Die Wörgler Gemeindepolitik ins Visier nimmt die Liste „Wir für Wörgl. Liste Roland Ponholzer“, die gemeinsam mit Gemeinderat Walter Altmann von „Wörgl Bewegen“ am 3. Juli 2025 bei einer gemeinsamen Pressekonferenz Neuwahlen forderte und einen dahingehenden Antrag im Herbst-Gemeinderat einbringen will.
„Schluss mit Intransparenz und Machtpolitik. Derzeit nimmt Wörgl eine bedenkliche Entwicklung. Transparenz wird verhindert und der Gemeinderat entmachtet“, eröffnete Vizebgm. Roland Ponholzer sein Statement, das er mit drei konkreten Anlass-Fällen untermauerte: „Beim Schwimmbad herrscht Chaos statt Klarheit. Nachdem es Rave im Wave gibt, ist der Bauzustand wohl besser als behauptet. Was wird aus dem Gebäude? Gerüchten zufolge soll ein Datenschutzunternehmen im Wave angesiedelt werden. Der Gemeinderat hat keinerlei Information. Wer entscheidet so etwas? Der Bürgermeister allein ohne Transparenz und Mitsprache?“ Ponholzer regt an, bei der Neuplanung des Schimmbades Institutionen wie den Landesschwimmverband und den Gestaltungsbeirat des Landes einzubeziehen.
Ponholzer fordert weiters, dass dem Gemeinderat „alle Projektunterlagen zur Schwimmbadplanung zur Verfügung gestellt werden, eventuell auch im vertraulichen Sitzungsteil“ und spielt auf jene Kostenkalkulation an, die dem Bäderbeirat im Herbst 2024 vorgelegt wurden: „Landeshauptmann Mattle wurde am 15.10.2024 ein 68 Millionen-Regionalbad-Projekt vorgestellt, von dem 47 Millionen das Land zahlen sollte. Aktuell gibt es keine Einreichung für eine Förderung“, so Ponholzer.
Wave, Bürgerhaus & Wergel-AG….
Weiters kritisiert Ponholzer die Vorgangsweise bei der WAVE-Schließung und den Umgang mit Summen bei der Bewertung der WAVE-Liegenschaft: „Wer ist für den Vermögensverlust verantwortlich?“ Ponholzer bezieht sich auf Bilanz-Daten und ein Sachwertgutachten vom 20. April 2022 für den internen Gebrauch des Bürgermeisters hinsichtlich eines zukünftigen Wave-Betriebes. Er habe den Bürgermeister zwei Mal aufgefordert, dieses Gutachten dem Gemeinderat zu übermitteln. „Während in der WAVE-Bilanz der Gebäude-Wert mit 20.000 Euro ausgewiesen wird, beziffert ihn dieses Gutachten mit 8,1 Millionen Euro – ohne Freibecken“, so Ponholzer. Dem Gemeinderat solche Informationen vorzuenthalten bedeute, eine objektive Entscheidungsfindung zu verhindern.
Intransparenz ortet Ponholzer auch bei der Causa Schachtner-Liegenschaft, die mit mehrheitlichem Beschluss vom Gemeinderat zur Errichtung eines Bürgerhauses angekauft wurde. Auch hier gäbe es keine Info für den Gemeinderat. Nur Gerüchte, denenzufolge das Bürgerhaus doch nicht gebaut werde.
Als drittes Beispiel für Intransparenz nannte Ponholzer die Wergel-AG, wo Bürgermeister Riedhart „wie ein Alleinherrscher“ auftrete. Ganz konkret nahm Ponholzer Bezug auf den Wirtschaftsprüfbericht der Wergel AG 2024: „Im Jahr 2022/23 sind 129.000 Euro bei 2 Mitarbeitern ausgewiesen, im Jahr 2023/24 191.000 Euro. Auf meine Frage nach einem dritten Beschäftigten erhielt ich keine Antwort. Es gibt eine dritte Person. Wie Bürgermeister Riedhart in der letzten Gemeinderatsitzung zugegeben hat, ist das seine Frau.“
Weitere Kritik an der Wergel AG betrifft die Vorgangsweise bei der Umstrukturierung des Stadtmarketings. „Der Aufsichtsrat hat am 12.2.2025 einen Umlaufbeschluss gefasst, die Gmbh bis 31.3.2025 zahlungsfähig zu halten. Der Gemeinderat wurde nie über eine drohende Insolvenz der Stadtmarketing-Gesellschaft informiert. Für deren Rettung sind Kosten von 188.400 Euro entstanden“, so Ponholzer. Um diese Insolvenz abzuwenden, „hat der Aufsichtsrat einen Zuschuss von 206.000 Euro beschlossen – 150.000 in bar und einen Verzicht auf die Einhebung von Personalüberlassungskosten von der Wergel AG an die Stadtmarketing-GmbH in Höhe von 56.592 Euro.“
Neuwahl-Antrag im Gemeinderat
„Eine solche Vorgangsweise ist moralisch nicht vertretbar und politisch höchst verwerflich, diese Klientelpolitik ist unerträglich“, argumentiert Ponholzer, der „rund 1.500 Seiten Whistle-Blower Unterlagen“ gesammelt habe und daraus seine Schlüsse zieht: „In Wörgl wird eine Politik der Angst und Einschüchterung gemacht. Wörgl hat etwas Besseres verdient. Eine Neuwahl wäre eine Chance für einen Neuanfang“, so Ponholzer, der mit seiner Fraktion „Wir für Wörgl“ in der nächsten Gemeinderatsitzung einen Antrag auf Auflösung des Gemeinderates und Neuwahlen stellen will. Dieser brauche eine zwei Drittel-Mehrheit. Sollte diese erzielt werden, müsse binnen zwei Monaten die Neuwahl abgewickelt werden. „Um weiteren Schaden von der Stadt abzuwenden schlage ich Bürgermeister Riedhart vor, wenn er zurücktritt und nicht mehr politisch aktiv ist, trete ich auch zurück und nicht mehr an – und das unterschreiben wir beim Notar.“
„In Wörgl läuft so manches schief. Da wird Politik im Hinterzimmer gemacht und in kleinem Kreis ohne Gemeinderat entschieden“, bekräftigt WfW-GR Astrid Rieser, die sich über Informationsmangel betreffend den Kindergarten Hagleitner Straße ärgert: „Der Gemeinderat war bei der Standortentscheidung Federer Straße oder Hagleitner Straße nicht eingebunden. So etwas wollen wir mitentscheiden. Kann die Eröffnung rechtzeitig im September erfolgen? Wo haben diese Kinder sonst einen Kindergartenplatz? Der Gemeinderat erhält darüber keine Infos.“ Anstatt in Entscheidungen eingebunden zu werden, würde der Gemeinderat mit fertigen Beschlüssen konfrontiert. Rieser: „Ein Alleingang ist keine Demokratie.“
Kofler: „Wörgl braucht Offenheit“
„Transparenz und Gerechtigkeit sind kein Luxus, sondern ein Muss für die Demokratie“, erklärte WfW-GR Patricia Kofler, die als Beispiel die Einsicht in die Stadtratsprotokolle anführte: „Wir haben jetzt 3 Jahre für die Einsichtnahme gekämpft, die uns laut Tiroler Gemeindeordnung zusteht. Das ist eine Frechheit.“ Als weiteres Beispiel nennt Kofler „die Idee Bürgerhaus – von der haben wir aus der Presse erfahren. Der Bürgermeister baut ohne Plan Luftschlösser“, so Kofler, die sich auch darüber ärgert, dass „der Gemeinderat keine Infos zum Baurechtsvertrag erhält“, den die Stadt nun angeblich mit der Thurner Immobilien-Gruppe zur Bebauung des Schachtner-Areals anstrebe. Die Mitarbeit im Überprüfungsausschuss bezeichnete Kofler als „sehr mühsam“, weshalb sie fordert: „Wörgl braucht Offenheit.“
Schulschwimmen und Senioren kommen zu kurz
Zur Schwimmbad-Thematik nahm WfW-Ersatzgemeinderat Gottfried Schneider Stellung. Er verwies darauf, dass in Wörgl 160 Lehrpersonen arbeiten, diese aber nicht bei der Erhebung des Schwimmbedarfes der Schulen gefragt wurden. „Für den Volksschul-Bedarf ist Vormittagsunterricht möglich. An den Mittelschulen und im Poly brauchen wir Nachtmittagsstunden für den Sportunterricht“, so Schneider. Derzeit werden von 13:30-17:00 Uhr Sportstunden geblockt für Schwimmen im Atoll am Achensee oder in Kitzbühel verwendet. Das Indoor-Hallenbad für 1.300 SchülerInnen nur vormittags zu verwenden, gehe nicht. Schneider fordert, Schulen und Sportkoordinatoren bei der Wörgler Schwimmbadplanung einzubeziehen.
Ponholzer wies darauf hin, dass jetzt schon eine Unterversorgung bei den Sporthallen bestehe, der Neubau einer Turnhalle mit drei Einheiten 15 Millionen Euro koste und argumentiert worden sei, dass mit dem neuen Schwimmbad fehlende Hallenplätze kompensiert werden sollten. Schneider: „Wir machen jetzt schon Stiegenläufe, alle Ressourcen werden genützt, um zu den erforderlichen Bewegungseinheiten zu kommen. Diese stärken die Aufnahmefähigkeit und Vitalität der SchülerInnen.“
„Schwimmen ist auch wichtig für die Senioren“, wies Wörgl-Bewegen Gemeinderat Walter Altmann auf die Bedeutung eines ganzjährigen Hallenbades als sozialer und gesundheitlicher Treffpunkt für diese Altersgruppe hin. Für sie gäbe es keinen Platz im neuen Schwimmbadkonzept, denn nicht jeder wolle sich eine Saunakarte kaufen, um nachmittags im Hallenbad zu schwimmen. Altmann appelliert ebenso für mehr „ehrliche Info und vollständige Unterlagen für den Gemeinderat und sieht diese „nicht als Holschuld, sondern als Bringschuld.“ Für Einzelgespräche mit dem Bürgermeister fehle mittlerweile das Vertrauen, erklärten auch Rieser und Kofler.
- „Wir für Wörgl.Liste Roland Ponholzer“ sammelt „Whistleblower“-Unterlagen, in die bei der Pressekonferenz am 3. Juli 2025 Einblick gegeben wurde – v.l. GR Walter Altmann (Wörgl Bewegen), GR Patricia Kofler, GR Astrid Rieser und Vizebgm. Roland Ponholzer.
- Fordern Neuwahlen: v.l. GR Patricia Kofler, GR Astrid Rieser und Vizebgm. Roland Ponholzer.
- WfW-Ersatzgemeinderat Gottfried Schneider und GR Patricia Kofler.