Wörgler Freigeld: Besuch aus Japan

Interesse am Wörgler Freigeld bekunden seit Jahrzehnten immer wieder Gäste aus Japan. So weilte am 28. Februar 2019 eine Delegation japanischer Gelehrter in Wörgl, um sich über das historische Wörgler Freigeld-Experiment als auch über Projekte in dessen Tradition heute wie das Jugendprojekt I-Motion, die Wörgler Sonnenscheine, die Energy.Card und den Wörgler Freigarten zu informieren.

Nakayama Chikako ist Professorin an der Tokyo University of Foreign Studies in Tokyo und forscht zu Theoriegeschichte, Weltwirtschaft, dezentrale Geldschöpfung und Spieltheorie. Hayashi Kiminori, Professor an der Meiji Gakuin University in Yokohama in Japan befasste sich u.a. eingehend mit dem Konzept der GLS-Bank, beschäftigt sich mit biologischer Landwirtschaft und zeigte besonderes Interesse am Wörgler Bauernmarkt. Matsumura Keiichiro ist Professor an der Okayama University in Okayama in Japan und arbeitet derzeit in Afrika an Sharing-Economy-Projekten. Begleitet wurde die Delegation aus Japan von Hitomi Noriko, vormals tätig als Direktorin der Showa Women’s University in Tokio, derzeit wohnhaft in Wien.

Im Unterguggenberger Institut beantworteten Heinz J. Hafner und Veronika Spielbichler die  Fragen der Delegation, die sich auch auf die Arbeit des Unterguggenberger Institutes bezogen, das sich einerseits der Dokumentation und Öffentlichkeitsarbeit übers Wörgler Freigeld damals als auch mit der Umsetzung von Komplementärwährungen wie Regionalwährungen, aber auch Blockchain- und Kryptowährungsanwendungen heute befasst. Wobei das Wörgler Freigeld heute nach wie vor eine Sonderstellung einnimmt, da diese Parallelwährung von einer Gemeinde und damit von einer politischen Institution herausgegeben wurde – damit als souveränes Bürgergeld demokratisch legitimiert war. Die Möglichkeit, mit einer Komplementärwährung auch Steuern bezahlen zu können, ist ein wichtiges Kriterium für die Akzeptanz von Regionalwährungen.

Beim Aufenthalt in Wörgl lernte die Delegation weiters das Tagungshaus Wörgl, das Heimatmuseum, den Freigeld-Rundweg und das Meilenstein-Projekt mit Abbildung des Zinseszins-Effektes kennen. Zur Europa-Tour der japanischen Gelehrten zählte weiters ein Besuch beim Chiemgauer – diese Regionalwährung in den Landkreisen Traunstein und Rosenheim gilt als erfolgreichstes Euro-gedecktes Regiogeld im deutschsprachigen Raum und wurde 2003 nach dem Vorbild des Wörgler Freigeldes ins Leben gerufen.

Besuch aus Japan in Wörgl am 28.2.2019. Foto: Veronika Spielbichler

Hayashi Kiminori, Matsumura Keiichiro, Nakayama Chikako und Hitomi Noriko (v.l.) beim Unterguggenberger-Denkmal in der Wörgler Bahnhofstraße. Foto: Veronika Spielbichler