Die Lange Nacht der Museen am 5. Oktober 2019 bildete mit Dutzenden BesucherInnen den Höhepunkt der Museums-Saison im Wörgler Heimatmuseum und war einmal mehr ein Publikumsmagnet. Und es könnte der letzte reguläre Öffnungstag des Heimatmuseums in diesen Räumlichkeiten gewesen sein – denn nach Übersiedelung der Landesmusikschule und der Stadtmusikkapelle ins neue Haus der Musik im Herbst dieses Jahres wird derzeit an einem neuen Nachnutzungskonzept für das Gebäude gearbeitet, das auch eine bauliche Innensanierung umfasst.
Bereits zum 20. Mal fand die „Lange Nacht der Museen“ in ganz Österreich und in Teilen von Slowenien, Liechtenstein sowie in Lindau am Bodensee und Tettnang in der Schweiz statt. Rund 730 Museen, Galerien und Kulturinstitutionen verzeichneten insgesamt 389.075 Besucherinnen und Besucher, in Tirol waren es 25.315 Kulturinteressierte. Das Wörgler Heimatmuseum beteiligt sich seit 2011 an der bundesweiten ORF-Aktion der Langen Nacht der Museen.
Auffallend hoch war heuer der Anteil jener, die das Angebot der nächtlichen Öffnungszeit von 18:00 bis 01:00 Uhr früh auch in anderen Museen der Region nützten. Im Wörgler Heimatmuseum erteilten Museumsführer Hans Gwiggner detaillierte Infos über die Stadt- und Industriegeschichte, Peter Weich über Geschichte und Anwendung des Rechenschiebers sowie des Wörgler Unternehmens Aristo und Veronika Spielbichler übers Wörgler Freigeld.
Eine besonders gern besuchte Attraktion waren wieder die Filmvorführungen im ehemaligen Vortragssaal der Musikschule im Dachgeschoß. Dabei stand auch eine spannende Uraufführung am Programm: Erstmals wurde in Wörgl der 1950/51 gedrehte Spielfilm „Erinnerungen an Wörgl“ öffentlich gezeigt, der ein Treffen der Internationalen Freien Gewerkschaften in Wörgl dokumentiert. Gedreht wurde für den deutschsprachigen Schwarz-Weiß-Film von der französischen Filmproduktionsfirma auch in Brüssel, im Saarland und beim Bau des Kraftwerkes in Kaprun.
Zu den „Filmzuckerln“, die Astrid und Egon Frühwirth aus ihrem Filmschaffen präsentierten, zählten nostalgische Porträts von Wörgler Originalen wie dem Überfuhr-Sepp und Urban Bucher, die Doku „Unser täglich Brot“ über das Leben in den 1980er Jahren am Schleichberg-Bergbauernhof in Bruckhäusl sowie über das grausame Schicksal von Alois und Josefa Brunner, die 1943 von den Nationalsozialisten hingerichtet wurden. Egon Frühwirth dokumentierte über Jahrzehnte die Geschichte Wörgls auch mit Filmaufnahmen von Bauprojekten wie Nordtangente und Wave und zeigte abschließend Wörgl im Wandel der Zeit anhand des Vergleiches historischer Fotos u.a. aus dem Fundus von Franz Bode mit aktuellen Filmaufnahmen aus Wörgl.
Das Wörgler Heimatmuseum kann eine positive Bilanz über die abgelaufene Museums-Saison ziehen, in der ein deutlicher Besucheranstieg gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen ist. Ob der Museumsbetrieb im 40-Jahr-Jubiläum 2020 weitergeht, steht aufgrund der unklaren Raumsituation noch nicht fest. Das Heimatmuseum wurde erstmals 1932 gegründet, die Einladung zur Eröffnung am 21. August vormittags im damaligen Volksschulgebäude – heute das ehemalige Landesmusikschulgebäude – wurde von den Museums-Ausschussmitgliedern Kustos Dr. Georg Stawa und Bürgermeister Michael Unterguggenberger unterzeichnet. Während des Zweiten Weltkrieges ruhte der Museumsbetrieb, 1945 wurden viele gelagerte Ausstellungsstücke geplündert. Die Wiedergründung des Vereins erfolgte 1980. Das Heimatmuseum war zunächst im Vereinshaus in der Spitalgasse (heute Fritz Atzl-Straße) untergebracht und übersiedelte 1988 in die jetzigen Räumlichkeiten und damit wieder in jenes Gebäude, in dem es 1932 gegründet wurde.