Silvesterfeuerwerke und ihre Folgen

Der anstehende Jahreswechsel veranlasst Tirols Umweltlandesrätin Ingrid Felipe zu einem Appell, ohne lautes Silvesterfeuerwerk zu feiern und der Gesundheit, der Umwelt und den Tieren zuliebe darauf zu verzichten. Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner geht da noch einen Schritt weiter: Mittels öffentlichem Aushang, etwa bei den Citybus-Haltestellen, wird unmissverständlich auf das Verbot von pyrotechnischen Gegenständen der Kategorie F2 im Ortsgebiet und in unmittelbarer Nähe zu Menschenansammlungen hingewiesen. Generell verboten ist der Gebrauch von Knallkörpern und Feuerwerk auch in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenanstalten, Kinder-, Alters- und Erholungsheimen sowie Tierheimen.

Kundmachung Feuerwerks-Verbot in Wörgl 2018. Foto: Spielbichler

Kundmachung Feuerwerks-Verbot in Wörgl 2018. Zum Vergrößern anklicken.

Umweltlandesrätin LHStvin Ingrid Felipe weiß um die Brisanz des Themas: „Für viele Menschen gehört das Feuerwerk zum Jahreswechsel dazu, wie ein Gläschen Sekt oder der Donauwalzer. Seit Jahren steigen allerdings auch das Bewusstsein und die Sensibilität für die Gefahren und die Folgen der mitternächtlichen Böllerei. Daher verzichten bereits immer mehr Tirolerinnen und Tiroler auf ein privates Feuerwerk und bewundern stattdessen die öffentlichen Licht- und Feuershows zu Mitternacht. Mit einem derartigen „Verzicht“ wird nicht nur ein großer Beitrag zur Minderung der Feinstaubbelastung geleistet, sondern damit wird auch die Umwelt und die eigene Gesundheit gleichermaßen geschützt und man erspart sich nebenbei eine Menge Geld.“

Feinstaubbelastung in aktueller Studie nachgewiesen

Die Feierlichkeiten zum Jahreswechsel bilden den Höhepunkt beim jährlichen Verbrauch von pyrotechnischen Mitteln. Rund 90 Prozent der verschossenen Jahresmenge fallen auf diesen Tag. In der Silvesternacht werden in Österreich durchschnittlich zehn Millionen Euro in Form von Raketen und Knallkörpern in die Luft geschossen. Die durch die Explosionen freigesetzten Kleinstpartikel verbleiben je nach Witterung noch Stunden, teilweise auch tagelang als Feinstaub in der Luft. Walter Egger, in der Abteilung Waldschutz zuständig für den Fachbereich Luftgüte erläutert: „Besonders bei den siedlungsnahen Messstellen des Tiroler Luftmessnetzes stellen wir häufig am Neujahrstag Überschreitungen des Feinstaubgrenzwertes gemäß Immissionsschutzgesetz-Luft fest. Die Feinstaubbelastung liegt im Zeitraum zwischen Mitternacht und den frühen Morgenstunden um ein Vielfaches über dem sonst üblichen Ausmaß. In dieser Zeit sind Konzentrationserhöhungen der Halbstundenmittelwerte um den Faktor 20 und darüber feststellbar.“ Der weit sichtbare Feuerwerksqualm besteht aus gesundheitsgefährdendem Feinstaub. „Die durch die Silvester Feuerwerke regelmäßig hervorgerufene Feinstaubspitze zeichnet sich auch durch besondere Inhaltstoffe aus. Verschiedene farbgebende Metalle wie Bismut, Strontium, Barium, Kalium und Kupfer wurden in 10 bis 50ig-facher Konzentration registriert,“ führt Luftmessexperte Egger aus und verweist dabei auf die aktuelle Studie ‚Feinstaubbelastung in städtischen Ballungsräumen zu Silvester‘, herausgegeben vom Fachbereich Luftgüte, Abteilung Waldschutz. Hervorzuheben sind besonders die Feinstaubpartikel mit Durchmessern kleiner als 0.0025 mm. Einige Studien legen nahe, dass Nanoteilchen durch die Lungenwand in die Blutbahn gelangen können und daher eine besondere Gefahr für die menschliche Gesundheit darstellen.

Vom nervigen Lärm und bis hin zu bleibenden Schäden

Raketen und Kracher können einen Schalldruckpegel von bis zu 170dB erreichen. Das kann von einer Verschlechterung des Hörvermögens bis hin zur Schwerhörigkeit sowie lästigen Ohrgeräuschen (Tinitus) führen. Besonders ältere Menschen, Kleinkinder sowie Wild- und Haustiere leiden sehr stark unter dem konzentrierten Lärmeinfluss. Der Lärm kann zu Verängstigungen oder bei Tieren auch zu einem panischen Fluchtverhalten führen. Falsche Anwendung, illegale oder selbstgebaute Knallkörper sind oft die Gründe für schwere Verletzungen mit dauerhaften körperlichen Schädigungen bei den AnwenderInnen. Die häufigsten Verletzungen treten im Augen-, Ohren- und Handbereich auf.

Akute Brandgefahr – der Müll bleibt liegen

Durch die unsachgemäße Verwendung von Pyrotechnik wird jedes Jahr in der Silvesternacht auch die Brandgefahr wesentlich erhöht. Die etwa 2000 Grad Celsius, die bei der Explosion von Raketen erreicht werden, können sowohl im besiedelten als auch im unbesiedelten Gebiet große Schäden anrichten. Abgebrannte Feuerwerksraketen, zerfetzte Böller und ausgebrannte Knallkörper verursachen Unmengen an Müll, der in geschlossenen Ortschaften und Städten von Reinigungsdiensten, auch in unwegsamen Gelände in mühsamer Arbeit gesammelt und entsorgt werden muss. In der freien Natur bleibt dieser Müll oft auch in unwegsamen Gelände oder in besonders schützenswerten Gebieten liegen. Die darin reichlich enthaltenen Schadstoffe gelangen mit dem Regenwasser in die Böden und Gewässer und stellen somit lokal eine Gefährdung der Umwelt dar.

Kein Verbot, aber ein Appell

„Viele Menschen freuen sich das ganze Jahr auf die Silvesternacht, in der auf das vergangene Jahr zurückgeblickt und in das neue Jahr hinein gefeiert wird. Diese Freude sollte auch zum Ausdruck gebracht werden. Zum Wohle der eigenen Gesundheit, zum Schutz der Tiere und der Umwelt würde mich freuen, wenn diese Freude in Tirol auch ohne Raketen und Knaller ausgedrückt wird“, appelliert LHStvin Felipe und wünscht allen TirolerInnen, „einen guten Rutsch ins Neue Jahr.“

 

Link zur Studie: https://www.tirol.gv.at/umwelt/luft/

Text: Spielbichler und Pressedienst Land Tirol/Bettina Sax, BA MSc