„So hoch war das Niveau noch nie!“ stellten Jury und Organisatoren des 10. Tiroler Kurzfilmfestivals fest, das mit Glamour-Faktor und „Red-Carpet-Feeling“ am 1. Februar 2025 im Cineplexx Wörgl auf großer Leinwand elf ausgewählte Kurzfilme aus Europa und Asien zeigte. Über den Jury-Preis durfte sich die türkische Produktion „Circle“ von Ferhat Ertan zur Transgender-Thematik freuen, über den Publikums-Preis der Tiroler Neo-Heimatfilm „Die Geierwally“ der Volksbühne Mils von Mario Dengler.
Mit Popcorn und rotem Teppich begrüßte der Wörgler Lichtspielverein die Gäste im Foyer des Kinos und bot einen kurzen filmischen Rückblick auf die 10-jährige Festivalgeschichte, die mit dem regional ausgerichteten Wörgler Kurzfilmfestival begann. Festivalgründer Dominic Kainzner und Anna Etzelstorfer schlüpften einmal mehr in die Moderatorenrolle und nahmen das Jubiläum zum Anlass, sich bei den Gründervereinen zu bedanken – der Kulturzone und der Gaststubenbühne Wörgl, die bei der Festivalabwicklung nach wie vor tatkräftig unterstützt.
Ein Dank ging auch an die professionelle Jury aus der Filmbranche, die im Vorfeld bereits die Aufgabe übernommen hat, aus 40 Einsendungen jene elf auszuwählen, die beim Kurzfilmfestival gezeigt wurden – namentlich sind das Cornelia Thurnbauer, Helmuth A. Häusler, Elli Juen, Manuela Zemsauer, Mathias Peschta und Roland Assmann. „Die Filme sind vielfach Plattform für gesellschaftlich wichtige Themen, da ist in den vergangenen Jahren viel passiert“, stellte Cornelia Thurnbauer fest. Und Helmuth Häusler streute den FilmemacherInnen ebenfalls Rosen: „Wir brauchen die Unbeugsamen und Mutigen, die Hoffnung machen. Das sehe ich im Kurzfilm.“
Den Wettbewerb um die Publikumsgunst startete der Kurzfilm „Kids Games“ von Bernabé Rico aus Spanien, bei dem ein Junge mit seiner Verkleidung als „Wonder woman“ in seiner Schule für Furore sorgt. „Hey! How Are You?“ von Franziska Ebner aus Klosterneuburg greift das Thema psychischer Erkrankungen aus Sicht Betroffener auf. Eine zwischenmenschliche Konfrontation zwischen Mutter und Tochter erzählt der Film „Late“ von Nevin Wolf aus Deutschland.
Aus dem Iran reichte Maryam Rahimi ihren ambitionierten Kurzfilm „Soraya“ ein, der das Thema der dort verbotenen Abtreibung anhand des Schicksals zweier junger Frauen auf die Leinwand bringt. Der experimentelle Kurzfilm „Ashen Glow“ von Eta Dahlia aus Großbritannien konfrontiert den Zuseher mit einem Rätsel nach der Identität des Protagonisten. Dass nicht nur Menschen, sondern auch Orte Geschichten erzählen, zeigt „Das Porträt eines Bahnhofes“ von Justus Siebrecht aus Deutschland.
Einen höchst ästhetischen Kurzfilm gestaltete Annika Hakala aus Wien mit „Stillstand:ing“, der die Performance ihrer vertikalen Tuch-Akrobatik stimmungsvoll einfängt. In der Gunst des Publikums lag beim Handy-Voting schließlich der Beitrag der Volksbühne Mils an erster Stelle: Mario Dengler erstellte die prämierte Kurzfilmversion „Die Geierwally“ mit archaischen Bildwelten und plant schon die Realisierung einer Spielfilm-Langversion zur zeitlosen Sehnsucht nach Freiheit und Gerechtigkeit. Zur Filmvorführung in Wörgl reiste ein Teil der Crew an, darunter auch Hauptdarstellerin Sabrina Engl.
Der Gewinner des Jurypreises Ferhat Ertan bedankte sich mit einer Videobotschaft und brachte zum Ausdruck, wie sehr er schätzt, dass sein Kurzfilm Circle, der in der Türkei nicht einfach zu realisieren war, nun auch international gesehen wird. Mut macht der Kurzfilm „Dear Pancreas“ von Fariba Buchheim aus Deutschland allen Diabetikern und mit „Ein Vermächtnis für die Generation Z“ schuf Frederica Bauer aus Wien einen engagierten Film gegen das Vergessen der Nazi-Greuel und gegen Diskriminierung und Ausgrenzung heute. Dafür interviewte die Filmemacherin u.a. die Holocaust-Überlebende Dr. Helga Feldner-Buztin, die wenige Monate nach Drehschluss starb.
Filmfans dürfen sich auf das nächste Tiroler Kurzfilmfestival 2026 freuen. Und auf mehr. Nachdem beim Filmen Handy-Kameras erstaunlich gute Qualität liefern, wird in Kooperation mit der Kulturzone wie zu Anfangszeiten des Kurzfilmfestivals eine eigene Schiene für regionale FilmemacherInnen angedacht. Details dazu sind in Planung.