Neues Rot-Kreuz Sozialzentrum in Wörgl eröffnet

Ein tirolweit einzigartiges Projekt läuft in der Brixentalerstraße in Wörgl an: Das Rote Kreuz führt in einem neuen Sozialzentrum die bestehenden Angebote der Tafel, des Kleiderladens und des Warenhauses an einem Standort zusammen. „Hier gibt es gute Qualität zu günstigen Preisen. Einkaufen können hier alle, und wir bieten einen Laden mit sozialem Mehrwert“, erklärt Rot-Kreuz-Bezirksstellen-Geschäftsführer Thomas Dangl, der sich über das engagierte Sozialzentrum-Team freut.

Am neuen Standort mit einer Fläche von 800 Quadratmetern sind 65 bis 70 Mitarbeiterinnen beschäftigt. Bis auf zwei Hauptamtliche im Warenhaus übrigens alle ehrenamtlich. „Das Warenhaus übersiedelte am 1. Februar, der Kleiderladen am 24. Februar und die erste Lebensmittelausgabe der Tafel war am Karsamstag“, schildert GSD-Leiter und Wörgls stellvertretender Rot-Kreuz-Ortsstellenleiter Bernhard Eder den gut angelaufenen Umzug ins neue Gebäude, womit die alten Standorte aufgelassen werden. Die drei Sparten werden weiterhin eigenständig gemanagt. Das zeigt sich auch in den Öffnungszeiten: Am Mittwoch von 13 bis 18 Uhr haben Warenhaus und Kleiderladen geöffnet, am Freitag von 10 bis 18 Uhr das Warenhaus und von 13 bis 18 Uhr der Kleiderladen, am Samstag beide von 9 bis 13 Uhr. Die wöchentliche kostenlose Lebensmittelausgabe der Tafel an Bedürftige findet jeweils am Samstag ab 18 Uhr statt.

Ehrenamtliches Team und Spenden

„Unser Sozialzentrum lebt von ehrenamtlicher Mitarbeit und Spenden“, schildert Dangl das Konzept und hängt daran gleich einen Aufruf, dass weitere freiwillige MitarbeiterInnen gern im Team willkommen sind. Der soziale Mehrwert ergibt sich aus mehreren Aspekten – wertvolle Lebensmittel und gebrauchsfähige Waren landen nicht am Müll, sondern im Verkaufsregal. Wer will, kann den Einkauf mit einem Café-Hoagascht verbinden. Hier kann man sich den Kummer von der Seele reden, erhält Ratschläge und Tipps und erfährt von weiteren Beratungs- und Hilfsangeboten. Im Kleiderladen und Warenhaus einkaufen kann jeder – Menschen mit geringem Einkommen erhalten eine Kundenkarte und damit Rabatt auf die ohnehin sehr günstigen Preise. Als Konkurrenz zum Handel sehen sich die Sozialzentrum-MitarbeiterInnen nicht: „Wir sind eine sinnvolle Ergänzung.“

Seit acht Jahren besteht der Rot-Kreuz-Kleiderladen in Wörgl, zwei weitere im Bezirk sind in Kufstein und Rattenberg. 23 Ehrenamtliche organisieren ihn in Wörgl. „Wir freuen uns immer über Kleiderspenden. Die Kleidung soll gereinigt und ganz sein“, erklärt Annemarie Sappl.  Das Sortiment umfasst von Babysachen über Sport- bis Arbeitskleidung alles, oft ist Markenware dabei. „Wir sind auch ein guter Fundus für Theatervereine“, schmunzelt Sappl und ist mit Begeisterung dabei. Ihre Hauptmotivation: „Etwas Gutes tun und Freude an der Arbeit!“ Stammkunden wiedertreffen, neue Leute kennenlernen und dabei Zeit haben für einen „Hoagascht“ schätzt auch Sabine Praschberger: „Wir sind ein Super-Team und ein Laden mit besonderem Flair.“

Warenhaus: „Gib den Sachen eine zweite Chance“

„Gib den Sachen eine zweite Chance“, sagt Peterer Schollerer, der als Warenhaus-Leiter auch Ansprechpartner des gesamten Sozialzentrums ist. Das Warenhaus besteht seit 2011 in Wörgl. Hier finden gebrauchte Möbel, Haushaltswaren, Sportartikel, Bücher, Spielwaren, Elektrogeräte, Öfen, Gartengeräte und Artikel des täglichen Gebrauches eine sinnvolle Weiterverwendung. „Wir leben zu 100 % von Spenden. Möbel holen wir auch ab, besonders größere Stücke, da nehmen wir den Ab- und Aufbau gern selber vor“, erklärt Schollerer. Auch hier gilt: keine reparaturbedürftigen Waren – die Sachen müssen instand sein.

Die Tafel im Sozialzentrum verschenkt Lebensmittel an Bedürftige

Mit dem Erlös aus Kleiderladen und Warenhaus werden andere Sozialangebote wie die Tafel querfinanziert. Die Tafel kann heuer in Wörgl neben Kramsach und Kufstein als dritter Standort im Bezirk auf ihr 10jähriges Bestehen zurückblicken. Waren es anfangs 30 bis 40 LebensmittelbezieherInnen, so wuchs die Anzahl auf aktuell 90 bis 100, darunter sind auch AsylwerberInnen. „Die Tafel sammelt Lebensmittel ein und vergibt sie kostenlos an Bedürftige. Wir sind ein tolles Team aus 39 Leuten“, erklärt Edith Oberhauser. Die Lebensmittel werden  allesamt gespendet, von Fahrern in den Geschäften abgeholt und dann im Laden auf der Nordseite des Sozialzentrums in Regale einsortiert. „Ab 18 Uhr kommen die Leute. Sie ziehen Nummern und können dann in dieser Reihenfolge Lebensmittel mitnehmen“, schildert Oberhauser den Ablauf. Im Schnitt nimmt ein Kunde 16 bis 18 kg Lebensmittel im Wert von 70 bis 90 Euro mit. Die Bezugsberechtigung hängt an Einkommensgrenzen und Familienstand. Dass diese Hilfe möglich wird, dafür dankt das Tafel-Team den Spendern Spar, Billa, Hofer, Riedhart, Merkur, Ezeb, m-preis, Baguette, Mitterer, Schlögl, Ölz, Tirol-Milch und den Gemüsebauern am Wörgler Bauernmarkt. Die Lebensmittel sind allesamt in Ordnung, teilweise kurz vor dem Ablaufdatum oder wie bei Brot und Gemüse aus dem Tagessortiment. Was fehlt, sind Grundnahrungsmittel wie Zucker und Mehl. Weitere Spenden und Freiwillige sind auch hier herzlich willkommen. Die offizielle Eröffnungsfeier wird am 25. Juni 2016 stattfinden.