Ein spannendes Experiment führte die „Stiftung Freizeit“ aus Berlin am Wörgler Bahnhofsplatz mit dem Bundesrealgymnasium Wörgl durch: Beim Projekt „Stadt Inventar“ setzten sich 26 SchülerInnen der 4B-Klasse damit auseinander, wie Statistiken entstehen und welche Interessen dahinter stecken.
Im Alltag begegnen uns in den Medien fast tagtäglich Statistiken. Welches Wissen über Bevölkerung und Gesellschaft soll damit sichtbar gemacht werden – und zu welchem Zweck? Was passiert, wenn wir selbst Statistiken direkt aus unserem Lebensumfeld generieren? Sind Statistiken immer objektiv? Wie können Statistiken manipulieren? Was bedeutet ein statistischer Durchschnitt? Welche Statistik ist politisch, moralisch oder ethisch fragwürdig? „Wer mit Statistiken umgehen kann, kann weniger leicht manipuliert werden“, sind Markus Blösl und Ruben Yodar von der Stiftung Freizeit überzeugt und erhielten für ihre Projektidee zum Schwerpunktthema Demokratie die Finanzierung des Feldversuches von Kulturkontakt Austria.
Mit dem „Stadt Inventar“ führte die Stiftung Freizeit nach dem „Wunschamt“ und dem Bau von „Parkmobilen“ bereits das dritte Projekt in Wörgl durch und setzte dabei auf den seit Jahren bestehenden guten Kontakt zu Verena Rossmann, Lehrerin am BRG Wörgl. Die Zusammenarbeit fruchtete u.a. auch schon in einer Stadtführung durch die Mitglieder der Stiftung Freizeit im Rahmen einer Berlin-Woche ihrer Klasse. Als Deutschlehrerin der 4B-Klasse behandelt Rossmann das Thema der Stadt Inventar Aktion im öffentlichen Raum auch im Unterricht. „Statistiken sind ein demokratiepolitisches Thema, mit ihnen werden auch Geldströme gelenkt“, so Rossmann.
„Wir laden die Schüler ein, zwei Stunden auf die Passanten zu schauen, selbst Statistiken zu erstellen und zu beurteilen, wieweit diese mit Stereotypen und Klischees übereinstimmen. Das Experiment soll für die eigene Wahrnehmung und andere Quellen wie Politik, Medien oder Stammtisch sensibilisieren“, erklärt Markus Blösl. Das abgesteckte Versuchsfeld dafür bildete der Bahnhofsvorplatz, auf dem die Jugendlichen von 9 bis 9:20 Uhr alle Vorübergehenden erfassten und nach unterschiedlichen Kriterien einteilten – etwa nach Alter, Geschlecht, Körpermaße oder Herkunft. Stimmen Vorurteile oder ergibt der Realitäts-Check ein ganz anderes Bild? „Statistiken sind nicht objektiv – sie stehen in einem Informationszusammenhang. Die Jugendlichen sollen anhand eigener Beobachtungen lernen, sie zu hinterfragen“, so Blösl.