Natur, Kultur und Kulinarik in einzigartiger Weise verbindet die Kulturinitiative „Langer Grund“ mit dem „Theater auf der Alm“ in der Kelchsau, das heuer zum 5. Mal Kulturbegeisterte in alpine Höhen lockte. Nach schweißtreibendem steilen Aufstieg auf die Neuhögenalm der Wörgler Bioyak-Bäuerin Gabi Brunner startete ein abwechslungsreiches Menü mit regionalen Spezialitäten aus Küche und darstellender Kunst, deren Gusto-Stückerl vom Theater unterLand serviert wurden.
Arbeiten auf der Alm war zu keiner Zeit die nostalgisch verklärte Idylle – vor welche Herausforderungen die Bewirtschaftung der Bergweiden heute das Almpersonal stellt, zeigte der anstrengende Aufstieg durchs Frommbachtal. Harte, kräftezehrende Handarbeit sorgt auch heute noch dafür, dass Hochgebirgsregionen mit artenreichen Weiden bestehen. Diese Natur ist Kulturlandschaft, nicht sich selbst überlassene Wildnis. Mühsam ist das Wegräumen von Geröll und Holz nach Murenabgängen bei Wetterextremen, die sich in den vergangenen Jahren häuften. Zur Bedrohung fürs Weidevieh durch Blitzschlag kommen nun noch große Beutegreifer – Wolfsrisse führten bereits zu vorzeitigen Almabtrieben in der benachbarten Bergwelt.
Gabi Brunner hat den pelzigen Jäger noch nicht zu Gesicht bekommen, ihre Yaks grasen bislang unbehelligt, halten damit die Flächen frei von Verbuschung. Neue Wege schlug Gabi Brunner nicht nur bei der Almbewirtschaftung ein, auch in der Direktvermarktung. Koch-Events im zum Kulturstadel umgebauten alten Kuhstall auf der Alm zählen dazu – und wie Yakfleisch schmeckt, erfuhren die Theaterfans bei der ersten kulinarischen Station mit Yak-Fleischkäse, serviert von Simonson-Gillhersteller Herbert Gwercher und seinen Helfern Maria und Maxi. Die „kulturelle Vorspeise“ kredenzten die beiden Wörgler Kabarettisten Jürgen Heiss und Stefan Peschta nach dem Aufstieg zu Fuß mit einem Auszug aus ihrem aktuellen Influencer-Programm, wobei sie SUV-Fahrer auf die Schaufel nahmen und als „Granfluencer“ mit schwarzem Humor Alltagstipps fürs Alter gaben.
Querfeldein über die Almwiesen ging´s dann bergab zur Richtseitbichl-Alm, auf der Theater unterLand-Obfrau Irene Turin den nächsten Künstler als ihren einstigen Schüler am BRG Wörgl ankündigte. „Eine Zeit voller Missverständnisse!“ kommentierte Andy Woerz seine Schulzeit, in der er bereits „sprachlich auffällig“ war. Die Sprache und ihr Gebrauch sind heute „sein Ding“ – ob als Sprecher in Tonstudio und Fernsehen für ATV und ORF, als Sänger, Schauspieler, Autor oder Musikkabarettist. Er spielt mit ihr, hochprofessionell, geht Redewendungen auf den Grund, macht sich seine eigenen, höchst unterhaltsamen Reime im Dschungel der Sprache, die er mit Stimmakrobatik und wechselnden Slangs vorzutragen weiß und bezog das Publikum live in seinen grandiosen A-capella-Schlagzeugunterricht ein. Anni und Jogg von der Richtseitbichl-Alm warteten derweil mit kalten Getränken und Kaffee und Kuchen auf.
Mit „Blattln mit Kraut“ und einer flaumigen Creme auf Moosbeeren verwöhnte die Familie Erharter auf der Erla Brennhütte die Almtheaterfans, den kulturellen Abschluss gestaltete Stefan Schimmele mit seinem Akkordeon und einer melodischen Weltreise von Jazz-Klassikern über französische Filmmusik bis hin zu neuer Volksmusik von Herbert Pixner. Wetterglück bescherte dem Almtheatertag mit strahlendem Sonnenschein optimale Rahmenbedingungen. Zur Sicherheit der Gäste begleitete Dieter Aichhorn, Ortsstellenleiter der Bergrettung Wörgl-Niederau, die Wanderung, seine Hilfe wurde etwa bei Kreislaufproblemen gern angenommen.