Einen großen Tiroler Maler der Moderne ehrt derzeit der Wörgler Heimatmuseumsverein mit einer Ausstellung in Galerie am Polylog, die vor allem sein Spätwerk präsentiert: „Helmuth Ascher 80plus“. Die Vernissage mit Buchpräsentation am 23. November 2018 erlebte einen wahren Besucheransturm, der auch Zeichen der hohen Wertschätzung war, die der vor fünf Jahren verstorbene Künstler in der Wörgler Bevölkerung und weit darüber hinaus genossen hat.
Helmuth Ascher galt als „der“ Maler von Wörgl – war aber weit mehr. Das verdeutlichten sowohl Kurator Dr. Günther Moschig in seinen Worten bei der Ausstellungseröffnung wie auch das von der Familie herausgegebene Buch über das bildnerische Gesamtwerk Aschers, zu dem der Kunsthistoriker Dr. Moschig den Text beisteuerte. Mit Helmuth Ascher verband ihn ein über 30 Jahre währender Austausch, bei dem er Ascher nicht nur als Fotograf und Maler kennenlernte, sondern auch als „wichtige Figur im Wörgler Kulturleben und für das Verstehen der Tiroler Moderne“.
Wie tief Ascher die Wörgler Seele berührte, spiegelte der enorme Zustrom vieler „Ur-Wörgler“ zur Vernissage, die sonst selten bei Veranstaltungen in Wörgl zusammentreffen. Heimatmuseumsvereins-Obmann Mag. Markus Steinbacher erinnerte bei der Begrüßung daran, dass der Museumsverein Helmuth Aschers Werk bereits vor 10 Jahren gemeinsam mit Bildern des Wörgler Malers Franz Schunbach in einer Ausstellung präsentiert hatte und nun mit einer Einzelausstellung Aschers Bedeutung für die Stadt würdige. Die aktuelle Ausstellung zeigt vor allem Aschers Spätwerk, worauf der Titel 80plus hinweist, und stellt dem einige frühe, noch farbigere Werke gegenüber, die im Foyer zu sehen sind.
„Helmuth Ascher hat Wörgl eine ästhetische Würde gegeben“, stellte Dr. Günther Moschig fest und erntete dafür Applaus und Gelächter gleichermaßen, da Wörgl gemeinhin ja nicht gerade als optische Schönheit gilt. „Helmuth Aschers Bilder sind ein großes Kompliment für Wörgl“, nahm Bürgermeisterin Hedi Wechner, die offizielle die Ausstellung eröffnete, den Ball auf und rief den Maler auch als Mensch und Fotografen in Erinnerung, dessen Professionalität und Detailverliebtheit legendär waren: „Er hat Fotografien wie Bilder komponiert – da hat nie alles auf den ersten Blick gepasst, aber das Ergebnis war immer wunderbar.“ Ascher sei kein „Reisekünstler“ – er habe gemalt, was er hier vor Augen hatte – mit großer Klarheit und geraden Linien, denen er immer treu geblieben sei.
Auf den Werdegang Helmuth Ascher ging Dr. Moschig ein. 1930 in Wörgl geboren, absolvierte Ascher von 1944-47 eine Fotografenlehre in Innsbruck, verbrachte danach über fünf berufliche Wanderjahre in der Schweiz und arbeitete dann als selbständiger Fotograf von 1953-1999 in Wörgl. Zu den künstlerisch prägenden Begegnungen und Menschen zählten der Vater Ernst, Hauptschuldirektor und Zeichenlehrer, die Bilder Albin Egger-Lienz´, der Wörgler Maler Wilfried Kirschl und die Mitarbeit an einem Film über den Maler Cuno Amiet in der Schweiz.
Der Berufswunsch, Maler zu werden, war angesichts der Ereignisse des 2. Weltkrieges zugunsten der Fotografenlehre an zweite Stelle gerückt, doch er ließ Helmuth Ascher nie los. Wie bei der Malerei geht es auch in der Fotografie ums Sehen – und Ascher beschäftigte sich seit den späten 50er Jahren zunehmend mit Malerei, dabei angespornt vom Tiroler Bildhauer Josef Opperer.
Als entscheidenden Einschnitt in der Entwicklung seiner Bildsprache bezeichnete Dr. Moschig den Bau des Eigenheimes am Hennersberg: „Der fotografische Blick spielt in Aschers Malerei eine große Rolle – und den Blick hat der Hennersberg geprägt.“ In der Abstraktion seiner modernen Malerei weisen seine Bilder mehrere Blickachsen auf, die reduzierte Farbigkeit mit dem Spiel von Licht und Schatten zähle ebenso wie sein Interesse an Architektur zu den Wesenszügen von Aschers Malstil, der „seine Idee von Malerei autodidakt entwickelt und umgesetzt hat“. Ascher bevorzugte Landschaftsmotive, malte aber auch Porträts und Stillleben und stellte ab 1977 mehrfach in ganz Österreich aus. Er war Mitglied der Tiroler Künstlerschaft sowie der Vereinigung bildender Künstler der Steiermark. Sakrale Arbeiten von Helmuth Ascher sind im öffentlichen Raum in Wörgl am Friedhof ebenso zu sehen wie beim Kreuzweg auf die Möslalm.
Die Idee zum Buch hatte die Familie – Helmuth Aschers Frau Margit und die beiden Kinder Dr. Judith Ascher-Jenull und Christoph Ascher, die sich bei der Vernissage über das große Publikumsecho freuten. Der Bildband ist während der Ausstellung in der Galerie am Polylog sowie bei der Familie erhältlich, u.a. im Fotogeschäft in der Bahnhofstraße. Die Ausstellung ist noch bis 29. Dezember 2018 jeweils donnerstags und freitags von 16:30-18:30 Uhr sowie samstags von 10-13 und 14-16 Uhr bei freiem Eintritt geöffnet.