Die Frauentreffs in der Erzdiözese Salzburg sind eine Erfolgsgeschichte, die vor 40 Jahren in Wörgl startete. Das Jubiläum wurde am 4. Oktober 2019 gebührend im Tagungshaus Wörgl gefeiert. Dazu kamen Vertreterinnen aller 13 Frauentreffs im Tiroler Anteil sowie von zwei Salzburger Frauentreffs aus Mittersill und Taxenbach. Zahlreiche Ehrengäste, darunter Weihbischof Hansjörg Hofer und Tirols Soziallandesrätin Gabriele Fischer gratulierten.
Frauentreffs greifen Bildungsbedürfnisse und Interessen von Frauen auf. 2018 verzeichneten die 36 aktiven Frauentreffs der Erzdiözese Salzburg bei 403 Veranstaltungen 6.224 Besuche. Die Frauen treffen sich vormittags. Ins Leben gerufen wurde das erfolgreiche Bildungsformat vom damaligen Tagungshaus-Leiter Gustl Schwarzmann, zunächst noch unter der Bezeichnung „Hausfrauen-Treff“.
„Das erste Treffen fand am 8. Oktober 1979 statt. Als Auszeit vom Alltag und zur Erweiterung des Horizontes, mit interessanten Themen aber auch Aus- und Weiterbildungsangeboten“, erinnerte Sabine Peinsipp-Hölzl, die vom Tagungshaus-Team aktuell die Frauentreffs betreut, an die Anfänge und dankte dem bereits verstorbenen Pionier, dessen Frau Dagmar Schwarzmann nun seit 24 Jahren den Wörgler Frauentreff leitet.
Thea Gruber gab mit Rosa Taxer, die seit der ersten Stunde dabei ist, und Maria Söllradl einen Rückblick auf die Anfänge, in denen vor allem die Männer skeptisch reagierten. 1991 erfolgte die Umbenennung in Frauentreffs. Im Laufe der Zeit entstanden immer wieder neue Gruppen – die letzte 2016 in Hallwang – manche stellten die Arbeit aber auch wieder ein. Bisher wurden 62 Frauentreffs gegründet, 28 davon in Tirol. „Frauentreffs sind ein Ort der Vernetzung und Solidarität“, betonte Peinsipp-Hölzl und gratulierte ebenso wie Frauentreff-Verantwortliche der Erzdiöseze Edeltraud Zlanabitnig-Leeb der Wörgler Frauentreff-Leiterin Dagmar Schwarzmann und ihrem Team.
„Als Tiroler freut es mich, dass das Erfolgsmodell Frauentreff in Tirol erfunden wurde“, leitete Weihbischof Hansjörg Hofer seine Grußworte ein und betonte, dass die Frauentreffs „sinnvoll, wertvoll und hilfreich sind. Sie fördern das Selbstbewusstsein, lassen Kompetenzen wachsen, tragen zu gesunder Persönlichkeitsbildung bei, bieten Vernetzung, Orientierung, Halt, Hoffnung und Lebensfreude“, so Hofer. Er befürtwortete die Weiterentwicklung dieser Plattform für Begegnung und Austausch – es sei wichtig, „über den Tellerrand zu sehen“. Die Erzdiözese unterstütze das Engagement der Frauen in finanzieller Hinsicht wie auch bei der Weiterbildung der Gruppenleiterinnen durch das katholische Bildungswerk.
„Wir stehen großen Herausforderungen für das Miteinander in unserer Gesellschaft gegenüber und ich ermuntere alle Frauen, ihre Stimme zu erheben“, erklärte Soziallandesrätin Gabriele Fischer. 52 % der Bevölkerung seien weiblich – und der Blickwinkel der Frauen sei wichtig für die Weiterentwicklung der Gesellschaft. Wobei hier noch viel im Hinblick auf Gleichberechtigung zu tun sei , etwa im Hinblick auf gleiche Bezahlung für gleichwertige Arbeit oder Aufwertung der Pflege. „Altersarmut ist weiblich! Wir brauchen jetzt Weichenstellungen zur Absicherung der Frauen in der Pension“, so Fischer.
Viel erreicht – aber noch viel zu tun, so lautete auch das Resumee von Elisabeth Stögerer-Schwarz, Leiterin der Abteilung Frauen und Gleichstellung beim Land Tirol. Sie erinnerte an Meilensteine der Frauengleichberechtigung wie 100 Jahre Wahlrecht oder Abschaffung der Zustimmung des Mannes zur Berufstätigkeit der Frau 1975. Die gesetzliche Grundlage zur Gleichstellung von Mann und Frau sei gut – aber es hapere teilweise noch an der Umsetzung. Handlungsfelder sieht Stögerer-Schwarz heute vor allem im Schutz vor Gewalt, in der ökonomischen Absicherung, auch im Alter. Im Hinblick auf die Zukunft der Frauentreffs entwarf sie unterschiedliche Szenarien: Wollen alle miteinander fröhlich in Pension gehen? Oder vermehrt jüngere Frauen und Migrantinnen ansprechen?
Wörgls Bürgermeisterin Hedi Wechner betonte, dass sich das Frauenbild in den vergangenen vier Jahrzehnten zwar geändert habe, von gleichen Rechten im Hinblick auf Einkommen sei man aber noch weit entfernt. Nicht nur Erwerbsarbeit sei Arbeit – auch Versorgung der Familie und Hausarbeit sei Arbeit, auch das Ehrenamt laste vielfach auf den Schultern der Frauen. Wechner, heute eine von 16 Bürgermeisterinnen in Tirol, ermunterte Frauen, sich politisch zu engagieren.
Die Bedeutung der Frauentreffs im Bildungsbereich strich Andreas Gutenthaler, Direktor des Katholischen Bildungswerkes hervor. Als wichtige, aktuelle Themen erachtet er den Klimaschutz, Geschlechtergerechtigkeit und soziale Verantwortung und wünschte sich abschließend, dass „die Frauentreffs eine Veränderung in Kirche und Gesellschaft bewirken sollen.“
Ein Frauenkabarett von Sigrid Tschiedl sowie Harfenmusik von Margit Haas umrahmten die 40-Jahr-Feier im Tagungshaus, die mit einem gemeinsamen Mittagessen ausklang.