Maßgeschneiderte Unterrichtsmaterialien für AsylwerberInnen-Deutschkurse stehen nun in Tirol zur Verfügung, wie das Land mittels Presseaussendung mitteilt. Erstellt wurden Lehrbehelfe für hauptamtliche LehrerInnen und ehrenamtliche SprachbegleiterInnen. Landesrätin Christine Baur stellte mit den GemNova-Mitarbeiterinnen Sabine Kroneder und Alexandra Leitner das Unterrichtskonzept und die Materialien für Deutsch als Zweitsprache vor.
„Das Erlernen der Landessprache ist ein wesentliches Element der Integration“, betont Sozial- und Integrationslandesrätin Christine Baur. Aus diesem Grund können AsylwerberInnen auch ab dem ersten Tag in einer Tiroler AsylwerberInnenunterkunft mit Deutschkursen beginnen, die seit Anfang des Jahres auf professioneller Basis von der GemNova angeboten und koordiniert werden. „Dass nun auch der Bund Deutschkurse im Asylverfahren fördert beweist einmal mehr, dass wir in Tirol auf dem richtigen Weg sind“, so LRin Baur.
An insgesamt 57 Standorten in Tirol werden aktuell Deutschkurse angeboten. Da kleinere Unterkünfte derzeit mit mobilen Lösungen versorgt werden, entspricht dies einer Abdeckung von 88 Prozent. „Insgesamt 53 Lehrerinnen und Lehrer mit unterschiedlichem Beschäftigungsausmaß unterrichten rund 185 Kursgruppen, dies entspricht 750 Unterrichtseinheiten pro Woche“, informiert Sabine Kroneder, Leiterin des Projekts Deutschkurse für AsylwerberInnen in der GemNova. Ein/e AsylwerberIn besucht durchschnittlich 4 Unterrichtsstunden pro Woche.
Ergänzt und intensiviert werden die hauptamtlichen Kurse durch eine ehrenamtliche Sprachbegleitung – im Bereich der Freiwilligenarbeit wurden von der GemNova bereits elf Workshops für ehrenamtliche SprachbegleiterInnen in fünf Bezirken abgehalten, um auch den freiwilligen HelferInnen das nötige Know-How für die Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache näherzubringen.
Praxisnahe Unterrichtsthemen
„Die große Herausforderung ist es, das Unterrichtsmaterial, das einerseits in den Kursen, andererseits in der Sprachbegleitung verwendet wird, so zu gestalten, dass verschiedene Leistungsniveaus, verschiedene Altersgruppen und auch verschiedene Vorkenntnisse berücksichtigt werden können“, erläutert LRin Baur. Gleichzeitig müssen die Inhalte auf die Bedürfnisse und die Lebenswelt der Lernenden ausgerichtet sein sowie ihnen die Erstorientierung und infolge die Integration in die österreichische Gesellschaft erleichtern. „Ziel bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien ist es, durch praxisrelevante Unterrichtsthemen die Asylwerberinnen und Asylwerber über den Spracherwerb hinaus für verschiedene Bereiche des öffentlichen Lebens vorzubereiten“, so Kroneder.
Dafür wurden die Kursinhalte und die Unterrichtsmaterialen in thematisch abgegrenzte Module untergliedert. „Der Vorteil in dieser modularen Gliederung liegt darin, dass Inhalte niveauübergreifend einsetzbar sind und keine bestimmte Chronologie – etwa bei der Vermittlung der Grammatik – voraussetzen. Versäumte Unterrichtsstunden oder ein ‚Quereinstieg‘ in den Unterricht ist demzufolge kein Problem beim Spracherwerb“, fasst Kroneder die Vorzüge dieser Didaktik zusammen. Gleichzeitig können die Module jederzeit aktualisiert, modifiziert und erweitert werden, auch neue Module können entwickelt und in das Gesamtkonzept integriert werden. „Thematisch geordnete, überschaubare Kursabschnitte machen den Lernerfolg sichtbarer und erhöhen so Motivation und Selbstvertrauen“, hebt LRin Baur hervor.
Beispiel: Modul Gesundheit
Eines der Module behandelt das Thema Gesundheit. Dafür wurden sowohl Material für ehrenamtliche SprachbegleiterInnen in Form einer Sprachbox, die sogenannte DeutschPlusBox, als auch Unterlagen für die hauptberuflichen LehrerInnen erstellt. „Neben dem Wortschatz zu allen wichtigen Körperteilen, Organen und häufigen Krankheitsbildern wird auch grundlegendes Wissen über den Aufbau und die Funktionsweise des menschlichen Körpers sowie des österreichischen Gesundheitswesens vermittelt. Das Konzept der österreichischen Sozialversicherung mit den verschiedenen Krankenkassen und die Funktion der E-Card werden ebenso behandelt wie die Unterscheidung medizinischer Fachbereiche, die Überweisungen zu Spezialisten, Krankenhausaufenthalte und Operationen“, berichtet Alexandra Leitner, in der GemNova zuständig für die Materialentwicklung und Ehrenamtsbetreuung. Ergänzt werde dieses Wissen durch praktische Übungen zum Umgang mit Medikamenten, Verstehen von Beipacktexten und dem richtigen Verhalten bei Unfällen. Ernährungsbewusstsein, Zahngesundheit, und Bewegung werden ebenso thematisiert wie Schwangerschaft und Verhütung, Volkskrankheiten, Gesundheitsvorsorge, Hygiene und gängige Hausmittel. „Ein besonderer Fokus wird auf der Vermittlung und Einübung von Praxissituation, wie der Orientierung im Krankenhausgelände oder der Terminvereinbarung bei Ärztinnen und Ärzten gelegt“, führt Leitner weiter aus.
In Ausarbeitung bzw. in Planung sind bereits die Module Landes- und Kulturkunde/Leben in Österreich; Gesellschaft und Beziehungen; Politik, Recht und Verwaltungsstrukturen; Natur und Umwelt sowie ein Modul zur Lese-, Schreib und Medienkompetenz.
Text: Land Tirol/Mag. Iris Reichkendler