Die Welt gerechter gestalten und mit Hilfe zur Selbsthilfe Armut verhindern – diese Idee liegt Oikocredit zugrunde. Die 1975 gegründete, weltweit tätige Entwicklungsgenossenschaft bietet eine einfache Methode, durch Geldanlagen Positives zu bewirken und nach ethischen Kriterien zu investieren. Am 11. Oktober 2019 stellten Rosmarie Obojes und Bernhard Wasle vom österreichischen Oikocredit-Förderverein die Organisation und ihre Arbeitsweise im Tagungshaus Wörgl vor.
„Wir finanzieren gleichgesinnte Partnerorganisationen, die einkommensschwache Menschen in Afrika, Asien und Lateinamerika Chancen eröffnen, ihre Lebenssituation zu verbessern“, erklärte Bernhard Wasle. 2018 brachten 56.000 Anleger ein Kreditvolumen von 970,8 Millionen Euro auf, die von rund 690 Partnerorganisationen in 71 Ländern verwaltet werden, wobei diese Partner Mikrokredit-Finanzinstitute oder Genossenschaften im Sektor Landwirtschaft und zunehmend im Sektor erneuerbare Energie sind. Weltweit werden damit 37 Millionen Menschen erreicht.
Anleger erhalten eine Dividende, die jährlich neu festgesetzt wird und derzeit bei 1 % des Investments liegt. Der Jahresmitgliedsbeitrag liegt bei 20 Euro, die Mindesteinlage beträgt 200 Euro. Die Zentrale befindet sich in Holland, für den Verwaltungsaufwand sind 3 % kalkuliert, werden aber nicht gebraucht. Weiters eingerechnet sind 3 % Risikoprämie für Wechselkursschwankungen. Diese Kosten werden von den Kreditnehmern getragen, für Investoren fallen keine Verwaltungs- oder Depotkosten an. Oikocredit Österreich zählt derzeit 6.268 Mitglieder, das eingesetzte Kapital macht rund 130 Millionen Euro aus.
Welche Wirkungen Oikocredit-Geldanlagen bei den KreditnehmerInnen erzielen, schilderte Rosmarie Obojes anhand von Peru, wo sowohl Mikrokredite wie auch Genossenschaftskredite vergeben werden. „86 % der Kreditnehmer bei Oikocredit sind Frauen. Oikocredit vergibt Kredite an Menschen, die keinen Bankkredit erhalten würden“, wies Obojes auf die soziale Wirksamkeit der Mikrokredite hin, wobei die Mikrokreditfinanzinstitute nicht nur Geldgeber sind, sondern auch Bildung und Ausbildung sowie eine Versicherung anbieten. Anhand von Kleinunternehmerinnen schilderte Obojes, wie die Mikrokredite zu fairen Konditionen das Leben der Menschen verbessern. „In der Praxis treffen sich die Kredit- und Spargruppen, die meist aus 20 bis 30 Leuten bestehen, privat zuhause in Wohnzimmern“, so Obojes. Dort erfolgt die Weiterbildung ebenso wie die finanziellen Transaktionen, die für alle Mitglieder völlig transparent sind. „Die Frauen erzählten immer wieder, dass ihr größter Gewinn die Solidarität und der Zusammenhalt der Gruppe sind. Sie stecken sich bei den Treffen gegenseitig mit Ideen an, tauschen ihre Erfahrungen aus“, so Obojes. Neben dem Mikrofinanzinstitut Finca Peru unterstützt Oikocredit auch die Kaffee-Kooperative Centrocafe. Die Genossenschaft vereint 2.851 Kaffeebauern, die Fairtrade- und bio-zertifizierten Hochlandkaffee anbauen, der zu 80 % als Rohkaffee exportiert wird. „Die Genossenschaft bietet den Familienbetrieben neben der Vermarktung auch die Lagerung, Qualitätskontrolle, Forschung und Entwicklung ertragreicher Sorten mit mehr Qualität“, berichtete Obojes, die appelliert, beim Einkauf zum bio und fair zertifizierten Café zu greifen: „Derzeit wird mehr fairtrade-Café angebaut als verkauft wird.“
Im Hinblick auf die Zukunft setzt Oikocredit neue Schwerpunkte. „Oikocredit hat 33 Fokusländer in Südamerika, Indien, Afrika, Lateinamerika und in Südostasien und achtet bei Investments auf Einhaltung der Ziele für nachhaltige Entwicklung der UN. Weitere Infos gibt´s online auf www.oikocredit.at oder auf www.oikocredit.coop