Zwei Schutzengerl für die Filz

Das Wörgler Feuchtbiotop Filz  gilt als einzigartiges Naturjuwel und vorbildliches Schutzgebiet. Ohne behutsame Pflege hätten zuwandernde Pflanzen und zu hoher Nährstoffeintrag die schützenswerte Artenvielfalt längst arg dezimiert. Für den wertvollen Rückzugsort für seltene Tiere und Pflanzen im Inntal engagieren sich seit 10 Jahren zwei  Naturschützerinnen in besonderer Weise:  die Wörglerin Maria Ringler und Brigitte Durkowitzer aus Kufstein.

Bei einem Spaziergang in der Filz 2011 stolperten die beiden naturbegeisterten, langjährigen Freundinnen  über den damals desolaten Steg durch das Feuchtgebiet, bemerkten die aufkeimende Springkraut-Flut und fassten  einen folgenschweren Entschluss: „Wir räumen auf!“ Seither engagieren sich Beide regelmäßig und mit viel Einsatz für die Erhaltung des 5 Hektar großen Biotopes mit Feuchtwiesen, Teichen und Moor.

Die Bekämpfung der invasiven Neophyten aus dem Himalaya war zunächst das vordringlichste Problem. Dank vieler Arbeitseinsätze Ehrenamtlicher konnte durch Mähen und Auszupfen  das Springkraut zurückgedrängt werden – u.a. arbeiteten dabei Jugendliche aus England im Projekt Rückenwind, Wörgler Volksschulkinder, Alpenvereinsmitglieder und die Wörgler Geocaching-Gruppe  mit.  Vor allem in den Randzonen hält es sich hartnäckig und muss jedes Jahr im Frühsommer aufs Neue entfernt werden. Für Maria und Brigitte mittlerweile eine Selbstverständlichkeit.

Der desolate Rundholzsteg wurde 2014 im Rahmen eines Schulprojektes von der Polytechnischen Schule Wörgl erneuert. Bei der Biotop-Pflege, zu der die jährliche Mahd im Herbst sowie das regelmäßige Entfernen von Baumschösslingen aus dem Moorbereich zählen, wurde eng mit dem Schutzgebietsbeauftragten Philipp Larch und der Umweltabteilung der Stadtgemeinde Wörgl zusammengearbeitet, die Wörgler Volkshilfe-Einrichtungen Werkbank und Beta helfen seit Jahren ehrenamtlich bei den herbstlichen Arbeitseinsätzen, bei denen auch der Maschinenring  und der städtische Bauhof  mit Abtransport des Schnittgutes im Einsatz sind.

Beherzter und unermüdlicher Einsatz für die Filz und ihre Lebewesen vertiefte die Freundschaft der beiden Filz-Aktivistinnen in den vergangenen 10 Jahren, wobei Brigitte lieber im Stillen wirkt und Maria ihre Stärken auch in der  Öffentlichkeitsarbeit zeigt. Sobald die Filz schneefrei ist, zieht es Maria fast täglich in die Filz. Mit ihrer offenen, kontaktfreudigen Art begeisterte sie im Lauf der Jahre viele Filz-BesucherInnen, die sie ansprach und für ehrenamtliche Mitarbeit gewann. 50 bis 70 aktive Freiwillige umfasste Marias Mailing-Liste im Lauf der Jahre – ob Mithilfe bei Pflegemaßnahmen, Kuchenbacken für  die Jause bei den Arbeitseinsätzen oder Wissensvermittlung. Mit ihrer gesprächigen Art lernte sie Naturfotografen und Botanikern kennen  und gewann etliche Hundehalter dafür, bei ihren Spaziergängen auch gleich Springkraut auszuzupfen. Und bei geführten Filz-Wanderungen öffnet Maria Ringler vielen Menschen – ob klein oder groß – die Augen für die kleinen Naturwunder.

Nur was man kennt, kann man auch lieben und schützen – nach diesem Motto zählt Wissensvermittlung zum Anliegen der beiden Naturschützerinnen. Blumen und Tiere entdecken, Zusammenhänge erkennen – und dabei immer wieder auf Neues stoßen und staunen. Vieles wird mit der Kamera festgehalten und dokumentiert. Doch nicht alles ist erfreulich. Der Kampf gegen ausgesetzte Goldfische, die den Tod für die Amphibien im Biotop bedeuten.  Fangen und umsiedeln war da angesagt. „Das Klima wird trockener“, sorgt sich Maria um den Wasserhaushalt, legte selbst Hand an beim Vertiefen der Teiche und organisierte schon Feuerwehreinsätze, um den Amphibien-Nachwuchs vor dem Austrocknen zu bewahren.

Besonders die Gelbbauchunken mit ihren herzförmigen Pupillen haben das Herz von Maria Ringler erobert. Im Vorjahr behütete sie den Nachwuchs in einer nahe der Filz gelegenen Aushubdeponie,  übersiedelte die verbliebenen geschützten Tiere bei  Zuschüttung der Wasserflächen auf der Deponie in die Filz. „Die Auswanderung der Gelbbauchunken“ war dann auch der Anlass für Maria, selbst schon Oma, um ein Bilderbuch für Kinder zu schreiben und mit liebevoll selbst gebastelten Figuren zu illustrieren: „Ulli Unk“ ist der Held ihrer Filz-Geschichten, deren 2. Folge schon in Arbeit ist. Wer Interesse hat, eines der 50 gedruckten Bilderbücher zu erwerben, kann sich bei Maria Ringler, email greenmary(at)gmx.at melden.

„10 Jahre in der Filz sind für uns 10 Jahre entdecken, lernen, staunen – und 10 Jahre Gemeinschaft“, ziehen die Beiden Bilanz, wollen weiter aktiv bleiben und freuen sich über jede und jeden, der ihre Leidenschaft teilt und bei der Erhaltung des kleinen Paradieses mithilft. Resultate ihrer Entdeckungsreise in die Natur präsentieren sie zum Jubiläum auch in Form von Plakaten, die einen Einblick in die wundervolle Tier- und Pflanzenwelt geben.