Kunst aus Afrika steht diesen Herbst im Zentrum der Ausstellungstätigkeit des Kunstforums Troadkastn in Kramsach. Am 17. Oktober 2015 eröffnete eine unter die Haut gehenden Performance die Ausstellung „Wer fürchtet sich vorm schwarzen Mann?“. Am 7. November wird der Themenschwerpunkt mit einer Ausstellung über Kolonialkunst aus Afrika mit Leihgaben aus dem Haus der Völker in Schwaz fortgesetzt.
„Mit zeitgenössischer afrikanischer Kunst wollen wir auf die aktuelle Problematik hinweisen“, erklärte Bildhauer Mag. Alois Schild, künstlerischer Leiter des Vereines Freunde zeitgenössischer Kunst Kramsach zur Eröffnung der Ausstellung mit Skulpturen, Objekten und Bildern afrikanischer Künstler, die gemeinsam mit dem Verein Karibu für Kultur und Sprachen und dem Freundeskreis Flüchtlingsheim Landhaus St. Gertraudi ausgerichtet wird.
Kramsachs Kulturreferentin Mag. Karin Friedrich erläuterte die aktuelle Situation in Kramsach, wo in zwei Häusern derzeit jeweils 16 Flüchtlinge untergebracht sind. Bei 4.688 Einwohnern würde die vom Bund vorgegebene Quote von 1,5 % der Einwohnerzahl die Aufnahme von 70,32 Personen bedeuten. Friedrich hofft, dass das Durchgriffsrecht des Bundes in Kramsach nicht notwendig werde und weitere Flüchtlingsunterkünfte mithilfe der Bevölkerung entstehen. Die Kulturreferentin zitierte aus der Erklärung der Menschenrechte und wies auf vorbildliche Bereiche des Zusammenlebens hin: „Bei Kultur und Sport gibt es keine Grenzen, das funktioniert Nationalitäten-übergreifend.“ Friedrich plädiert dafür, Brücken zu den Neuankömmlingen zu bauen, das entspreche auch dem christlichen Wert der Nächstenliebe.
„Tirol hat über 700.000 Einwohner – da sind 4.000 Asylwerber verkraftbar“, erklärte Heinz Purkhart, seit 14 Jahren Leiter im Flüchtlingsheim Landhaus in St. Gertraudi, wo derzeit 65 Menschen untergebracht sind. Mit den Außenstellen betreuen Purkhart und seine Mitarbeiterin Christine Eder-Haslehner mittlerweile 180 Asylwerber. Das Wichtigste bei dieser Arbeit sei, den „Menschen auf Augenhöhe zu begegnen“, wobei weder Religion noch Herkunft eine Rolle spiele.
Besser als alle Worte brachte dann eine Perfomance zum Ausdruck, was Flucht unter den derzeit dramatischen Umständen für Menschen aus Afrika bedeutet. Begleitet von Trommelrhythmen des senegalesischen Trommelmeisters Demba Diatta verdeutlichte der ebenfalls aus dem Senegal stammende Künstler Mamadou Ba das Leid der Bootsflüchtlinge, die oftmals die Überfahrt nicht überleben. Während in den Reihen der Vernissage-Besucher einige zu Boden gingen und mit Decken zugedeckt wurden, fragte Mamadou „warum?“ und ließ von Gästen Statements mit Botschaft verlesen wie „Wir sind schwarz, aber nicht kriminell. Wir sind schwarz, aber keine Drogenhändler. Wir sind schwarz, aber keine Hundefresser!“ Die Umstände in den Herkunftsländern sind es, die Menschen veranlassen, auf der Suche nach einem besseren Leben ihr Land zu verlassen.
Neben dem Appell zum menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen stand gemeinsames Feiern dann ebenso im Mittelpunkt der Ausstellungseröffnung. Dabei konnte man auch mit vielen AsylwerberInnen persönlich ins Gespräch kommen. Zur köstlichen Verpflegung trugen viele KuchenbäckerInnen ebenso bei wie BewohnerInnen des Flüchtlingsheimes, die afrikanische Speisen mitbrachten.
Die Werke dieser Ausstellung stammen von Künstlern aus Senegal, Benin, Togo, Mozambique und Elfenbeinküste. Sie sind ein buntes Gemisch aus handwerklichen und künstlerischen Objekten und Bildern, die Einblick in das volkstümliche Afrika geben. Die Ausstellung ist noch bis 31. Oktober 2015 täglich außer Sonntag von 13 bis 18 Uhr geöffnet.
Bilder und Text: Veronika Spielbichler