Mit einem Trommelwirbel für Mike Zangerl wurde am 7. Juli 2023 in der „Galerie ohne Polylog“ dessen Ausstellung „Zeichnungen aus 70 Jahren“ eröffnet. Der Zirkus beeindruckte ihn schon als Kind, das Widerständig-Subversive sein Leben lang und zum 70er überraschte er die große Besucherschar bei der Vernissage noch mit einem Kopfstand. Zangerls Arbeiten sind noch zwei Tage lang täglich von 15-19 Uhr und samstags zusätzlich von 10-12 Uhr zu sehen.
Wörgls Kulturreferent Sebastian Feiersinger eröffnete die Ausstellung des Lebenswerkes, auf das Mike Zangerls Schwager, der Kunsthistoriker Dr. Günther Moschig ausführlich einging. Anlass für den Rückblick auf sein Schaffen war Zangerls Geburtstag am 8. Juli 1953, womit die Vernissage gleich zu seinem Geburtstagsfest im Kreis seiner großen Familie und vieler Wegbegleiter auch aus der Theaterszene wurde.
Moschig erinnerte an Zangerls Ausstellungsaktivitäten in Wörgl, die Ende der 1980er Jahre im legendären Jugend-Treff „Nullpunkt“ begannen. Unter dem Motto „Ois is Blues“ stand jene in der Galerie Perlinger 1988 und gemeinsam mit Schwester Gabriele stellte Mike beim Bruggnhockerherbst aus. Zangerl studierte von 1978 bis 1984 an der Akademie der Bildenden Künste in Nürnberg Textilkunst und Flächendesign, widmete sich dem Material Glas und der freien Zeichnung. Nach beruflichem Engagement bei der Firma Rosental in der deutschen Porzellanstadt Selb kehrte Zangerl als freischaffender Künstler zurück nach Wörgl, stattete u.a. die Kitzbüheler Nobeldisco Drop In aus. Mehr von der Welt sehen – es zog Mike nach Paris, wo er als Straßenkünstler lebte. „Diese Zeit hat Mike geprägt“, so Moschig, ebenso wie die späten 1960er Jahre.
Seine gesellschaftskritische Haltung nahm Mike mit in den Alltag als Lehrer an der Glasfachschule Kramsach und in sein Theaterengagement, die schon die Auswahl der Stücke zeige, in denen er mitwirkte – „Für Frieden und Freiheit“, „Die Kinder vom Bahnhof Zoo“, „Einer flog über das Kuckucksnest“ oder „Krach im Hause Gott“. Die große Liebe zur Bühne manifestierte sich bei Mike nicht nur als Schauspieler, sondern auch hinter den Kulissen, vom Bühnenbau bis zur Regie. Ausdruck seines widerständigen Wesens ist auch Zangerls jahrzehntelanges soziales Engagement beim Verein Neustart sowie aktuell in einem Kunstprojekt mit Häftlingen im Gefängnis.
Die Ausstellung zeigt Zangerls Werdegang, beginnend von Kinderzeichnungen bis zu neuesten Arbeiten, wobei er seinem Zeichenstil mit feinem schwarzem Tuschestift über Jahrzehnte treu blieb. Zu sehen sind auch Bühnenbild-Modelle. „Es ist die Domaine der Kunst, die Welt auf den Kopf zu stellen“, merkte Moschig an. Mike Zangerls Kunst liefere Ansätze fürs Geschichtenerzählen, die abstrakte Form erinnere an den Surrealismus, sein Zeichenstil an den Paul Flora´s. Mike´s freie Assoziation bis ins Abstrakte lasse aber auch Figuren, Gesichter und Fratzen erkennen.