Müllabfuhr wird wieder teurer

Der Abfallentsorgungsverband Kufstein gab am 1. Oktober 2020 in Wörgl Neuerungen bei der Entsorgung von Siedlungsabfällen bekannt. Die Restmüllbehandlung wird ab 1.1.2021 für die Gemeinden um rund ein Drittel teurer, was sich bei den Restmüllgebühren für die Haushalte mit einer Teuerung von etwa 6 % niederschlagen wird. Eine Preissteigerung, die vielerorts durch bessere Mülltrennung und Müllvermeidung wettgemacht werden kann.

„Die Ausschreibung war nötig“, erklärte Wörgls Bürgermeisterin und Obfrau des Abfallentsorgungsverbandes Kufstein Hedi Wechner. Und das zu einem „ungünstigen Zeitpunkt“, da viel Müll am Markt sei. Derzeit liefern 23 Gemeinden an die Firma Thöni und jene sieben, die bei Schließung der Deponie Riederberg 2007 noch dorthin entsorgten, über AEV-Verträge an die Firma Thöni. Die ist jetzt aus dem Rennen. Die Ausschreibung, die vom Abfallentsorgungsverband und dem Land Tirol vorgenommen wurde, erbrachte als Bestbieter die Bietergemeinschaft Energie Linz AG Oberösterreich, Umwelt Service GmbH und die Linz Service GmbH für Infrastruktur und kommunale Dienste. Verbrannt werden die Abfälle in Verbrennungsanlagen in Linz und Wels.

Die Kosten für Umladen, Transport und Behandlung liegen derzeit bei 144 Euro pro Tonne netto, ab 1.1.2021 steigen sie auf 186,43 Euro, die sich wie folgt zusammensetzen: 13,50 Euro fürs Umladen 33,43 für den Lkw-Transport nach Oberösterreich und 139,50 Euro für die Behandlung.

Der Blick auf Details zeigt allerlei Kurioses bei der Neuvergabe. Die Ausschreibung musste EU-weit erfolgen – eine Vergabe war aber nur an Bieter aus Österreich erlaubt. Ins 30 km entfernte Rosenheim zu liefern ist nicht möglich.

Das Land Tirol wünschte bei der Ausschreibung den Mülltransport auf der Schiene. „Grundsätzlich bin ich für die Bahn – aber es gibt eine Schmerzgrenze“, gab Hedi Wechner Einblick in die Verhandlungen, bei denen dem Lkw-Preis von 33,43 Euro pro Tonne jenes der Bahn mit über 58 Euro gegenüberstand. Nach zähen Gesprächen reduzierte sich der Bahntarif auf 52,70 Euro netto/Tonne. „Bei einer Vertragsdauer von 10 Jahren hätte das Mehrkosten für die Verbraucher von über 3 Millionen Euro bedeutet – das war nicht tragbar“, wies Wechner auf den Standpunkt der AEV-Gemeinden hin. „Die Bahn war sich des Auftrages sicher“, so Wechner. Erst als in der AEV-Mitgliederversammlung der Lkw-Transport ab 1.1.2021 sowie weitere Verhandlungen mit der Bahn beschlossen wurden, kam Bewegung ins Preisgefüge. Wechner: „Erst da wurde die Rail Cargo zugänglich – jetzt lautet das Angebot 38,45 Euro netto pro Tonne.“  Was im Sinne des Umweltgedankens vertretbar sei. „Diese 5 Euro pro Tonne machen jährlich 75.000 Euro aus, die der AEV aus eigenen Einnahmen tragen wird – sie werden den Gemeinden nicht weiterverrechnet“, so Wechner.

„Die wichtigste Botschaft ist, dass die Entsorgung für die nächsten 10 Jahre gesichert ist und dass jetzt alle 30 Gemeinden im Boot sind“, erklärte Kirchbichls Bürgermeister und Wechners Stellvertreter im AEV.

Nach dem Start mit Lkw-Transport soll im Laufe des nächsten Jahres auf Bahntransport umgestellt werden. Und dabei gibt’s schon wieder Kurioses: Die Umladestation für den Bezirk steht in Kufstein beim Fernheizwerk, wird von den Kufsteiner Stadtwerken betrieben. „Es ist traurig, aber die Bahn hat in Kufstein keine Möglichkeit, die Container auf den Zug zu verladen“, teilte AEV-Geschäftsführer Manfred Zöttl mit. Die Bahnverladung soll am Wörgler ÖBB-Terminal erfolgen – was von Journalistenseite als „Müll-Ringelspiel“ kommentiert wurde – kommt doch der Wörgler Müll erst per Lkw nach Kufstein und dann von dort per Lkw zurück nach Wörgl. Und so ploppte bei der Pressekonferenz auch prompt die Frage auf, wo da der Umweltgedanke bleibe. Zumal an der Gemeindegrenze zwischen  Wörgl und Kundl schon jetzt eine Müll-Umladestation  besteht und derzeit ein Bahngleis zum Pfeiffer-Sägewerk in Liesfeld errichtet wird. Das sei bei der Neuausschreibung jetzt nicht zur Diskussion gestanden, räumte Wechner ein.

„Beim Sammelsystem muss man die Zulieferung aus dem Gemeinden mitdenken. Der Standort Kufstein optimiert die Sammelwege, dabei werden viele Kilometer eingespart“, erläuterte Wörgls Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard Jennewein und wies darauf hin, dass mit den Stadtwerken Kufstein jetzt ein kommunaler Partner beauftragt wurde.

„Die Zeit war zu kurz, um Alternativen zu verhandeln, wir mussten mit den Gegebenheiten arbeiten“, erklärte Rieder. Jetzt sei 10 Jahre Zeit, alternative Standorte – ins Spiel kommt da auch das Gewerbegebiet in Langkampfen – für eine „vernünftige“ Bahnverladung  unter die Lupe zu nehmen.

Müll trennen und vermeiden hilft sparen

Der schlechten Nachricht steigender Müllgebühren steht aber auch eine gute gegenüber: Durch verbesserte Mülltrennung und Abfallvermeidung lassen sich Kosten einsparen, wie Manfred Zöttl betont: „Wer trennt, spart! Uns ist Abfallberatung wichtig – mit 1. Jänner 2021 wird eine neue Beraterin im Einsatz sein, auch in Schulen. Bei Müllanalysen haben wir festgestellt, dass bei großen Wohnanlagen der Restmüll um 50 % verringert werden kann.“

„In der Ladestraße in Wörgl gibt es dazu ein bestes Praxis-Beispiel. Der Hausbesorger hilft den Bewohnern beim Mülltrennen“, teilte Jennewein mit und wies auf die mehrsprachige kostenlose Energieberatung hin, die vor 3 Jahren im Rahmen eines EU-Projektes in Wörgl und Kufstein gestartet und nun landesweit unter Doppel-Plus angeboten wird. Die Initiative gegen Energiearmut berät MigrantInnen, wie im Haushalt Kosten gespart werden können – vom richtigen Mülltrennen bis hin zum Stromverbrauch.

Mit einem Rechenbeispiel verdeutlichte Bgm. Hedi Wechner die zu erwartende Preissteigerung bei der Restmüllgebühr: „Ein Vier-Personen-Haushalt liefert durchschnittlich 218 kg Restmüll jährlich ab und zahlt 47 Cent pro kg Restmüll, das sind 102,98 Euro pro Jahr. Künftig steigt der Kilopreis auf 53 Cent, die Jahresgebühr damit auf 115,10 Euro. Vorbehaltlich der Zustimmung im Gemeinderat. Das entspricht einer Gebührenanhebung um 5,95 %“, so Wechner.  Die Restmüllgebühr ist ein Teil der Abfallgebühr, die weiters u.a. die Grundgebühr, Küchenabfälle und Verwaltungsgebühren enthält.