Wörgl zählt zu den am schnellsten wachsenden Städten Österreichs – und das seit Jahrzehnten. Moderne, nicht immer schöne Architektur dominiert mittlerweile das Stadtbild und lässt leicht vergessen, dass Wörgl eine reichhaltige Geschichte und nach wie vor Kulturgut im öffentlichen Raum vorzuweisen hat. Das sichtbar macht der begeisterte Wörgler Geschichte-Fan und Kulturschaffende Franz Bode mit der Erfassung und Beschreibung von Flur- und Kleindenkmälern im Rahmen eines EU-Projektes.
Für die Stadtarchiv-Homepage heimat.woergl.at sammelt Franz Bode schon jahrelang alte Fotos, Ansichtskarten und Sterbebilder, um das Leben in früherer Zeit zu dokumentieren. Nachdem die Stadt 2017 bei ihm anfragte, willigte er ein, in Wörgl die Erfassung und Dokumentation von Klein- und Flurdenkmäler für die Online-Plattform www.kleindenkmaeler.tirol zu übernehmen, die Wertschätzung für das Kulturgut österreichweit vermitteln will. Und wusste da noch nicht, was ihn erwartete.
Er setzte sich aufs Fahrrad und begann, einmal alles zu fotografieren, was ihm ins Auge fiel. Kapellen, Bildstöcke, Denkmäler, Skulpturen – daran denkt man gleich. Nicht allerdings an viele Details an Gebäuden wie Wandgemälde, Glockentürme, Fassadenverzierungen oder Fensterstrukturen. Und so startete Franz Bode eine weitere reich bebilderte Zeitreise. Was war das Überraschendste an ihr? „Die Menge!“ antwortet Bode prompt.
Mittlerweile wuchs die Anzahl der dokumentierten kulturgeschichtlichen Besonderheiten auf stattliche 245 Einträge auf der Online-Plattform, darunter sind 174 von insgesamt 304 „Wörgler Meilensteinen“ in der Innenstadt (Infos: http://meilensteine.woergl.at/). Die ältesten erfassten Exponate befinden sich an Bauernhäusern. Über 100 Taferl brachte Franz Bode gemeinsam mit Stadtarchivar Helmut Wechner in den vergangenen Wochen direkt bei den Klein- und Flurdenkmälern an, beschriftet mit Infos und QR-Code.
Beginnend am Angather Weg mit den Wandgemälden von Wilfried Kirschl, Gerhild Diesner und Max Weiler, weiter über die Denkmäler für Esperanto-Erfinder Ludwig Zamenhof und die Opfer des Faschismus am Bahnhofsplatz Führt die Tour durch Wörgls Klein- und Flurdenkmäler, die Stück für Stück aufs ganze Stadtgebiet erweitert wird – wobei das Projekt noch nicht abgeschlossen ist.
Bode recherchiert Hintergründe, führte hunderte Gespräche mit Grundstückseigentümern und holte dabei auch das Einverständnis ein, das großteils im Privatbesitz befindliche Kulturgut öffentlich sichtbar zu machen – mittels Online-Eintrag und Beschilderung. Das wurde nur selten verweigert. Manchmal kommen die Hinweise leider zu spät – wie das Beispiel des nun abgerissenen Dalln-Bauern in der Wildschönauer Straße zeigt – und vereinzelt verschwanden Taferl nach ein paar Tagen. „Das sind aber Ausnahmen“, weiß Bode und nimmt jetzt nach Corona-bedingter Pause die Dokumentation der Flur- und Kleindenkmäler im Wörgler Lahntal ins Visier.