Was das vielfältige Leben im Wörgler Feuchtgebiet „Filz“ freut, erschwert heuer seine Pflege – so viel Regen wie seit Jahren nicht mehr ist ein Segen für die enorme Artenvielfalt. Zu deren Erhalt ist es notwendig, alljährlich mit der Mahd und anschließenden Entfernung des Schnittgutes eine Nährstoffanreicherung zu verhindern. Wetterbedingt verschob sich heuer der herbstliche Arbeitseinsatz wiederholt. Am 21. Oktober 2024 war´s dann soweit – mit vereinten Kräften wurde auf der Moorwiese und in angrenzenden Bereichen „eigheigt“.
Voraussichtlich letztmalig unter der Leitung von Schutzgebietsbetreuer Philipp Larch, der seit 2016 das Pflegekonzept für den rund fünf Hektar großen Arten-Hotspot erstellt und mit viel Engagement umsetzt. Nicht, weil ihm die Filz nicht mehr am Herzen liegt. Sein neuer Halbtags-Job als Sachverständiger bei der BH Kitzbühel und geänderte Arbeitsschwerpunkte lassen dem selbständigen Biologen nur nicht mehr so viel Zeit für Wörgls Naturjuwel, bei dessen Betreuung er eng mit „Filz-Aktivistin“ Maria Ringler, der Stadtgemeinde und vielen Ehrenamtlichen zusammenarbeitet.
Was den Biologen, der sich weiterhin ein paar Stunden für die Filz reservieren will, besonders freut, ist die Entdeckung einer unscheinbaren, wenige Zentimeter großen Orchidee im Vorjahr: „Das Sumpf-Glanzkraut ist eine europaweit streng geschützte Art, in Tirol gibt es nur wenige Standorte. Ihr Fund im Moor nach so vielen Jahren ist ein ökologisches Highlight! Sie zeigt die biologische Hochwertigkeit des Gebietes an und bestätigt unser Pflegekonzept.“
Die nasse Witterung verhinderte diesen Herbst bislang die Mahd auf der Feuchtwiese, bei der im Gegensatz zur Handarbeit im Moor das Schnittgut maschinell entfernt wird. Dafür hofft man in den nächsten Wochen auf trockeneres Wetter. Für den Pflegeeinsatz im Moor rückte einmal mehr der Maschinenring-Mitarbeiter und Feuchtgebiets-Spezialist Sebastian Manzl vom Angerberg aus.
Nach der schonenden Mahd am Wochenende stand dann am Montag, 21.10.2024 der große Freiwilligeneinsatz auf dem Terminplan, mit dem das Rechengut „auf Reihe“ und anschließend mit Planen aus dem Moor gezogen wurde. Teils händisch, teils mithilfe von Traktor und Seilwinde. Die Werkbank Wörgl der Volkshilfe stellte sich ebenso wie treue Filz-Fans dafür einmal mehr mit 16 Leuten ehrenamtlich in den Dienst am Naturschutz. Und dabei packten auch Werkbank-Leiterin Anna-Elena Pinggera und das Trainerteam mit Roland Leitner, René Kunerth, Thomas Kinzner und Stephanie Kruckenhauser kräftig mit an.
Das durchgeführte Pflegeprogramm in der Filz beinhaltete heuer das Entfernen von Schneebruch-Bäumen mittels Seilwinde im Frühjahr, Heckenschnitt und das Entfernen von Neophyten wie dem Drüsigen Springkraut aus Randgebieten, das sich ohne Eingriff erneut im Schutzgebiet breit machen würde. Die Faszination der Filz vermittelten Schulführungen und Rundgänge mit Maria Ringler, die mit einer WhatsApp-Gruppe eine digitale Plattform für alle Filz-Fans eingerichtet hat – auf ihr werden Pflegetermine bekannt gegeben und die schönsten Bilder geteilt.