Mit „Laterndlfest-Flair“ feierten am vergangenen Wochenende die Freiwillige Feuerwehr und die Stadtmusikkapelle Wörgl im Anger des Unterkrumbacherbauern in der Bahnhofstraße ihr 140-Jahr-Jubiläum. Die beiden Wörgler Traditionseinrichtungen verbindet heute mehr als das Gründungsdatum: Beide klagen über Platzmangel und warten seit Jahren auf eine Adaptierung ihrer Räumlichkeiten.
1876 steht als Gründungsdatum der Freiwilligen Feuerwehr Wörgl sowie der Musikkapelle in der Chronik, wobei die Bürgermusikkapelle bereits vorher bestanden hat. Wie lange, weiß man nicht – 1876 erfolgte jedenfalls deren erste schriftliche Erwähnung. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstand mit der Arbeitermusik Konkurrenz, die 1921 auch eine Jugendmusikkapelle gründete. Deren Kapellmeister war der spätere Freigeld-Bürgermeister und Eisenbahner Michael Unterguggenberger, ihr wohl berühmtestes Mitglied Gottlieb Weißbacher. Die Arbeitermusik wurde noch vor dem 2. Weltkrieg zur Eisenbahnermusikkapelle, wobei unter diesem Namen die vereinigte Wörgler Blasmusikkapelle beim Neustart nach dem Krieg 1946 auftrat. Mit der Stadtgründung 1951 erfolgte eine neuerliche Umbenennung auf „Stadt- und Eisenbahnermusikkapelle“ und 1969 beschloss der Ausschuss, nur mehr die Bezeichnung Stadtmusikkapelle zu führen.
Im Frühjahr 1876 regte die zehn Jahre zuvor entstandene Kufsteiner Feuerwehr zur Förderung des Löschwesens die Gründung von Feuerwehren in allen Gemeinden des Bezirkes an. Am 5. Oktober 1876 war es soweit – die Freiwillige Feuerwehr Wörgl wurde als fünftälteste des Bezirks ins Leben gerufen. Heute gehören der Wehr rund 120 Mitglieder an, 10 davon der Jungfeuerwehr.
Die Idee, das Jubiläum gemeinsam zu feiern, kam bei einem Hoagascht am Wirtshaustisch. Den Rahmen dafür fand man im Angerfestl, das heuer aufgrund des bäuerlichen Großeinsatzes bei der Viehausstellung im Frühjahr pausiert. Die Unterkrumbacher-Bauernfamilie Egger stellte Hofgelände und Obstanger fürs Fest zur Verfügung, das am Samstag mit einer Feuerwehr-Einsatzübung vor der Stadtamt begann. Nach dem anschließenden Einmarsch der Stadtmusik zum Platzkonzert am Festgelände folgte der Bieranstich durch Bürgermeisterin Hedi Wechner. Gefeiert wurde gemütlich ohne elektrische Verstärkung – auch am Sonntag nach der Feldmesse mit Stadtpfarrer Theo Mairhofer. Die Tanzlmusik der Stadtmusik „Mundo – mia und net de oan“ spielte zum Frühschoppen auf und als kulinarische Attraktion lockten Grillhendl und die „Krapfen“ der Wörgler Bäuerinnen.
Bürgermeisterin Hedi Wechner bezeichnete beide Organisationen als „Stützen der Stadt“ und gratulierte. Gefordert ist die Stadt hinsichtlich der Unterbringung der beiden Einrichtungen. Die Proberäume der Stadtmusik sind zu klein und nicht mehr zeitgemäß, die Feuerwehrhaus-Erweiterung steht ebenso seit Jahren zur Diskussion. „Am 1. August tagt der neue Sonderausschuss zur Planung und Umsetzung des Feuerwehrhausneubaues zum ersten Mal“, kündigt Wechner an. Der Arbeitsgruppe gehören Vertreter aller Gemeinderatsfraktionen, des Stadtbauamtes sowie der Finanzabteilung an. Aufgabe sei, die vorhandenen Planungen auf Umsetzbarkeit zu prüfen. „Wir werden uns auch noch weitere Feuerwehrhäuser ansehen“, so Wechner, die einräumt, dass bei Umsetzung dieses Großprojektes an anderen Orten gespart werden müsse.
Während eine Lösung für die Feuerwehr auf Schiene ist, heißt es für die Stadtmusikkapelle hinsichtlich der räumlichen Unterbringung vorerst weiterhin „bitte warten“. Bei der Neuplanung der Musikschule am Pflichtschulareal war ein Probelokal für die Musik Projektbestandteil. Mit dem nun neuerlich anvisierten Musikschulstandort am Fischerfeld ist noch alles offen, wie Bgm. Wechner mitteilt: „Derzeit kann die Stadt dafür weder eine Zu- noch eine Absage erteilen.“ Wörgl sei nicht in der glücklichen Lage wie Gemeinden unter 10.000 Einwohner, dafür entsprechende Bedarfszuweisungen vom Land zu erhalten. Hier heiße es einmal mehr, dass sich Wörgl nach der finanziellen Decke strecken muss – und „mit Sicherheit können wir nicht selbst eine neues Musikschulgebäude und ein neues Feuerwehrhaus errichten“, so Wechner.
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