Zu groß, zu massiv und nicht ins Wohnumfeld passend – dieser Argumentation folgte am 6. Oktober 2022 die Mehrheit der Wörgler Gemeinderäte bei der Abstimmung über ein Bauprojekt in der Josef Loinger Straße und lehnte die vom Hauseigentümer beantragte Flächenwidmung ab, die den Weg zur Errichtung eines Beherbergungsbetriebes mit 10 Appartements mit 34 Betten ebnen sollte.
Das Haus in der Loinger Straße 3 soll abgerissen werden. Der neue Eigentümer will stattdessen ein Appartement-Hotel und zwei reguläre Wohnungen für die eigene Familie errichten. 12 von 21 Gemeinderäten folgten nicht dem Beschlussvorschlag zur Umwidmung. Bereits im Bauausschuss wurde eine Bettenreduktion von 40 auf 34 vorgenommen.
Die Diskussion im Gemeinderat
Mit einer Reihe von Fragen thematisierte Vizebgm. Roland Ponholzer Hintergründe zum Bauherrn – ob Vizebgm. Kayahan Kaya bereits Zustimmung zum Projekt signalisiert habe. Ob der Eigentümer „etwas mit der Moschee in der Brixentaler Straße zu tun hat“ und ob eine Koranschule ausgeschlossen werden könne.
Bgm. Michael Riedhart verneinte, dass Vizebgm. Kayahan Kaya interveniert habe, für eine Koranschule gäbe es keine Nutzungsbewilligung – zugelassen seien ausschließlich Appartements, sonst werde die Nutzungsberechtigung entzogen. Unbeantwortet blieb die Frage des Zusammenhanges mit der Moschee. Bgm. Riedhart reagierte darauf mit einer Gegenfrage an Ponholzer, ob „die Religion etwas mit der Entscheidungsfindung zu tun hat“, was Ponholzer verneinte. Vizebgm. Kaya stellte fest, dass er den Bauträger kenne, das aber keine Rolle spiele, er entscheide „nach Fakten“.
Wir für Wörgl-Gemeinderat Dr. Andreas Widschwenter wies auf die Sackgassenlage hin und meinte, dass das Bauprojekt zu groß und zu massiv sei. Das geplante Gebäude ist ein Stockwerk höher als das bestehende kommt durch Ausnützung der Grundfläche auf eine hohe Baumassendichte.
Liste Hedi Wechner Stadtrat Ing. Emil Dander sah einen Widerspruch zum Raumordnungskonzept, das dort nur Wohngebiet für den dauernden Wohnbedarf der Wörgler Bevölkerung vorsehe und verwies auf Flächenanalyse der Stadt sowie die Raumordnungs-Stellungnahme, in der festgehalten ist, dass Nutzungskonflikte und Beeinträchtigungen zu erwarten seien. Im Zuge der Interessensabwägung wäre ein Beherbergungsbetrieb dort die falsche Nutzung.
Bgm. Riedhart meinte, dass man sich beim Widmungsvorschlag mit der Umlandwidmung auseinandergesetzt habe, sich das Grundstück an der Grenze der Kernzone befinde und es vertretbar sei, hier verdichtet in die Höhe zu bauen. FWL-GR Christopher Lentsch bezweifelte den touristischen Nutzen und bezeichnete das Gebäude ebenfalls als zu groß und zu massiv. Ein touristisches Nutzungskonzept vermisste auch Grün-GR Iris Kahn, man bevorzuge hier eine klein strukturierte Bebauung. „Die Baumassendichte ist viel zu hoch“, stellte auch Liste Wechner-GR Mag. Gabi Madersbacher fest und meinte, für Wörgl wäre es besser, leistbaren Wohnraum zu schaffen.