„Vertragskündigungen müssen dringend überdacht werden, erst soll der vom Gemeinderat beschlossene Krisenstab tagen“, fordert Wörgls SPÖ-Stadtrat Christian Kovacevic in einer Presseaussendung, nachdem die Wörgler Stadtwerke GmbH über die Medien verlautbarte, alle Stromverträge von Haushalts- und Kleingewerbekunden mit 1. Oktober 2022 zu kündigen, um Preiserhöhungen vorzunehmen.
„Die neuen Verträge müssen zu viel höheren Preisen abgeschlossen werden. Ein absolut falsches Signal zum falschen Zeitpunkt“, finden die Gemeinderäte der „Liste Hedi Wechner“, auf deren Antrag am 7. Juli 2022 die Einsetzung eines Krisenstabes zur Bekämpfung von (Strom-)Preissteigerungen im Gemeinderat beschlossen wurde, dieser aber noch nicht umgesetzt wurde. Fraktionsvorsitzender Stadtrat Christian Kovacevic dazu: „Die Ankündigung der Vertragsauflösung für Stromkunden hat uns sehr überrascht und auch enttäuscht. Aus gutem Grund haben wir extra noch im Juli-Gemeinderat einen dringlichen Antrag eingebracht, um genau so ein Szenario zu vermeiden. Dieses Vorgehen ist ein Affront gegenüber dem Gemeinderat, der einstimmig eine umgehende Einsetzung des Krisenstabes beschlossen hat. Dieser Krisenstab wurde noch nicht einmal einberufen – der Gemeinderatsbeschluss somit ignoriert. Und das in so einer dramatischen Situation.“
„Es müssen zuerst alle Möglichkeiten ausgelotet und intern beraten werden, bevor die Wörgler Bevölkerung so vor den Kopf gestoßen und zudem finanziell schwer belastet wird“, fordert Stadtrat Kovacevic.
Die Stadtwerke begründen ihre Vorgangsweise mit den „außerordentlich hohen Beschaffungskosten an den Strombörsen“, die „Preisanpassungen notwendig machen“, heißt es in der Presseaussendung. Mit der Kündigung, von der alle Kunden mit Vertragsabschluss vor dem 30. September 2021 betroffen sind, wird ein neuer Vertragsabschluss für das Produkt „wörglSTROM“ angeboten. Dem muss vom Kunden zugestimmt werden – sonst endet die Stromlieferung mit 30. September 2022.
Der neue Strompreis setzt sich aus einem Grund- und einem Arbeitspreis zusammen. Der Grundpreis beträgt am 1. Oktober monatlich 6 Euro, der Arbeitspreis 0,294 Euro pro Kilowattstunde. „Für einen durchschnittlichen Privathaushalt mit 3.500 Kilowattstunden Jahresverbrauch sind das monatliche Mehrkosten von rund 50 Euro“, heißt es in der Aussendung. Und das, obwohl bereits mit Mai 2022 die Preise angehoben wurden.
Künftig wolle man die Strompreise zweimal jährlich, mit 1. April und 1. Oktober, automatisch anpassen. Bei sinkenden Großhandelspreisen würden sich auch die Preise für die Stadtwerkekunden wieder reduzieren.
„Wir wissen, dass die Anpassung der Preise für einige unserer Kunden gerade in diesen Zeiten eine große Herausforderung ist. Wir arbeiten daher eng mit der Arbeiterkammer zusammen, um Härtefällen zu helfen“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Mag. Reinhard Jennewein und verweist auf von Land und Bund beschlossene Energiekostenzuschüsse.
Die aber weder ausgezahlt sind, noch annähernd die Preissteigerungen abdecken werden. Stromkunden können derzeit nur wütend den offenbar jahrelangen Betrug zur Kenntnis nehmen, besonders jene, die höhere Preise für Ökostrom bezahlt haben. Geworben wurde mit 100 % Strom aus Wasserkraft und ähnlichen Slogans. Für Endverbraucher ist nicht einzusehen, weshalb jetzt nach einer von der Produktionsweise unabhängigen „Merit-Regel“ (Preisberechnung nach dem teuersten Kraftwerk! Gewinnmaximierung bei Großkonzernen!) auch für mit erneuerbarer Energie produzierte elektrische Energie die hohen Gaspreise bezahlt werden sollen. Hier ist dringend der Gesetzgeber gefordert! Ändert endlich die Preisberrechungsbasis – deckelt notfalls die Energiekosten und fördert dezentrale kleinräumige Lösungen zur Stromversorgung!