Eine ziemlich einseitige Angelegenheit war das Wörgler Stadtteilgespräch am 7. Juni 2018 im Volkshaus für die Bewohner des Stadtteiles nördlich der Bundesstraße: Gemeindepolitiker und Amtssachverständige warteten umsonst auf interessierte Besucher, kein einziger Bürger ließ sich blicken! Und so wurde der angesetzte Infoabend nach der „akademischen“ Viertelstunde Wartezeit kurzerhand in eine Pressekonferenz umfunktioniert, bei der Bürgermeisterin Hedi Wechner über anstehende Themen im Stadtteil berichtete.
„Der Leidensdruck ist offenbar nicht so gewaltig und es gibt nicht so viele offene Fragen“, kommentierte Bürgermeisterin Hedi Wechner die Abstinenz der Stadtteilbewohner. Denn an mangelnden Themen kann es nicht liegen, gibt es mit dem Hochwasserschutz, der Verlängerung der Nordtangente und weiteren Baustellen doch genügend Gesprächsstoff.
So bildete ein Statusbericht zur Wasserverbandsgründung für die Errichtung des Hochwasserschutzes den Auftakt: „Radfeld und Angath haben noch keine Gemeinderatsbeschlüsse für den Beitritt zum Wasserverband gefasst, Kundl ist jetzt dabei“, berichtete Wechner und wirft die Frage auf, wie´s weitergeht: „Irgendwann wird wohl das Land die Entscheidung für die Verbandsgründung fällen müssen.“ Wörgl hat dem Beitritt zum Wasserverband zugestimmt und Wechner betont, dass ein Hochwasser wie 2005 auch ohne den noch fehlenden Damm bei der Autobahn in Wörgl-West nicht mehr möglich wäre. Alle anderen Dämme wurden um einen Meter über dem Hochwasserstand von 2005 erhöht und zur Abdichtung der noch bestehenden Lücke stehen Big Bags für den mobilen Hochwasserschutz bereit, die im Ernstfall von der Feuerwehr aufgerichtet werden und ein Eindringen des Wassers nach Wörgl verhindern.
Erneuert wird derzeit die Brücke beim Einfang-Graben in der Verlängerung der Schönherr-Straße Richtung Gewerbegebiet auf Höhe des Abenteuerspielplatzes. Die Erneuerung war aufgrund des desolaten Zustandes erforderlich. Probleme beim Bau treten derzeit durch den hohen Grundwasserstand auf, weshalb sich die Abwicklung der Baustelle verzögert, die bis Mitte Juni abgeschlossen sein sollte. Die Straße ist für den motorisierten Verkehr gesperrt, für Fußgänger und Radfahrer wurde eine Ausweich-Brücke geschaffen.
Fertiggestellt wurde der Kreisverkehr Poststraße, der sich bestens bewährt. Ausständig ist lediglich die Fertigstellung der Mittelinsel, die künstlerisch gestaltet werden soll. Drei Vorschläge liegen vor – welcher zum Zug kommt, wird sich auch an den Kosten orientieren.
Zur Verlängerung der Nordtangente mit Errichtung des Kreisverkehrs Wörgl-Ost an der Autobahn laufen derzeit hydrogeologische Untersuchungen in Form von Bohrungen und Schürfgrabungen. Die Untersuchungen werden von Stadt und Land finanziert und sollen Mitte Juni abgeschlossen sein. „Dann kann die Planung beginnen“, erklärt Wechner und weist daraufhin, dass der Straßenneubau dann ausschließlich vom Land geleistet werden könne, Wörgl dafür keine Mittel zur Verfügung stellen könne. Die Nordtangente soll im Endausbau die neue Bundesstraße werden. Die Kosten für den fehlenden Bauabschnitt werden mit mindestens 12 Millionen Euro beziffert.
Nach wir vor virulent ist die Park-Situation durch abgestellte Lkw auf der Nordtangente. Derzeit arbeite man an einer Lösung für Abstellflächen für den Tankstellen-Verkehr, auch Beton-Absperrungen wurden aufgestellt. Nicht gelöst ist damit das Problem am Wochenende und des Lkw-Verkehrs zur RoLa-Verladung. Diese dürfen erste eine Stunde vor Zugsabfahrt ins RoLa-Gelände der Bahn einfahren. Wo sollen die wartenden Lkw hin? Die mit dem geplanten Ausbau der RoLa auch nicht weniger werden. „Wörgl ist das Nadelöhr, da wird man sich etwas einfallen lassen müssen“, so Wechner.
Alles andere als optimal gelöst ist derzeit auch die Radweg-Situation im Gewerbepark. Eindeutige Wegweiser fehlen, immer wieder landen Radtouristen auf der Nordtangente mitten im Lkw-Verkehr. Eine zufriedenstellende Lösung erwarte man sich mit dem Bau des Hochwasserschutz-Dammes, der als Radwegtrasse dienen könne.
Baustellen-Report
Gebaut wird derzeit in Wörgl schier an allen Ecken und Enden. Im Stadtteil nördlich der Bundesstraße listete die Bürgermeisterin die NHT-Mietwohnbaustelle in der Südtiroler Siedlung mit 65 Wohnungen, das Bauprojekt A2 gegenüber vom M4 (Geschäftsflächen im Erdgeschoss und 1. OG durch die Firma Achleitner und 27 Wohnungen darüber durch die WE, wobei derzeit Verhandlungen über die Fassadengestaltung laufen) und die Großbaustelle bei der SPAR-Zentrale auf, bei der nach Fertigstellung des neuen Fleischwerkes jetzt noch die Bäckerei ausgebaut wird. Im Zuge dieser Bauarbeiten wurde der Latreinbach neu verrohrt und neu trassiert.
Im Testbetrieb befindet sich derzeit ein neues Beleuchtungskonzept für die Bahnhofstraße, nachdem die bestehende nicht mehr zeitgemäß ist – dafür seien nicht einmal mehr Ersatzteile erhältlich. Bis Ende des Jahres soll die gesamte Beleuchtung erneuert werden.
Einen Ausblick gab Wechner auch noch auf anstehende Straßensanierungen: 2019 soll der Angather Weg vom Bahnhof bis zur Hagleitnerstraße neu asfaltiert werden.
Stadtwerke investieren in Fernwärme und Stromversorgung
Einen Überblick über Bauvorhaben der Stadtwerke gab deren Geschäftsführer Reinhard Jennewein. Im Juni 2018 erfolgt die Fertigstellung der Erneuerung der Netzstation Müllnertal um 1,43 Millionen Euro. Weitergebaut wird am Fernwärmenetz an der Ringleitung Ladestraße – Salzburger Straße – Federerstraße, wobei die Salzburger Straße von 4. Juni bis 6. Juli stadteinwärts gesperrt und nur einseitig befahrbar ist. Gegraben wird zudem u.a. in der Exl-Straße, am Unteren Aubachweg und am Lahntalweg. „Derzeit sind 60 % des Ausbauzieles erreicht“, so Jennewein. Die Nachfrage nach Fernwärme-Anschlüssen sei weiterhin hoch. Derzeit laufen Verhandlungen mit zwei weiteren möglichen Wärme-Einspeisern, die Entscheidung soll im August 2018 fallen.
Das angekündigte Holzgas-Kraftwerk steht aufgrund ausstehender Ökostrom-Förderungen für die Einspeistarife in der Warteschlange. Das Kraftwerk Egerndorf sei in der Zielgeraden – noch ausstehend ist die Zustimmung Kirchbichls, dafür sei noch eine Bürgerversammlung Voraussetzung, die von Kirchbichl einberufen wird, um nochmals über das nun adaptierte und ausverhandelte Kraftwerksprojekt zu informieren.
Weiter ausgebaut wird von den Stadtwerken die Elektro-Mobilität mit dem Angebot von Flo-Mobilen sowie der bereits fertiggestellten Schnell-Ladestation in Wörgl-Mitte.