Ein Theaterexperiment der Kategorie X-large feierte am 31. Juli 2021 bei den Tiroler Volksschauspielen in Telfs seine bejubelte Uraufführung: 45 DarstellerInnen aus elf Tiroler Laienspielbühnen – darunter die Gaststubenbühne Wörgl – brachten mit „Allerhand Kreuzköpf – Gschichten und Gstalten aus den Tiroler Alpen“ eine Parade Tiroler Charakter-Studien auf die große Drehbühne im Rathaussaal. Ein lebendiges Sammelsurium von Dialekten aus dem Ober- und Unterland bereicherte die Vorlage der elf Kurzgeschichten aus Karl Schönherrs Buch „Tiroler Leut“, die von Franziska Rudolf bearbeitet, dramatisiert und zu einem Stück verwoben wurden.
Die 22 Szenen der beiden Akte wurden von den Laienspielbühnen in Eigenregie einstudiert, begleitet vom Spielleiter Thomas Gassner vom Theaterverband Tirol. „Noch nie haben so viele Bühnen in einem Stück mitgewirkt – heute gibt das außerberufliche Theater ein Gastspiel, Volksschauspiel in Reinkultur“, kündigte eingangs Dr. Klaus Mayramhof an, der Werner Kugler an der Spitze des Landesverbandes ablöste und diesen im Publikum begrüßte. Der Theaterverband bemühe sich um Vernetzung und freue sich über das bisher „größte Vorzeigeprojekt“. Das trotz Corona-bedingter Hürden – so durften Amateure bis vor wenige Wochen nicht proben – und sehr kurzem Vorlauf ein voller Publikumserfolg wurde.
„Wir hatten nur gut drei Wochen Probenzeit und insgesamt nur drei Gesamtproben in Telfs“, gibt Nadine Sophie Hafner, die bei der Szene „Der Schmierbelelugges“ bei der Gaststubenbühne Wörgl Regie führte, Einblick in die herausfordernde Arbeit. Neben den beiden routinierten Gaststubenbühnen-Darstellerinnen Priska Mey und Sophia Etzelstorfer sitzen mit Christina Sieberer und Emma Chmela-Heiss zwei Debütantinnen im Wartezimmer des „Viechdocktors“, der mangels Arzt im Dorf auch zweibeinige Kundschaft kuriert – wenn auch mit unorthodoxen Methoden.
Schönherrs Beobachtungsgabe zeichnet ein „nostalgisches Alltagskaleidoskop“, in dem Wildschütz, Bauernknecht, Volksfrömmigkeit, Rauf- und Trunkenbold oder bigottes Betweibele ebenso ihr Platzerl haben wie Bürgermeister, Pfarrer, Henker und die medizinische Obrigkeit. Ob Kindstauf, Wirtshaus-Zecherei, die „gsunde Watschn“ oder Fensterln bei der Angebeteten, die unterhaltsamen „Minidramen“ blicken tief in die Tiroler Seele und sparen auch nicht das Misstrauen gegen Fremde aus.
Auf das gelungene „Integrations-Theaterexperiment“ ließen sich das Bogentheater Innsbruck, die Heimatbühne Trins aus dem Wipptal, die Kolpingbühne Wattens, die Volksbühne Oberperfuss, die Sindersbühne Grinzens, die Volksbühne Telfs, das Theater Quartier B2 Haiming, das Stadttheater Kufstein, die Gaststubenbühne Wörgl, das Kleine Bezirkstheater Stams und der Theaterverein Stumm aus dem Zillertal ein. Weitere Aufführungen der sehenswerten Produktion „Allerhand Kreuzköpf“ stehen am 7. August um 19:00 Uhr und am 8. August 2021 um 18:00 Uhr am Spielplan der Tiroler Volksschauspiele – weitere Infos und Kartenreservierung unter https://www.volksschauspiele.at/spielplan
- Spannung vor der Uraufführung: Regisseurin Nadine Sophie Hafner mit Theaterkollegen der Gaststubenbühne Wörgl – Gerhard Salchner und Patrick Haller.
- Imposanter Spielort – außen wie innen: Der Rathaussaal in Telfs mit dem überdachten Vorplatz.
- Im Publikum als Fangemeinde dabei – Ensemble-Mitglieder der Gaststubenbühne Wörgl.
- „Der Wildschütz“ – auf die Bühne gebracht von Stefan Gatt und Martin Gasser von der Heimatbühne Trins/Wipptal.
- Die Kolpingbühne Wattens studierte „Der Bauernknecht auf der Klinik“ ein.
- Bogentheater Innsbruck – die Kindstauf.
- „Der Schmierbelelugges“ – gespielt von Emma Chmela-Heiss, Christina Sieberer, Sophia Etzelstorfer und Priska Mey von der Gaststubenbühne Wörgl.
- Nicht ganz geheuer sind die Geräusche aus dem Doktorzimmer – was da wohl vor sich geht?
- Talentierten Theaternachwuchs präsentierte die Gaststubenbühne Wörgl mit Christina Sieberer und Emma Chmela-Heiss.
- „Der Ehrenposten“ – mit zweifelhaften Gedächtnis-Stützen – auch in dieser Szene der Sendersbühne Grinzens waren die Wörgler Darstellerinnen dabei.
- Urige Wirtshausszenen gaben die Volksbühne Telfs und das Kleine Bezirkstheater Stams.
- „Die Wadlstrümpf“ – großartig gespielt vom Stadttheater Kufstein.
- Bei „Schnapsjörgls Kampf und Sieg“ liefern sich Engerl und Teuferl ein Duell.
- Ins Wirthaus einigeahn oda nit? Wer bei soviel Durst wohl gewinnt? Dargestellt vom Theater Quartier B2 Haiming.
- Silvia Schmid, Katrhin Dablander und Bernd Sonderegger vom Theater Quartier B2 Haiming – auch für die Maske zeichnet der Verein verantwortlich, kreiiert von Manuela Perwög.
- Was, wenn der Delinquent droht, vor der Hinrichtung an einer Fischgräte zu ersticken? Da wird natürlich alles in Bewegung gesetzt, um frühzeitiges Ableben zu verhindern -„Henkermahl“, gespielt vom Theaterverein Stumm.
- Wer traut sich da Fensterln? „Der Tag- und Nacht-Franzl“, einstudiert vom Kleinen Bezirkstheater Stams.
- Der Lohn für die gelungene Uraufführung – tosender Applaus im großen Telfser Rathaussaal für „Allerhand Kreuzköpf“.
- 45 DarstellerInnen aus elf Bühnen gestalteten den unterhaltsamen Theaterabend „Allerhand Kreuzköpf“ – eine zweifache Premiere bei den Tiroler Volksschauspielen.
- Auch die Wörgler Darstellerinnen genossen den tosenden Premieren-Applaus.
- Nach der erfolgreichen Premiere: Das Team der Gaststubenbühne Wörgl bei den Tiroler Volksschauspielen – v.l. Priska Mey, Christina Sieberer, Sophia Etzelstorfer, Emma Chmela-Heiss und Regisseurin Nadine Sophie Hafner.