung. Holzer zeigte anhand sehr erfolgreicher Permakulturprojekte in Afrika auf, dass die Methode weltweit im Landbau anwendbar ist und nannte Anwendungsbereiche abseits der Bodenbearbeitung im menschlichen Zusammenleben wie Einkaufsgemeinschaften, Tauschkreise, Komplementärwährungen oder Repair Cafés und die Transition Town-Bewegung.

Natur im Garten fördern

Natur im Garten beginnt auch bei der Gestaltung – das zeigte Philipp Larch anhand praktischer Tipps auf, wie Nischen für Schmetterlinge, Wildbienen und andere Nützlinge wie Igel geschaffen werden können. Durch die intensive Flächennutzung der Landwirtschaft gewinnt die Vielfalt in Gärten als Rückzugsraum bedrohter Pflanzen- und Tierarten immer mehr an Bedeutung.

„Einfach eine Ecke im Garten verwildern lassen und erst im Oktober mähen, besser sogar noch bis zum Frühjahr stehen lassen“, lautete eine Empfehlung. Invasive Neophyten meiden und stattdessen heimische Wildsträucher wie Weißdorn, Hollunder, Berberitze oder Schlehe anpflanzen eine weitere. Wer statt lauter Laubsauger im Herbst in einer Ecke des Gartens einen Laubhaufen zusammenrechnet, schafft Platz für die Überwinterung von Igeln und nützlichen Käfern. Beim Kauf von Erde darauf achten, dass sie nicht nur torfreduziert, sondern torffrei ist – das schützt Moore vor dem Torfabbau. Wer bei der Gartengestaltung Totholz und Steinmauern Raum gibt, schafft nicht nur Abwechslung fürs Auge, sondern auch Lebensraum für Tiere. Und nicht zuletzt: „Zuviel Licht im Garten vermeiden und Zeitschaltuhren verwenden, damit es nachts dunkel wird. Das brauchen Nachtfalter, um sich orientieren zu können“, rät der Biologe, wobei Lampen, die nach unten strahlen, der Vorzug vor Leuchtmitteln gegeben werden soll, die nach oben ihr Licht entsenden.

Projektgärtner beim Obst- und Gartenbauverein Wörgl

Das Leistungsspektrum des Obst- und Gartenbauvereines Wörgl und was seine Ausbildung zum Projektgärtner beinhaltet, stellte dessen stellvertretender Obmann Franz Feiersinger vor. Die dreijährige Ausbildung zum Projektgärtner beinhaltet sieben Module: Persönlichkeitsbildung und Projektmanagement, den sozialen Garten für Therapie, Integration oder Senioren, Erlebnisgärten für Kindergarten und Schule, Urban Gardening, Gemeinschaftsgärten, öffentliches Grün und den Familiengarten als Wohlfühloase und Gesundbrunnen.

Wildbienen-Projekt in Wörgl, Itter und Angerberg

Die länderübergreifende Ausbildung mit Teilnehmern aus Westösterreich und Bayern sieht auch die Durchführung eines Praxisprojektes durch. „Für das Pilotprojekt Bestäuber der ersten Stunde sind wir zu dritt. Es geht darum, Volksschulkindern in Angerberg, Itter und Wörgl den Jahreskreis der Wildbienen miterleben zu lassen“, erklärt Feiersinger. Mit ausgewählten Schulklassen werden Insektenhotels gebaut und im Frühjahr 2018 sollen den Kindern Kokons von Wildbienen übergeben werden, die sie dann selbst bei der Entwicklung beobachten können.

„Wir sind ein gemütlicher, buntgemischter Haufen, der Arbeit im Grünen nicht als Arbeit sondern als Ausgleich und Wohltuendes für Körper und Geist sieht“, stellte Franz Feiersinger den Wörgler Obst- und Gartenbauverein vor, der vor über 100 Jahren zur Förderung der Obst- und Gartenkultur gegründet wurde. „Ortsbildpflege, Wahrung des Naturschutzes, Grünraumgestaltung und  Erhaltung der Artenvielfalt  tragen  zur Wahrung der Kulturgeschichte unseres Landes bei“, erklärt Feiersinger. Zu den Vereinsaktivitäten zählen Besuch und Organisation von Ausstellungen, Schnittkurse, Vorträge, Ausflüge und bei Interesse die Ausbildung zum Baumwärter – weitere Info dazu gibt´s auch online unter woergl.gruenes-tirol.at

Baumschnittkurs am 18. März 2017

Der Obst- und Gartenbauverein wirkt nicht nur in Wörgler Gärten, sondern wiederholt in der Öffentlichkeit – ob Obstbaumpflanzen, Apfelsaftpressen oder Hochbeet-Bauen mit Volksschulkindern, Beratung bei der Bepflanzung öffentlicher Flächen oder Hilfestellung bei Feuerbrand-Befall. „Unsere Hauptarbeit liegt und wird auch in Zukunft beim Obstbaumschnitt und der Pflege von Streuobstwiesen sein. Wir unterstützen bei der Auswahl der Bäume. Pflanzaktionen gibt es fast jährlich vom Landesverband. Wir  unterstützen bei der Pflanzung, dem Pflanz- und Erziehungsschnitt. Ganz besonders aber liegt mir der Verjüngungsschnitt am Herzen – ich liebe es alte Bäume zu schneiden und so zur Erhaltung unserer alten Sorten beizutragen“, erklärt Feiersinger.

Jahreshauptversammlung mit Vortrag „Auf der Schattleit durchs Gartenjahr“

Den richtigen Obstbaumschnitt vermittelt der OGV jedes Jahr im Frühjahr mit einem Baumschnittkurs, der heuer am Samstag, 18. März 2017 wieder um 13:30 Uhr beim Waldleger-Bauern in Wörgl-Lahntal (Zufahrt Zauberwinklweg) stattfindet. Wer den Verein kennenlernen will, ist auch zur Jahreshauptversammlung am Donnerstag, 16. März 2017 um 20 Uhr im Gasthof Alte Post herzlich willkommen. Gezeigt wird dabei auch der Vortrag „Auf der Schattleit durchs Gartenjahr“ von Veronika Spielbichler.