Lärm und aus rücksichtslosem Verhalten resultierende Belästigungen brachten Wörgler BürgerInnen beim Stadtteilgespräch am 4. Juni 2019 gleich mehrfach zur Sprache: Raser im Stadtgebiet, laufende Motoren bei parkenden Taxis, Schwerverkehr im Siedlungsgebiet oder nächtliche Ruhestörung durch heimwärts ziehende Lokalbesucher. Die Folge war der Ruf nach mehr Polizeipräsenz auf den Straßen – vor allem auch nachts.
„Die Ladestraße ist die reinste Rennstrecke. Bei uns liegen regelmäßig Spoilerteile im Garten“, meldete sich ein Anrainer, der auf Höhe der als Tempobremse eingebauten Straßenhöcker wohnt, die aber offensichtlich ihre Wirkung verfehlen. Man solle wie in der Federerstraße durch Fahrbahnverengung eine Verkehrsberuhigung erreichen. Der Rückbau der Ladestraße werde seit Jahren überlegt, wurde aber aufgrund des guten Straßenzustandes bisher hinausgeschoben, teilte dazu Stadtbauamtsjurist Dr. Peter Egerbacher mit.
Und während hier ein Rückbau gefordert wird, sehen Anrainer der KR-Pichler-Straße das anders: „Wenn die Bahnhofstraße verkehrsberuhigt werden soll, bin ich dagegen, dass dann der ganze Verkehr auf die Pichler- und Hagleitnerstraße abgewälzt wird.“ Eine Lösung, die die „Unannehmlichkeiten gleichmäßig verteilt“, kündigte Bürgermeisterin Hedi Wechner an: „Ausgewogenheit ist unsere Aufgabe. Mithilfe des Landes wird jetzt für ganz Wörgl ein Gesamtverkehrskonzept erstellt.“ Voraussetzung für die Umsetzung einer Verkehrsberuhigung im Zentrum sei die Fertigstellung der Nordtangente. Dafür laufen derzeit Boden- und Grundwasseruntersuchungen. Das noch ausstehende Teilstück samt Kreisverkehr Wörgl Ost zur Autobahnanbindung könne aufgrund der Kosten von 14 bis 15 Millionen Euro aber nur mithilfe des Landes gebaut werden.
Raser regen nicht nur in der Ladestraße auf – rücksichtslose Adrenalin-Junkies am Steuer nerven in der ganzen Innenstadt. „Beim Gogl-Kreisverkehr wird ab 22 Uhr geschleudert“, meldete sich ein Anrainer und per mail liegen Bürgermeldungen vom Bahnhofsvorplatz vor, wo nebst aufheulenden Motoren und quietschenden Reifen auch lärmende Lokalbesucher den Schlaf rauben. Das gilt auch fürs M4. „Gegen Raser sind wir relativ hilflos“, räumte Bgm. Wechner ein und wünscht sich eine vermehrte Zusammenarbeit mit der Bundespolizei, dazu werde es ein Gespräch mit dem neuen Postenkommandanten und der Stadtpolizei geben. Hingewiesen wurde auch auf die Möglichkeit, selbst Vergehen bei der Polizei anzuzeigen. Wobei von Privatpersonen gemachte Fotos vor Gericht nicht als Beweismittel gelten und aufgrund des Datenschutzes nur als „eigene Erinnerungshilfe“ tauglich sind.
Mit vermehrter Exekutive-Präsenz soll nun auch gegen die Unsitte der Taxilenker vorgegangen werden, die im Stand die Motoren laufen lassen oder im Bahnhofsbereich selbst die Behindertenparkplätze blockieren. Schluss mit Lärm und Gestank nicht nur beim Taxistand am Bahnhof, sondern auch bei anderen nächtlichen Taxistandplätzen vor Lokalen.
Lärm und Belästigungen verursachen auch diverse Freizeitaktivitäten. „Mir liegt eine Meldung vor, dass der Kleinkinderspielplatz in der Hagleitnerstraße abends von Großfamilien mit 20 Erwachsenen und 40 Kindern als Picknickplatz und angrenzende Gärten als Toilette benützt wurden“, teilte Bgm. Wechner mit. Laut Spielplatzverordnung sei das nicht zulässig. Durch Kontrollen solle einer weiteren Zweckentfremdung entgegengewirkt werden, auch ein Absperren ab 20 Uhr könne angedacht werden.
Fußballspielende Kinder sind in der Stadt nirgends gern gesehen. Aus Wohnanlagen werden sie verscheucht – also wohin? Man trifft sich am Trainingsplatz neben dem Sportzentrum, überklettert dazu den Zaun oder schafft sich ein Loch zum Durchschlüpfen. „Bis zu 10 verschiedene Gruppen spielen da bis 22 Uhr“, schildert eine Anrainerin die Problematik und wünscht sich von der Stadt, dass diese wieder einen frei zugänglichen Fußballplatz für die Kinder schafft. Fußballspielen geht natürlich nicht leise und fehlgeleitete Bälle im Garten richten auch Schaden an. „Ich schimpfe zwar immer wieder, aber das nützt nur kurz. Ich hab ja Verständnis für die Kinder – die Kids haben keinen Platz! Aber irgendwann will man nach dem regulären Trainingsbetrieb tagsüber auch mal seine Ruhe haben. Und es kann ja nicht Zweck sein, dass ich der Pittbull-Terrier der Augasse bin!“
Ein fehlender Mittelstreifen im Tunnel der Bahnunterführung und Schwerlast-Verkehr, besonders großeTraktoren mit Anhängern, die die Tonnage-Beschränkung der Rendl-Brücke missachten und von und zur Nordtangente die Raimundstraße als Abkürzung nach Angath benützen, regen dort die Anrainer auf. Mit Sorge blickt man im Ortsteil Söcking auch auf den zu erwartenden Zulieferverkehr für das Edelstahl verarbeitende Unternehmen, das sich am ehemaligen Durchgangslager-Areal nördliche der WE-Wohnanlage im Mündungsbereich der Brixentaler Ache ansiedeln wird. „Da sollen große Lkw zwei Mal die Woche zuliefern. Sattelschlepper kommen da nicht um die Kurve“, wurde angemerkt und auf die jetzt schon brenzlige Situation hingewiesen: „In der Raimundstraße wird jetzt schon bei Gegenverkehr auf dem Gehsteig gefahren.“ Gewünscht wird nebst vermehrter Polizeikontrolle hier auch eine bessere Beschilderung zur Warnung für Lkw-Fahrer, die bei der Abfahrt von der Nordtangente Richtung Osten sich buchstäblich in der Falle befinden, weil keine Wendemöglichkeit besteht. Eine Erleichterung für den lärmgeplagten Ortsteil strebe nun die Asfinag mit einer Verbesserung des Lärmschutzes entlang der Autobahn an. „Die Asfinag erstellt jetzt ein neues Lärmgutachten. Ab Juni werden Anrainer kontaktiert“, kündigte Bgm. Wechner an.
Fehlende Sicherheit für Fußgänger wurde auch in der Salzburgerstraße im Bereich der Fischerfeld-Baustelle bemängelt. Die Fußgänger-Umleitung funktioniere nicht. Und da die Strecke auch Schulweg sei, solle ehestmöglich der Gehsteig südseitig wieder hergestellt werden. Auch die rechtwinklig zur Salzburgerstraße situierte Tiefgaragenrampe zum Fischerfeld wurde als für Ausfahrten untauglich kritisiert. „Laut BH darf da auch nur die Zufahrt erfolgen“, teilte Bgm. Wechner mit und Stadtbaumeister DI Hermann Etzelstorfer informierte, dass im Baustellenbereich eine Busbucht geplant ist und im Herbst errichtet werden solle.
Wie bei Stadtteilgesprächen üblich informierte Bgm. Wechner weiters über anstehende Straßensanierungen, den aktuellen Stand betreffend Wasserverband für den Hochwasserschutz am Inn sowie Baustellen durch den weiteren Fernwärmeausbau. Seit dem Bombenfund in der Ladestraße werden die Bauarbeiten am Angather Weg von einem Spezialunternehmen begleitet, das den Aushub vor Ort überwacht. Nachgefragt wurde auch zur bevorstehenden Neugestaltung des Wörgler Zentrums nördlich der Pfarrkirche. Die Projektentwicklung laufe, es gäbe aber noch kein Ergebnis für eine öffentliche Präsentation.