Immer mehr Paragleitunfälle beschäftigen Bergretter

Im Wörgler Volkshaus trafen sich kürzlich die Bergretter der Ortsstelle Wörgl – Niederau zu ihrer Jahreshauptversammlung mit Ehrung des ehemaligen Ortsstellenleiters Richard Müller für 60 Jahre Mitgliedschaft. Der umfangreiche Bericht des Ortsstellenleiters Martin Flörl zeigte auf, dass im letzten Jahr die Bergrettung Wörgl – Niederau zu 40 Einsätzen mit 288 Einsatzstunden  gerufen wurden. Bei 12 dieser Einsätze handelte es sich um Bergeinsätze im alpinen Gelände, die restlichen 28 Einsätze waren so genannte Pisteneinsätze. 791 Stunden waren die Bergretter bei Pistendiensten und Renndiensten im Einsatz.

Ortsstellenleiter Martin Flörl begrüßte bei der Jahreshauptversmmlung Bgm. Hedi Wechner, PI-Kdt. Hubert Baldemair, den Betriebsleiter der Bergbahnen Niederau Peter Schrattenthaler, Gemeinderat Helmut Feldkircher  aus Angerberg, ÖBD Bezirksleiter Hermann Schneck sowie den Landesleiter des ÖBD Tirol Hermann Spiegl. Gleich zu Beginn wurde der Bürgermeisterin zu ihrem fulminanten Wahlsieg gratuliert und ein Ostergeschenkskorb als kleines Präsent übergeben.

An Übungen und Kursen fielen im letzen Jahr  2215 Stunden an. Zusätzlich wurden 430 Arbeitsstunden im Rahmen des Wörgler Stadtfestes erbracht. Die Summe der aufgezeichneten 3661 Stunden erhöhe sich durch nicht verzeichnete Tätigkeiten und Arbeiten auf rund 5000 Stunden, so Martin Flörl.

Einer der dramatischsten Einsätze, so Hermann Schneck, war der Absturz einer Paragleiterin in der Niederau, die einen Kurs belegt hatte und bei einem Flug abstürzte, wobei sie in sehr unwegsames Gelände stürzte. Hier waren Bergrettung, Bergwacht, Alpinpolizei sowie der Notarzthubschrauber im Einsatz. Auch drei Hundeführer waren mit ihren Hunden dabei und es war schlussendlich auch ein Hund, der die Abgestürzte dann aufspürte, für sie kam aber leider jede Hilfe zu spät. Dies zeigte einmal mehr die Wichtigkeit von gut ausgebildeten Hunden auf. So konnte eine junge Frau, die ohne Lawinenpieps unterwegs war,  nach einem Lawinenabgang nach nur 27 Minuten nahezu unverletzt ausgegraben werden, auch sie wurde von einem Hund geortet. „Zugenommen haben insbesondere die Einsätze auf Grund von Abstürzen von Paragleitern“,  so Bezirksleiter und Einsatzleiter Hermann Schneck, „wir hatten noch nie so viele Paragleiterunfälle“.

Zurzeit zählt die Bergrettung Wörgl – Niederau einen Mannschaftsstand von 34 aktiven Mitgliedern sowie 4 Anwärter. Beim Verein wirken 23 sonstige Mitglieder und 2 Bergrettungsärzte mit. Stolz ist man auch, dass in den Reihen der Bergretter Flugretter, Notfallsanitäter und diplomiertes Krankenpflegepersonal zu finden ist. Daher wurden auch im letzten Jahr ein EKG sowie ein Pulsoxymeter zur Messung des Sauerstoffgehaltes im Blut angekauft.

Aufgezeigt wurde, dass jeder Bergretter seine Einsatzausrüstung bestehend aus Bergeausrüstung, Erste Hilfe Ausrüstung und  Wetterschutz, aus der eigenen Tasche bezahlt. Lediglich ein Zuschuss von 850.- Euro wird vom Land zugeschossen. In Summe investiert jeder der Bergretter 4100.- Euro an Eigenkosten, damit er im Dienst anderen Menschen helfen kann. Zudem kommt, dass diese Ausrüstung rund alle vier Jahre einer Erneuerung bedarf. Die Kosten sind auch deshalb so hoch, da alle mit einer „Vierjahreszeitausrüstung“ ausgerüstet sein müssen – Unfälle am Berg passieren ja zu jeder Jahreszeit.

„Die Gemeinden des Bezirks leisten einen gewissen Beitrag für die Bergrettung, wofür wir ein großes Danke sagen“, so Martin Flörl. „Nur bei den Angathern und Wildschönauern müssen wir nochmals anklopfen, diese beiden Gemeinden haben bis dato leider noch nie einen Zuschuss an uns geleistet. Hier hoffen wir aber doch, dass es in Hinkunft ein Umdenken gibt.“

Für 60 Jahre Mitgliedschaft wurde Richard Müller geehrt und ausgezeichnet. Er war von 1975 – 1980 Ortsstellenleiter. Von ihm wurden 1977 die ersten Funkgeräte angekauft und in den Einsatz mitgenommen. Zudem stellte er in seinem Haus kostenfrei Räumlichkeiten als Bergrettungslager zur Verfügung.

Hedi Wechner  bedankte sich bei den Bergrettern und wies in ihrer Rede auf die enormen psychischen und physischen Belastungen hin, denen Bergretter ausgesetzt sind und dabei  immer wieder an ihre Grenzen stoßen.  Man könne diese Arbeit nicht hoch genug einschätzen. Da die Bergrettung bei der Feuerwehr untergebracht ist, meinte die Bürgermeisterin, dass sie sich bei der Erweiterung des Feuerwehrhauses eine Modulbauweise vorstelle, wobei als Modul eins die Erweiterung der Fahrzughalle anstehen werde, da hier Werte von rund 1,5 Mio Euro untergebracht sind.  „Ich möchte in zwei bis drei Jahren dann die Sache Feuerwehr abgeschlossen haben. Hier müssen aber noch Gespräche mit den zuständigen Fachleuten geführt werden“, so Wechner.

Fotos und Text: Wilhelm Maier