Die laufende Ausstellung „Triametral. Clay, Härting, Lohr“, die noch von 1. bis 3. Juni 2017 in der Galerie am Polylog in Wörgl zu sehen ist, zeigt drei sehr unterschiedliche Positionen, denen nur die Verwendung fotografischer Techniken gemeinsam ist. Carsten Lohr erzeugt irreale Welten, indem er computergenerierte Fraktale mit Realfotografien verschmilzt. Kurt Härting destilliert in seinen naturalistischen Aufnahmen das „Reale“ und befreit es von Symbol und Imagination. Und James Clay spürt mit minimalen Eingriffen in Fotografien von Wolken der spielerischen Leichtigkeit des Barock nach und zeigt zudem einen Animationsfilm.
James Clay denkt als Bildhauer. Er findet die Formen in den Wolken. Durch kleine Eingriffe mit dem Filzstift in die Wolken wird die Absicht deutlich. Er sieht seine Arbeit ganz in der Tradition der barocken Himmelsmalereien, wo sich einiges Volk in den Wolken tummelt. Im kurzen Animationsfilm „Fiesta der Birra“ hingegen findet eine Art Fest ganz ohne Menschen statt. James Clay studierte an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien, bei Wander Bertoni und Maria Lassnig.
„Natürlich künstlich“ ist der Titel der Bildreihe des Kiefersfeldener Informatikers und Photokünstlers Carsten Lohr. Die Kombination von Naturaufnahmen mit auf dem Computer in aufwendigen Berechnungen erstellten Fraktalen erzeugt eine faszinierende Spannung. Die bildliche Darstellung eines Fraktals besteht immer aus einer relativ einfachen Formel, die durch milliardenfache rekursive Aufrufe als Ergebnis hochkomplexe Formen hervorbringt und die so die Komplexität, die Logik und nicht zuletzt die Schönheit der Mathematik beeindruckend wiedergibt.Wo sind die Grenzen zwischen Natur und Mathematik, wie weit darf ein Algorithmus ausgereizt werden bis das Ergebnis sich vom Realen entfernt ? Nicht nur in der Kunst, sondern auch in komplexen Berechnungen wie Wettervorhersagen, Verschlüsselungsverfahren, Bild- und Musikerkennungssoftware haben Fraktale Algorithmen mittlerweile Einzug gehalten und werden von jedem Internetbenutzer täglich ohne es zu wissen verwendet. Jedem Betrachter obliegt es, sich selbst eine Meinung zu bilden, wie weit die Veränderung gehen darf, wie Ästhetisch das Ergebnis ist und wo, falls überhaupt, Grenzen gesetzt werden sollten.
Kurt Härting ist auf der Suche nach dem Realen. In Jacques Lacan´s Analyse des Psychischen ist das Reale der ungreifbare, unsagbare und undenkbare Rest. Er ist real, indem er unvermittelt und unvermittelbar ist. Es ist das, was sich nach Wittgenstein jenseits von Sprache und Symbol lediglich „zeigt“, und worüber es also zu schweigen gilt. Kurt Härtings Ansatz des Zugangs zum Realen beinhaltet folgerichtig die Vermeidung des Imaginären und Symbolischen (nach Lacan die anderen beiden Konstituenten des Psychischen). Als Technik hierfür erweist sich die Fotografie als Mittel der Wahl. Denn wie kein anderes Medium gibt sie, adäquat eingesetzt, den Blick frei, vorbei an den Dekodierungsanforderungen des „Konstruierten“. Recht betrachtet gibt es in Härtings Fotografien also „nicht das Geringste zu sehen“. Oder anders gesagt: „Es ist nicht das, wonach es aussieht!“ Kurt Härting studierte Gestaltungslehre an der Hochschule für Angewandte Kunst, Wien und Philosophie an der Universität Wien und ist mit 16 Arbeiten in der Graphischen Sammlung der Salzburger Landesmuseums Rupertinum vertreten.
Öffnungszeiten in der Galerie am Polylog, Speckbacherstr. 13-15: Donnerstag, 1. Juni und Freitag, 2. Juni jeweils von 16:30 bis 18:30 Uhr, Samstag, 3. Juni von 10:00 bis 13:00 und 14:00 bis 16.00 Uhr, Eintritt frei.
Text: Kurt Härting
Vorschau – nächste Ausstellung in der Galerie am Polylog: Helmut Hinterseer/Hubertus Reichert „…meist recht wunderliche Dinge“
Eröffnung am Freitag, 9. Juni 2017 um 19 Uhr, zur Ausstellung spricht Kurator Dr. Günther Moschig. Öffnungszeiten: 10. Juni bis 15. Juli 2017, donnerstags und freitags von 16:30-18:30 Uhr, samstags von 10-13 Uhr und 14-16 Uhr.