Wörgl ist Tirols 1. Fairtrade-Stadt

Vier Schülerinnen der Handelsakademie Wörgl erreichten in Zusammenarbeit mit der Stadtgemeinde Wörgl nun die Zertifizierung Wörgls als 1. Fairtrade-Stadt Tirols. Die Ernennung wurde am 22. Jänner 2016 mit einem köstlichen Fairtrade-Buffet im Tagungshaus Wörgl gefeiert.

Fairer Handel – fair trade ist seit dem Jahr 2008 ein Thema in der Stadtgemeinde Wörgl. Der LA21-Gemeinwesenbeauftragte DI Peter Warbanoff erstellte das Konzept für die Verwendung von möglichst fair gehandelten und regionalen Produkten im Beschaffungswesen aller städtischen Einrichtungen. Wörgl deklarierte sich 2008 als erste Stadt Tirols als Fair-Trade-Gemeinde. Da die Umsetzung nur schleppend voran ging, beantragten die Wörgler Grünen am 24.2.2011 im Gemeinderat, dass die Gemeinde in der öffentlichen Beschaffung mehr fair gehandelte bzw. regionale Produkte einkaufen und im Sinne der Vorbildwirkung die Bevölkerung darüber auch informieren soll.

Fairtrade-Gemeinde: Zertifizierung als Maturaprojekt

Das engagierte Maturaprojekt der Wörgler Handelsakademikerinnen Rukiye Gökkurt, Madeleine Larch, Victoria Urban und Amera Crnkic brachte im Herbst 2015 neuerlich Schwung ins Fairtrade-Thema. Was die Stadt nicht wusste: Gemeinden können sich als Fairtrade-Gemeinden zertifizieren lassen. Voraussetzung ist die Erfüllung von fünf Kriterien: Das Bekenntnis zu Fairtrade in Form einer Resolution, die Bildung einer Arbeitsgruppe, die sich drum kümmert, dass Fairtrade-Produkte verfügbar gemacht werden. Der Einsatz der Stadt für die Verwendung von Fairtrade-Produkten sowie begleitende Bewusstseinsbildung und Information.

Gemeinsam mit Wörgls Umweltbeauftragten Georg Griesser durchforstete das Projektteam aus der 5AK, betreut vom Mag. Gernot Hessler, die städtische Warenbeschaffung und machte sichtbar, wo bereits Fairtrade-Produkte im Einsatz sind, wo sie vermehrt verwendet werden können und wo sie erhältlich sind – etwa mit einer online verfügbaren Fairtrade-Einkaufsliste. Fair gehandelter Kaffee aus den Automaten gehört ebenso dazu wie eine „fairtrade-Geschenkskultur“.

Mit Fairtrade gegen Hunger

„Die Welt ist aus den Fugen geraten – wirtschaftlich, ökologisch und sozial“, stellte Alexander Maier vom Land Tirol fest und plädiert für solidarisches Handeln. Würde das Fairtrade-Prinzip den Welthandel bestimmen, würde es die Entwicklungshilfe in klassischem Sinn nicht mehr brauchen, damit die Länder des Südens selbständig und in Würde leben könnten. „Bis dahin investiert das Land Tirol jährlich 1,5 Millionen Euro in Entwicklungshilfe-Projekte etwa in Uganda,Tansania und Nepal“, so Maier, der die Ernennungs-Urkunde und Glückwünsche des Landes überbrachte.

„Wenn der Wind der Veränderung weht, bauen die Einen Mauern und die Anderen Windmühlen“, erklärte Elke Schaupp, Koordinatorin für die Fairtrade-Gemeinden Österreichs. „Unter den 800 Millionen hungernden Menschen sind rund die Hälfte Kleinbauern. Hier ist Veränderung dringend notwendig.“ Mit 142 Fairtrade-Gemeinden ist Österreich Teil des weltweiten Netzwerkes, dem über 1700 Gemeinden in 126 Ländern angehören. Sie freue sich, dass „hier in Wörgl auch eine der Windmühlen steht“ und für die Umsetzung städtische Einrichtungen wie Seniorenheim, Stadtwerke und auch Schulen ins Boot geholt werden.

Dass Wörgl Tirols erste Fairtrade-Stadt ist, sieht Bürgermeisterin Hedi Wechner als Mosaikstein der Energiemetropole Wörgl. Die Stadt sei ja bereits Tirols erste e5-Gemeinde. „Neben der Erdöl-Industrie ist die Bekleidungsindustrie der am meisten belastendste Wirtschaftszweig bei der Ausbeutung von Umwelt und Menschen. Fairtrade ist hier ein Anfang, da gerechter Lohn für die Arbeit gezahlt wird“, zeigte Wechner neben dem Lebensmittelhandel weitere Geschäftsfelder der Fairtrade-Bewegung auf und bedankte sich bei der Schule für die „sehr wertvolle Zusammenarbeit“. Auch Umweltreferent Richard Götz bedankte sich beim gesamten Projektteam und dessen Leiter Georg Griesser, der weiterhin Motor der Fairtrade-Agenden der Stadt sein solle.

Bio und fair – am besten schon zum Frühstück

Matthias Gossner, der selbst viele Jahre in der Entwicklungszusammenarbeit tätig war, stellte das Biofaire Frühstück vor und gab einen Einblick in die Fairtrade-Wirtschaftsweise. Zu diesen Kriterien zählen fairer Lohn und respektvolle Behandlung, die Wahrung der Menschenrechte und das Verbot und Zwangs- und Kinderarbeit. Kaffee und Bananen zählen immer noch zu den bekanntesten Fairtrade-Produkten, von denen es mittlerweile aber über 30.000 gibt. Wobei die Fairtrade-Zertifizierung nicht die Unternehmen selbst machen, sondern externe Überprüfung für die Einhaltung der Kriterien bürgt und der Trend in der Produktion hin zu Bio und damit zu besserer Qualität gehe. Das „Biofaire Frühstück“ gibt´s unter anderem im Welthaus Innsbruck, dessen Team die Initiative auch gern in Schulen oder Unternehmen vorstellt.

Genießen mit gutem Gewissen – auch dafür steht der geringfügig höhere Preis fair gehandelter Produkte. Und dass diese auch noch ausgezeichnet schmecken, bewies die Verkostung von Fairtrade-Produkten, mit der die Ernennungsfeier in gemütlicher Atmosphäre ausklang.