Der Wörgler Gemeinderat gab am 10.9.2024 grünes Licht für den Neubau der „Rendlbrücke“ über die Brixentaler Ache. Die desolate Brücke, vielfach als Verbindung nach Angath, Angerberg und Kirchbichl genützt, wird am Montag, 16. September 2024 für den gesamten Verkehr gesperrt – auch für Radfahrer und Fußgänger gibt es während der Bauzeit bis voraussichtlich Juni 2025 keine Ersatzbrücke.
Der Brückenneubau verursachte die außerplanmäßig kurzfristig einberufene Gemeinderatsitzung, die diesmal nicht via Livestream übertragen wurde. Bürgermeister Michael Riedhart teilte mit, dass der Neubau zunächst um ein Jahr verschoben wurde, sich dann aber bei der Detailplanung herausgestellt habe, dass „vor Beginn der Wasserbaumaßnahmen umfangreiche Baumaßnahmen zur Umlegung von Starkstrom- und Gasleitung auf Wörgler Seite erforderlich sind.“ Das habe zur Vorverlegung des Baubeginnes in diesen Herbst geführt.
Dass die Brücke dringend saniert werden müsse sei schon lang ein Thema. Jetzt werde sie als Teil des Hochwasserschutzprojektes Brixentaler Ache vorgezogen. Ein Vorteil für die Stadt, so Riedhart, der gemeinsam mit Kirchbichls Bürgermeister Herbert Rieder den Finanzierungsschlüssel mit dem Land Tirol ausverhandelt hat: „Die Gesamtkosten liegen bei 1,7 Millionen Euro brutto. Die Gemeinden Wörgl und Kirchbichl zahlen jeweils 500.000 Euro, 715.000 Euro übernimmt der Hochwasserschutz-Verband Brixentaler Ache. Heuer fallen 50.000 Euro an, die aus dem laufenden Brückensanierungsbudget entnommen werden können. 450.000 Euro sind als Vorbelastung ins Budget 2025 aufzunehmen.“
Beim Brückenneubau bleibt die einspurige Fahrbahn für den motorisierten Verkehr, zusätzlich wird mit Niveau-Unterschied ein 3 Meter breiter Geh- und Radweg errichtet.
„Die angegebenen Kosten kommen mir sehr nieder vor. In der vergangenen Periode lag eine Schätzung über 2 Millionen Euro“, erklärte GR Ing. Emil Dander und kritisierte, dass „für Radfahrer und Fußgänger kein Provisorium während der Bauzeit vorgesehen ist – das war nie Thema.“ Fußgänger und Radfahrer hätten 8 bis 9 Monate lang keine Möglichkeit, diese kürzere Verkehrsverbindung zwischen den Nachbargemeinden zu nützen, das sein „ein großer Nachteil“.
Das kritisierte auch Vizebgm. Roland Ponholzer und ersuchte, gemeinsam eine provisorische Lösung mittels leist- und machbarem Holzsteg für Fußgänger und Radfahrer zu finden. Was Bgm. Riedhart jetzt noch mit der Gemeinde Kirchbichl und dem Wasserverband Brixentaler Ache thematisieren will. Ponholzer stört, dass die Baumaßnahme nicht ins Budget 2024 aufgenommen wurde: „Im August 2023 wurden die Kosten für die Rendlbrückensanierung mit 200.000 Euro angegeben. Während Kirchbichl die Baukosten ins Budget aufgenommen hat, war das in Wörgl nicht der Fall.“
Stadtrat LA Christian Kovacevic betonte die Sinnhaftigkeit des Brückenneubaues, kritisierte aber auch die mangelnde Kostenverankerung im Budget und die Tatsache, dass der Brückenneubau vor Gemeinderatsbeschluss samt Details der Sperre bereits im Stadtmagazin angekündigt wurde. „Das Thema ist ja nicht von einem auf den anderen Tag aufgeploppt. Der Gemeinderat hätte früher informiert werden müssen“, so Kovacevic. „Diese Vorgangsweise gefällt mir nicht“, erklärte auch GR Mag. Gabi Madersbacher und Vizebgm. Ponholzer wünschte im Sinne der Transparenz, dass der Gemeinderat zumindest zeitgleich via Email informiert werde.
Bgm. Riedhart nahm die voreilige Veröffentlichung „auf seine Kappe“ – es sei ihm um rechtzeitige Bürgerinformation gegangen. Es habe im August noch diverse Abklärungen gebraucht. „Wir haben überlegt, ob es mit Stadtrat-Beschluss geht. Die Bezirkshauptmannschaft Kufstein hat aber empfohlen, den Gemeinderat einzuberufen“, so Riedhart.
Fußgänger-Übergang bei der Eisenbahnbrücke
GR Sebastian Feiersinger wies daraufhin, dass entlang der parallel zur Rendlbrücke verlaufenden Eisenbahnbrücke über die Brixentaler Ache auch eine Fußwegverbindung bestehe. Der holprige Zugang zum schmalen Steg befindet sich im Bereich der Bahnunterführung am Angather Weg. Ob er weiterhin von Söckingen aus erreichbar ist, hängt von der Baustelleneinrichtung ab. Den bereits angebrachten Markierungen zufolge ist er allerdings nur vom Angather Weg aus erreichbar.