Batterie-elektrische Antriebe sollen einen wesentlichen Beitrag zur Tiroler Energie-Strategie „Tirol 2050 energieautonom“ leisten, wenn es nach dem Wunsch des Landes und der Energieagentur Tirol geht. Diese lud am 12. Oktober 2023 nach Wörgl, um anhand eines praktischen Beispiels die Realisierung des „Maßnahmenplanes E-Mobilität“ zu zeigen.
„An der Elektromobilität führt kein Weg vorbei“ verkündet das „So fährt Tirol 2050“-Roll-Up, das vor der Garage von Christian Kogler steht. Daneben sein Elektroauto, in der Garage die Ladestation und auf dem Dach die PV-Anlagen, die Sonnenstrom für Haushalt und Unternehmen im eigenen Haus und für das Auto liefern – samt Batteriespeicher im Keller.
Die Botschaft: In der E-Mobilität liege ungeheures Potenzial, denn die Energiewende heiße auch Mobilitätswende, hin zu „sauberen Technologien“. Wie das auch im privaten Bereich funktionieren könne, das zeige das Beispiel von Familie Kogler. „Für mich war schon beim Hausbau klar, dass eine PV-Anlage aufs Dach kommt“, erzählt Christian Kogler, der nach der HTL den beruflichen Weg als Elektroplaner einschlug und mittlerweile auch überzeugter E-Autofahrer ist. Der Mercedes wird als Firmenauto ebenso genützt wie als Familienfahrzeug, mit dem die Familie Kogler mit zwei Kindern auch schon auf Sardinien und in Albanien auf Urlaub war. Sorgen um die Reichweite, angegeben mit 400 km, macht sich Christian Kogler nicht: „Ich fahre mit vollen Akkus aus der Garage, es funktioniert.“ Der Sonnenstrom vom Dach fließt in den Batteriespeicher im Keller – ist dieser voll, wird das Auto betankt. Bevor ins Netz eingespeist wird, heizt die Sonnenenergie noch das Warmwasser auf. Kogler: „Wir produzieren 80 % unseres Strombedarfes selbst.“
Ein Beispiel, das den Mobilitätslandesrat wie auch die Energieagentur begeistert. Allerdings muss man sich diese Energiewende auch leisten können. Nachgefragt nach den Investitionskosten ist die 100.000 Euro-Grenze überschritten. „Wichtig ist, auch mit kleinen Schritten anzufangen – etwa mit dem Bau einer PV-Anlage und sich das durchrechnen lassen“, räumt Zumtobel ein und verweist auf das Service der Energieagentur. Was jetzt am Markt noch teuer sei, werde in absehbarer Zeit günstiger – vom E-Auto bis zur Speichertechnologie.
Dass an der E-Mobilität kein Weg vorbei fahre, begründet Zumtobel mit dem Anteil des Verkehrs am CO2-Ausstoß mit 40 %: „Jedes E-Auto ist da ein Gewinn.“ Dass im August 2023 erstmals mehr E-Autos als Verbrenner zugelassen wurden, sei auf den hohen Anteil von Firmenfahrzeugen zurückzuführen. Was die Mobilitäts-Strategie insgesamt angehe, sei allerdings eine Verringerung der Fahrzeuganzahl durch Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel sowie durch Car-Sharing, Radfahren und zu Fuß Gehen oberste Priorität.
„Im Fahrplan für die nächsten drei Jahre ist Elekromobilität ein wesentlicher Bestandteil, auch wenn das Akku-Recycling noch nicht gelöst ist“, räumte DI Rupert Ebenbichler, Geschäftsführer der Energieagentur ein. Für Elektroantriebe spreche die „überragende Effizienz“ und die Tatsache, dass „wir uns den Treibstoff selber machen. Derzeit fließen jährlich 2 Milliarden Euro für fossile Energieträger aus dem Land.“ Der technologische Umbau sei nötig und im Gang. Was das Batterie-Recycling angehe, gäbe es dafür die Technologie – aber noch nicht genügend Altbatterien für die industrielle Nutzung.
„Bis 2035 sollen alle Busse in Tirol emissionsfrei unterwegs sein“, nennt Zumtobel eines der Ziele. 2026 werde letztmalig ein Dieselbus ausgeschrieben. „Im Zillertal sind vier E-Busse bereits erfolgreich im Testbetrieb.“ Für die Umstellung müsse man den Unternehmen aber Zeit und Unterstützung geben. So würde der Bund 80 % des Mehraufwandes für E-Busse und 40 % des Aufwandes für die Ladestationen fördern.
„Für private E-Autos gibt es eine Bundesförderung in Höhe von 5.000 Euro und für die Ladeinfrastruktur 600 Euro“, teilt Thomas Geisler von der Energieagentur mit. Gefördert werden auch Gesamtlösungen bei Wohnanlagen. Beim Umstieg auf E-Mobilität bei einspurigen Fahrzeugen gibt´s vom Bund 800 Euro, einzelne Gemeinden legen nochmal 200 Euro drauf.
E-Mobilität für den privaten Gebrauch werde durch günstigere E-Autos einerseits aus China und andererseits vom Gebrauchtwagenmarkt attraktiver, wobei Christian Kogler aus China kommend auch eine neue Batterie-Technologie auf Natriumbasis als Vorteil sieht. „Wer sich vom Gebrauchtmarkt ein E-Auto holt, kann beim ÖAMTC um 80 Euro einen Batterietest durchführen lassen“, ergänzt Philipp Koch von der Energieagentur Tirol, die als Anlaufstelle in allen Fragen rund um die Energiewende als Ansprechpartner zur Verfügung steht. Weitere Info: www.tirol2050.at