“Wildwest in Wörgl-Ost“ – diesen Eindruck vermittelten beim jährlichen Stadtteilgespräch im Ortsteil Wörgl-Boden Wortmeldungen der StadtteilbewohnerInnen, wobei vor allem Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung aufregen. Neben dem Thema Verkehr kamen u.a. der Hochwasserschutz, die Löschwasserversorgung im „Dörfl“, Fragen ans Bauamt und Nachbarschaftskonflikte zur Sprache, aber auch der bevorstehende Ausbau der Glasfaser-Technologie, der mit schnellem Breitband-Internet jetzt auch diesen Stadtteil erschließt.
Bürgermeisterin Hedi Wechner informierte eingangs über den Ortsteil betreffende Projekte der Stadt. Die Bushaltestelle Mayrhofen/Stögersiedlung entspricht nicht den Vorschriften des Landes und muss erneuert werden – mit längerer Busspur stadteinwärts und neuem Haltestellen-Standort stadtauswärts. Fertiggestellt wurde die Haltestelle Pinnersdorf, aus Platzgründen ohne Wartehäuschen. Im Sommer wird die Sanierung des Putzweges erfolgen. Nach Anrainerbeschwerden wurde im Vorjahr die Recycling-Station für Glas und Metall in Weiler-Haus entfernt, mangels öffentlicher Flächen gibt es bis jetzt keinen Ersatz dafür. „Zur geplanten Aushub-Deponie der Strabag am ehemaligen Schottergrubengelände wurde noch kein Projekt eingereicht“, so Wechner und wies auf zwei Anliegen des Ortsausschusses hin, die bereits im Technik-Ausschuss auf die Tagesordnung gesetzt sind: Ein Tempo 30-Limit im Kernbereich des Ortsteiles Weiler-Haus sowie die Verschmutzung der Fahrbahn mit Pferdemist, wobei der verursachende Reitstall nach der STVO zur Säuberung verpflichtet werden könne.
Als Rennstrecke erweist sich offenbar die sanierte Gemeindestraße, wobei die neue Pinnersdorfer Kurve eine besonders gefährliche Stelle ist. „Hier wird oft viel zu schnell und auf der falschen Straßenseite gefahren“, meldeten sich Anrainer und wünschten sich vermehrte Polizeipräsenz, um Raser abzustrafen sowie eine Straßenmarkierung des Mittelstreifens bis zur Bushaltestelle Pinnersdorf. „Das wird gemacht“, teilte Ortsvorsteher GR Georg Breitenlechner mit.
Falschparker, die den Gehsteig verstellen oder auf dem Grünstreifen zwischen Fahrbahn und Gehsteig stehen, regen ebenso auf: „Wir haben jetzt 30 Jahre auf den Gehsteig gewartet – und jetzt ist er oft so verparkt, dass Frauen mit dem Kinderwagen auf die Fahrbahn müssen“, teilte Hans Unterberger mit. Was besonders in unübersichtlichen Kurven gefährlich ist. „Es scheint, dass hier die Straßenverkehrsordnung nur optional befolgt wird“, stellte Bgm. Hedi Wechner fest, wobei die Benützung des Grünstreifens in Notfällen noch eher tolerierbar sei als das komplette Verparken des Gehsteiges – auch das werde die Stadtpolizei künftig vermehrt überwachen.
„Beim Hauserwirt stehen jetzt bis zu vier öffentliche Nahverkehrsbusse gleichzeitig – ist das sinnvoll“, hinterfragte Stanis Jaworek, kritisierte die veraltete Fahrzeugtechnik, die im Stadtbereich durch umweltfreundlichere Busse ersetzt werden solle und wünschte sich eine bessere Koordination der vier Buslinien von Postbus, Citybus, Schülerbus und Skibus. „Gespräche mit dem VVT laufen, nächsten Winter soll der Skibus mit dem Linienbus kombiniert werden“, erklärte Verkehrsreferent STR Ing. Emil Dander und erklärte, dass ein Umrüsten der Busse auf umweltfreundliche Technologie ab 2020 angepeilt sei.
Der Neubau eines Wochenendhauses auf der „Baschtlwies“ führte zur Anfrage, ob das im Wald so genehmigt worden sei. „Ein Wochenendhaus sicher nicht“, so Wechner. Nach Auskunft des Bauamtes ist die Wiedererrichtung eines land- und forstwirtschaftlichen Gebäudes mit Stall, Futtertenne und Melkerzimmer bewilligt. „Wenn die Ausführung nicht der Widmung entspricht, gibt es einen Abbruchbescheid“, kündigte Wechner an.
Dass die Löschwasserversorgung der neu gebauten Siedlung beim Hauserwirt ausreicht, wird von Bewohnern dort angezweifelt, da die Errichtung der Löschwasserleitung zur Brixentaler Ache aufgrund der Distanz im Ernstfall viel zu lange dauere. „Ist hier ein neuer Hydrant oder ein Hochbassin vorgesehen?“ wollte gefragt. „Das muss die Feuerwehr beurteilen und mitteilen, was gebraucht wird“, erklärte Bgm. Wechner.
Anfragen betrafen den Hochwasserschutz: Zu den großteils errichteten Schutzbauten am Pfaffenberg teilte Dr. Egerbacher vom Bauamt mit, dass ein Auffangbecken südlich des Forstweges noch gebaut wird. Beim Graben südlich des Hauserwirtes wurde das Auffangbecken auf das dreifache Volumen erweitert und die Staustufen ausgeräumt. Nach Einschätzung der Wildbachverbauung sei das voll ausreichend für den Materialrückhalt, eine weitere Verbauung des Grabens nicht vorrangig.
Nachbarschaftskonflikte sorgen im Umfeld der neuen WE-Wohnanlage beim Hauserwirt für Ärger. Kleinkinder, die auch im Winter die Fahrbahn als Spielstraße verwenden und mangels Ausweichmöglichkeit für die Autofahrer gefährliche Situationen verursachen oder laut aufgedrehte Musik zu Ruhezeiten und rücksichtsloses Parken – immer wieder kommt es zu Reibereien, weshalb Anrainer sich eine Intervention der Stadt wünschen, das Gespräche mit den Zugezogenen nicht gefruchtet hätten. „Erster Ansprechpartner für die Anrainer ist die Hausverwaltung“, teilte Wohnungsreferent NR Christian Kovacevic mit, empfahl dabei hartnäckig zu sein. Sollte dann keine Besserung eintreten, werde die Stadt ein Anrainergespräch veranlassen. Bgm. Wechner wies auf die geltende Lärmschutzverordnung der Stadt hin, die Ruhezeiten vorsieht und in den Häusern ausgehängt werden solle.
Mit einer guten Nachricht beendete Stadtwerke-Geschäftsführer Reinhard Jennewein den Infoabend. 20 Jahre nach dem Start des flächendeckenden Glasfaser-Ausbaues in Wörgl erreicht die schnelle Datenübertragungs-Technologie mit Breitband-Internet, Wörgl-TV und Festnetztelefonie heuer den Ortsteil Wörgl-Boden und 2019 die Stögersiedlung. Zum Stadtteilgespräch kam Jennewein übrigens „e-mobil“ mit dem neuen Flo-Weezl, einem elektrisch angetriebenen Kabinen-Moped mit einer Reichweite von 60 km. Wie alle Flo-Elektroautos kann es beim Car-Sharing der Stadtwerke mit der Flo-mobil-App ausgeliehen werden. Derzeit ist der Standort noch bei den Stadtwerken, künftig wird je ein Weezl beim Stadtamt sowie am Bahnhofsplatz stationiert sein. Beim Ausbau des Flo-E-Mobil-Angebotes arbeiten die Wörgler Stadtwerke mit weiteren Tiroler Gemeinden zusammen. Flo´s fahren bereits in Telfs, Zirl, Wattens, St. Johann, Kundl und Brixlegg, mit weiteren sechs Gemeinden im Zillertal wird gerade verhandelt.