Herbstlicher Höhepunkt der Traditionspflege in Wörgl ist alljährlich das Kriegsopfergedenken Anfang November. Nach dem Festgottesdienst und den Kranzniederlegungen beim Kriegerdenkmal im Kirchhof und beim „Wörgler Reara“ in Erinnerung an die 1809 bei Wörgl verlorene Schlacht lud die Sepp Innerkofler Standschützenkompanie zur 51. Jahreshauptversammlung mit Neuwahl. Bei dieser wurde die Vereinsleitung mit Hauptmann Manfred Mohn und Obmann Manfred Schachner bestätigt.
Die Traditionsvereine marschierten am Sonntagvormittag vom Stadtamt zur Kirche, angeführt von der Stadtmusikkapelle Wörgl, die auch den Festgottesdienst musikalisch umrahmte. Pfarrprovisor Christian Hauser schloss in das Gedenken an die Gefallenen alle Opfer von Krieg und Faschismus bis heute ein – ob in der Ukraine oder in anderen weniger beachteten Krisenherden der Welt. Krieg und dessen Folgen seien immer ein Trauma für die ganze Gesellschaft. Hauser mahnte zu gewaltfreier Konfliktlösung und betonte, dass „das Gedenken an die Opfer nur Sinn mache, wenn es als Mahnung zu Frieden und Nächstenliebe in unseren Alltag dringt.“
Nach dem Gottesdienst formierten sich die Vereine und Fahnenabordnungen – namentlich der Sepp Innerkofler Standschützenkompanie und deren Partner-Kompanien aus Bernau in Bayern, Sexten in Südtirol und Sillian in Osttirol, der Schützengilde Wörgl, der Freiwilligen Feuerwehr Wörgl, des Kameradschaftsbundes, des Militär- und Veteranenvereines sowie der Rot-Kreuz-Ortsstelle Wörgl – im Wörgler Kirchhof zur Kranzniederlegung am Kriegerdenkmal. Nach Abfeuern der Ehrensalve marschierte der Festzug rund um die Kirche zum „Wörgler Reara“ und nahm Aufstellung auf der Bundesstraße, wo ebenfalls mit Salutschüssen und Kranzniederlegung der Gefallenen des Tiroler Freiheitskampfes vor 200 Jahren gedacht wurde. Bei der Schlacht vor Wörgl am 13. Mai 1809 verloren über 1.000 Menschen ihr Leben.
Schützenkompanie hielt 51. Jahreshauptversammlung
Die Grenzen von damals sind heute überwunden – und so stellte Matthias Wicha, Hauptmann der Gebirgsschützenkompanie Bernau am Chiemsee in der anschließenden Schützenversammlung angesichts des Textes des Wörgler Schützenliedes und der kriegerischen bayrisch-tirolerischen Geschichte augenzwinkernd die Frage, wer wohl heute mit „der Feind“ gemeint sei. Heißt es doch im Lied „Es lebt der Schütze froh und frei“ in der 2. Strophe „Und kommt der Feind ins Land herein und sollt´s der Teufel selber sein – es ruhen unsere Stutzen nicht, bis dass das Auge bricht. Tralalala…“ Jedenfalls pflegen die Wörgler seit nunmehr acht Jahren freundschaftliche Bande mit den Bayern, die spätestens zum 10-jährigen Jubiläum ausgiebiger gefeiert werden sollen.
Das gemeinsame Singen des Schützenliedes beendete die 51. Jahreshauptversammlung mit Neuwahl und Ehrungen, zu der Obmann Manfred Schachner eine ganze Reihe Ehrengäste begrüßte – darunter Pfarrprovisor Christian Hauser, Bürgermeister Michael Riedhart und dessen Stellvertreter Kayahan Kaya und Roland Ponholzer, den Landtagsabgeordneten und Stadtrat Christian Kovacevic, Kulturreferent GR Sebastian Feiersinger, Stadtrat Thomas Embacher und die Gemeinderäte Patricia Kofler, Walter Altmann und Andreas Deutsch, Wörgls Alt-Bürgermeisterin Hedi Wechner und Ehrenbürgerin Maria Steiner sowie Ehrenlandesschützenmeister Hansjörg Mair.
Die Sepp Innerkofler Standschützenkompanie zählt aktuell 41 aktive Mitglieder, darunter 2 Jungschützen und vier Marketenderinnen. Höhepunkte des abgelaufenen Vereinsjahrs waren der Zapfenstreich 2021 zur 70-Jahr-Feier der Stadt Wörgl mit 225 aktiven Teilnehmern aus Traditionsvereinen und 2022 die Teilnahme am Wörgler Stadtfest sowie das Bataillonsschützenfest mit 750 Teilnehmern, das die Wörgler am 3. September anlässlich des 50jährigen Bestehens ihrer Kompanie im Wörgler Sportzentrum ausrichteten. „Wir erhielten viele positive Rückmeldungen“, betonte Obmann Manfred Schachner und dankte allen Beteiligten sowie Sponsoren für Arbeit und Unterstützung. Seine Frau Renate Schachner stellte ein Fotobuch zur Erinnerung zusammen, das im Schützenheim zur Einsicht aufgelegt wird.
Trotz Corona-bedingter Einschränkungen blickte er in seinem Bericht auf ein „arbeitsintensives Jahr zurück.“ Zu den Ausrückungen zählte die Nachtanbetung für die Wörgler Bombenopfer am 23. Februar, die Angelobung des neuen Gemeinderates, Müllsammeln bei der Aktion Sauberes Wörgl und Ausrichtung des Bataillons-Jahrtages, bei dem Manfred Schachner als Viertelkommandant seinem Vorgänger Hermann Egger nachfolgte, der diese Funktion 42 Jahre lang ausübte und dafür zum Ehrenbataillons-Kommandanten ernannt wurde.
Zu traurigen Anlässen wie die Begräbnisse der verstorbenen Mitglieder Dr. Andreas Taxacher und Peter Huber versammelten sich die Schützen ebenso wie zur Hochzeit eines Mitgliedes und als Highlight blieb auch das Ausrücken ins Passeiertal in Erinnerung, zu dem man ohne Waffen antreten musste. Zu den geselligen Höhepunkten zählten die Schießbewerbe für Marketenderinnen sowie das ganz Bataillon, bei dem ein Team der Wörgler auf dem 3. Platz landete und Simone Schachner zum 5. Mal die Schützenschnur in Gold ergatterte.
Zu den Diensten der Schützenkompanie zählt alljährlich die Sammlung fürs Schwarze Kreuz zu Allerheiligen am städtischen Friedhof, bei der heuer 2.928 Euro zusammenkamen. Hermann Hotter, Tiroler Landesgeschäftsführer des Schwarzen Kreuzes, bedankte sich beim fleißigen Wörgler Sammlerteam, auch mit der Ehrung langjähriger Helfer. Ausgezeichnet wurden Patrick Unterer, Leandro Maier-Karsei, Sebastian Feiersinger und Manfred Schachner, der das goldene Ehrenzeichen erhielt. „Das Geld wird zur Kriegsgräberpflege für Opfer des 1. und 2. Weltkrieges verwendet“, erklärte Hotter die Arbeit des ehrenamtlich tätigen Vereines, der u.a. 12 Friedhöfe in der Ukraine betreut und aktuell eine Gedenkstätte auf einer Gefangeneninsel vor Sardinien errichtet. „Gedenken ist Friedensarbeit und ein hohes Gut der Traditionsvereine“, so Hotter.
Neuwahl
Die schriftliche Neuwahl leitete Hermann Egger, unterstützt von Renate Schachner. Der Kompanie-Ausschuss besteht für die nächsten drei Jahre aus Hauptmann Manfred Mohn, Obmann Manfred Schachner, Oberleutnant Stanis Jaworek, Leutnant Markus Mair, Waffenwart Georg Kuß, Fähnrich Rudolf Schimanek, Schriftführerin & Intranet Simone Schachner, Kassier Mario Thomaset und Zeugwart Christian Eder. Stanis Jaworek, der 1984 der Kompanie beitrat, legte nach 33 Jahren die Funktion als Kassier nieder. Er übte im Lauf der Jahrzehnte u.a. auch fünf Jahre lang die Funktion des Jungschützenbetreuers aus, ist seit 2013 Hauptmann-Stellvertreter und Bataillons-Rechnungsprüfer. Er wurde von der Vollversammlung einstimmig zum Ehrenmitglied der Kompanie erklärt.
Ehrungen und Beförderung
Sebastian Feiersinger wurde zum Patroulienführer befördert. Ehrungen erhielten Johann Mauracher für 50jährige Mitgliedschaft sowie die beiden Marketenderinnen Margit Thomaset und Simone Schachner für ihre Verdienste um das Tiroler Schützenwesen vom Bund der Tiroler Schützenkompanien.
Ausblick
Im Schützen-Terminkalender geht´s am 19. November weiter mit dem Schützenball in Breitenbach. Am 24. November werden im Schützenheim die Weihnachtskekse für den Verkauf eingepackt. Gebacken werden die 40 bis 50 kg Kekse, die dann u.a. beim Christkindlmarkt verkauft werden, von den Frauen, die damit einen tollen Beitrag für die Vereinskasse leisten. Die Schützenkompanie wird auch heuer bei allen Christkindl-Markttagen im Seniorenheimpark mit eigenem Stand dabei sein. Weitere Ausrückungen stehen bei der Bataillons-Vollversammlung am 25. November im neuen Wörgler Kirchenwirt, bei Bataillonsfest am 21. Mai 2023 in Niederndorf und beim 40-Jahr-Jubiläum der Schützenkompanie von Angath/Angerberg und Mariastein an.