Weg mit dem motorisierten Pkw-Verkehr im Pflichtschulbereich – darauf zielt das neue Verkehrskonzept ab, das der Wörgler Gemeinderat am 1. Juli 2021 mehrheitlich beschlossen hat. Mit Fahrverboten und neuer Einbahn-Führung soll erreicht werden, dass der Zuliefer- und Abholverkehr durch Eltern direkt vor die Schultüren unterbunden wird.
Am 9. November 2017 beschloss der Gemeinderat die Ausarbeitung eines Konzeptes zur Verkehrsberuhigung im Pflichtschulbereich, wo zu Schulanfangs- und Schulschluss-Zeiten regelmäßige chaotische Zustände durch parkende Eltern-Pkw herrschen. Nach vertagter Beschlussfassung sorgte nun ein Unfall – mit glücklicherweise glimpflichen Ausgang – dafür, dass das Verkehrskonzept Pflichtschulzentrum vor Beschlussfassung eines Gesamtverkehrs-Konzeptes auf die Tagesordnung kam.
Verkehrsreferent STR Ing. Emil Dander präsentierte die Eckpunkte der Neuregelung: ein allgemeines Fahrverbot an Schultagen von 7-14 Uhr in der Adolf Pichler-Straße, der Unterguggenberger Straße und der Stumpf-Straße (ausgenommen Anrainer und Radfahrer). Die Einbahnregelung in der Pichler-Straße wird von der Kreuzung M4 bis zur Brixentaler Straße umgedreht – neue Fahrtrichtung nach Süden (Radfahrer ausgenommen). Durch die Einbahn-Umkehr wird künftig die Citybus-Linie 1 über die Federer Straße bis zum M4 und von dort zur Pichler- und Unterguggenberger Straße geführt. Die Einbahnregelung in der Unterguggenberger Straße wird belassen, ebenso die Lehrerparkplätze. Das neue Verkehrskonzept soll mit Beginn des neuen Schuljahres im Herbst 2021 in Kraft treten, bauliche Maßnahmen folgen allerdings erst 2022.
Den elf Befürwortern der neuen Verkehrsführung (neun Mandatare der Liste Wechner, zwei der Wörgler Grünen) standen bei der Abstimmung 9 Nein-Stimmen und eine Enthaltung gegenüber. „Garnicht hinfahren geht nicht“, meinte FWL-Vizebgm. Mario Wiechenthaler, der den Verkehrssicherheitsaspekt anders sieht: „Durch das Aussteigen in der Brixentaler Straße oder beim M4 besteht erhöhtes Gefahrenpotenzial.“ Wiechenthaler wies darauf hin, dass Mitglieder von Vereinen mit Sitz in der Unterguggenberger Straße weiterhin fahren dürften. FWL-GR Carmen Schimanek äußerte Bedenken bei der Umkehr der Einbahn in der Pichler-Straße, da sich bei der Ausfahrt in die Brixentaler Straße in unmittelbarer Nähe der Fußgänger-Übergang mit Ampel befinde.
Eine „Verlagerung des Problems“ ortete Vizebgm. Hubert Aufschnaiter von der Bürgerliste Wörgler Volkspartei. Man könne Eltern nicht zwingen – demzufolge solle es Ein- und Aussteige-Möglichkeiten für die Kinder geben. VP-GR Hubert Mosser will nicht nur die Schülermobilität überdenken, sondern auch die des Lehrpersonals – er regt an, die Lehrerparkplatz zu öffnen – Lehrkräfte könnten auch bei Ein-Euro-Parkplätzen ihre Fahrzeuge abstellen.
„In der heutigen Zeit sind oftmals beide Elternteile berufstätig und die geografische Entfernung zur Schule macht das eigene Auto zur attraktivsten Lösung für viele. Die Straßen vor den Schulen zu sperren ist keine zielführende Lösung“, teilt VP-Obmann Michael Riedhart nach der Gemeinderatsitzung mittels Presseaussendung mit. Er teilt ebenfalls Sicherheitsbedenken beim Ein- und Aussteigen an Hauptstraßen und meinte, dass „bei einem Projekt dieser Dimension zuerst die bauliche Adaptierung erfolgen soll“. Riedhart will ausgewiesene Halteplätze für Eltern und sieht als Lösungsansatz auch das Verlagern der Lehrerparkplätze.
Verkehrsreferent Dander teilte mit, dass man andenke, einen „Kiss & Ride“-Parkplatz auf dem Gelände der Alpenländischen Heimstätte (Zufahrt über Federer Straße, Fußweg zum Pflichtschulzentrum über die Unterguggenberger Straße) ab Herbst einzurichten. Er wolle „grundsätzlich ein anderes Bewusstsein für den Schulweg – zu fuß gehen funtioniert auch in anderen Gemeinden“.
Grün-Ersatzgemeinderätin Iris Kahn begrüßte die neue Verkehrslösung und wies auf die „Pedibus-Initiative“ des Vereins komm!unity hin, mit der ab Herbst 2021 Kinder sicher von erwachsenen Freiwilligen am Schulweg begleitet werden sollen – Ehrenamtliche werden derzeit gesucht. Was die Lehrerparkplätze betrifft, könne sie sich eine „wie sonst übliche Gebühr“ vorstellen. Dander und Bgm. Hedi Wechner begrüßen ebenfalls die Pedibus-Initiative. Wechner: „Der Pedibus bewährt sich schon länger im Umkreis der Volkschule Bruckhäusl.“