Die Gemeindepolitik transparenter und verständlicher machen und BürgerInnen aktiv, frühzeitig und ernsthaft in Planungsprozesse einbinden – diesem Ziel hat sich die wieder gegründete offene, parteiunabhängige Plattform proWörgl verschrieben. Am 20. November 2025 stellte die Initiative sich und ihre Ziele vor und präsentierte ein selbst erarbeitetes Referenzprojekt für einen Schwimmbadneubau am WAVE-Areal.
„Als offenes Forum wollen wir allen eine Stimme geben, die an einer nachvollziehbaren, verantwortungsbewussten und zukunftsorientierten Stadtentwicklung interessiert sind“, erklärten der pensionierte Architekt DI Markus Moritz und die beiden Geschwister Johanna und Herbert Ringler bei der Pressekonferenz im Volkshaus. Dabei habe man selbst weder berufliche noch politische Ambitionen.
Den Ausschlag für die Neuformierung der Bürgerinitiative gab die öffentliche Gemeindeversammlung im Juli 2025: „Viele Fragen blieben unbeantwortet, was für Unmut in der Bevölkerung sorgte“, so Moritz. „Viele haben Angst, in Wörgl offen ihre Meinung zu sagen. Wir haben ein Defizit an demokratischer Kultur.“
Mehr Transparenz & Entscheidungen nachvollziehbar machen
Vor allem fehlende Transparenz und Kommunikation mit der Bevölkerung stößt sauer auf: „Deshalb haben wir Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz gestellt und wollen durch Veröffentlichung der Antworten zur Transparenz beitragen“, so Moritz. Die Bürgerinitiative habe auch den Austausch mit allen Gemeinderatsfraktionen gesucht – lediglich die ÖVP-Liste von Bürgermeister Michael Riedhart sei dieser Einladung nicht gefolgt.
„Seit 1. September ist das Amtsgeheimnis Geschichte. Gemeinden über 5.000 Einwohner sind verpflichtet, proaktiv Informationen zur Verfügung zu stellen“, erklärte Herbert Ringler, der als betroffener Anrainer des geplanten Biomasse-Heizkraftwerkes der Wörgler Fernwärme am WAVE-Areal begann, sich mit der Thematik Weiternutzung des Schwimmbadareals zu befassen. Ringler: „Von den Stadtwerken wurde uns zuerst ein Kraftwerksstandort im östlichen Bereich des WAVE-Geländes genannt. Dann rückte dieser in die Mitte und schließlich an den westlichen Rand. Warum wird nicht am gewidmeten Standort für das Holzvergaser-Kraftwerk von Syncraft beim Recyclinghof gebaut, das nicht errichtet wurde? Nach Auskunft der BH ist dort nur ein kleiner Teil rote Zone, die einer Umsetzung aber nicht im Wege stehe.“
Um Antworten zu erhalten, stellte die Bürgerinitiative Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz zu unter Verschluss gehaltenen Unterlagen betreffend das WAVE wie Bewertungsgutachten, Jahresabschlüsse, Planunterlagen und Gutachten, zum geplanten neuen „Badl“-Standort hinsichtlich der Entscheidungsgrundlage für den Pachtvertrag, Gutachten, Studien und Angebote sowie zum Raumordnungskonzept und städtebauliche Anfragen zum Bauvorhaben Zentrum, City Link und Waldkindergarten. Allesamt sind nachzulesen auf der Website „FragdenStaat“.
proWörgl-Anfragen an die Stadtgemeinde
„Unsere Anfrage am 9.9.2025 zielte auf eine Veröffentlichung der Vergleichsstudie zwischen den beiden Schwimmbad-Standorten WAVE und Scheiberfeld bzw. der Fakten, die als Entscheidungsgrundlage herangezogen wurde. Die Antwort vom 3.10. lautete, dass eine solche Vergleichsstudie nicht vorliege, die angefragte Info nicht vorhanden sei“, schilderte Herbert Ringler das unbefriedigende Ergebnis. Die Stadtgemeinde teilte mit, dass Fakten, die „nicht in irgendeiner Form (schriftlich, digital, audiovisuell etc.) dokumentiert wurden, nicht als Information im Sinne des IFG“ gelten.
So wurde auch auf die Anfrage betreffend den Scheiberfeld-Standort mitgeteilt, dass „Die von Ihnen angefragten Studien, Angebote, Konzepte und Auftragsvergaben nicht vorliegen, die angefragten Informationen daher nicht vorhanden sind.“
Antworten auf die Herausgabe von Bewertungs-Gutachten, insbesondere jenes von 2022, das Kostenkonzept eines sanierten WAVE-Betriebes und die Höhe aushaftender Schulden wurde ebenfalls aus Sicht von proWörgl unzureichend beantwortet. Zur Verfügung gestellt wurde das Sanierungsgutachten von 2019, nicht jedoch das Bewertungsgutachten von 2002, begründet mit der mit dem Gutachter vereinbarten Geheimhaltung, deren Nichteinhaltung Schadenersatzansprüche nach sich ziehen würde. Für weitere Auskünfte verwies die Stadt ans Firmenbuch, wo die Bilanz der Wörgler Wasserwelt GmbH & Co KG einsehbar sei. „Warum darf die Bevölkerung ein vor ihr bezahltes Gutachten nicht einsehen?“ fragt sich Ringler. „Wir haben weitere Anfragen gestellt, der Beantwortungsfrist noch läuft, und wollen einen Bescheid“, teilte Johanna Ringler mit.
Schwimmbad: Vergleichsstudien und Fakten fehlen
„Wir sehen das Fehlen von Vergleichsstudien, Fakten und nachvollziehbaren Entscheidungsgrundlagen als großen Mangel an“, sagen die proWörgl-Aktivisten, die „einen objektiven Vergleich zwischen Umbau oder Neubau am WAVE-Standort und einem Badl-Neubau fordern.
Johanna Ringler listete eine Reihe von Kriterien auf, die für den Standort WAVE sprechen – von bestehender Raumordnung/Widmung über gewerberechlicht Bewilligung, vorhandene Infrastruktur wie Parkplätze und Aufschließung, verwertbarem Baubestand und bestehendem Park. „Hier ist keine zusätzliche Flächenversiegelung nötig und das Grundstück gehört der Stadt“, so Ringler. Für den neuen Standort Badl fand man keine Argumente.
proWörgl-Vision für die WAVE-Areal-Nutzung
„Mit Hilfe der von Markus Moritz ins Leben gerufenen Baukooperative Tirol haben wir ein Referenzprojekt für die Schwimmbadlösung auf dem WAVE-Areal erstellte“, teilte Johanna Ringler als Resultat aus der proWörgl-Standort-Analyse mit. „Wir haben uns am baureifen Regionalbad Axams orientiert“, so Moritz. Bei den Kosten von rund 30 Millionen Euro ebenso wie bei der Landesförderung mit 55 %, wobei in Wörgl durch bereits bestehende Außenlagen und nutzbare Gebäudeteile noch eingespart werden könne.
Als 2. Variante beschäftigte sich proWörgl mit einer Lösung, die den Bathai-Bestand und das bestehende Außenbecken mit Adaptionen einbezieht und im westlichen Bereich das Kellergeschoß mitnützt. „Bei einer Revitalisierung besteht ein freies Potential an Bestandsflächen im Ausmaß von 7.900 Quadratmetern. Für Bad, Sauna und Eingang werden 3.100 Quadratmeter eingerechnet. Dazu kommen 9.200 Quadratmeter überbaubare Parkflächen“, rechnet Moritz vor und sieht darin ein „Riesenpotential. Hier können auf Baurechtszinsbasis Betriebe angesiedelt und Einnahmen lukriert werden. Es ist unverständlich, dass so etwas nicht berücksichtigt wird“, so Moritz, der weiter vorrechnet: „Bei nieder angesetzten 4 Euro pro Quadratmeter wären Einnahmen von über 31.000 Euro monatlich möglich, während allein der zu bezahlende Baurechtszins am neuen Standort monatlich über 23.000 Euro kostet.“
WAVE-Areal als neuer Kletterhallen-Standort
Am WAVE-Bestand könnte weiters für die Stadt wichtige Infrastruktur wie ein Veranstaltungssaal, Erlebnis-Gastro oder eine Kletterhalle realisiert werden, so Moritz. Eine Idee, die auch die Alpenvereins-Sektion Wörgl-Wildschönau begrüßt, wie deren Obmann Harald Ringer mitteilte: „Das wäre eine gute Alternative zur bestehenden Kletterhalle, deren Betreiber angekündigt hat, sie nicht weiterzuführen.“ Eine Kostenfrage, da die derzeitige Lage im Einkaufszentrum zu teuer sei. „Wir betreuen wöchentlich 80 Kinder in der Halle“, so Ringer. Der ÖAV werde die Kletterhalle nicht weiterbetreiben. Es gibt aber eine Kooperation zur Unterstützung, die mit einem neuen Betreiber weitergeführt würde – auch von anderen Alpenvereins-Sektionen im Umfeld. Ringer sieht das Wave-Areal als neuen Standort bestens geeignet: „Mit Turm und Absenkung ist das WAVE ein sehr attraktiver Standort, man könnte einen größeren Boulderbereich schaffen. Uns ist wichtig, dass wir weiterhin eine Trainingsmöglichkeit für unseren Nachwuchs haben.“
WAVE-Abbruch stoppen
„Die Gegenüberstellung der Standorte Badl und WAVE stellt einen sinnvollen und notwendigen Schritt der weiteren Entwicklung dar. Ein vorschneller Abbruch des WAVE darf daher nicht erfolgen. Stattdessen braucht es eine ergebnisoffene Diskussion“, lautet die Position von proWörgl. „Der Abbruch ist nicht nachvollziehbar. Wir plädieren dafür, das nocheinmal zu überdenken“, appelliert Johanna Ringler für den Aufschub des bereits mit knapper Mehrheit im Gemeinderat beschlossenen Abbruches bis zur Vorlage einer Vergleichsanalyse. Bestandswerte von über 8 Millionen Euro zu shreddern und so Fakten zu schaffen, sei nicht fair, argumentiert Moritz.
„Im Umkreis von 20 Autominuten leben 100.000 Menschen. Dazu kommen jährlich 3,8 Millionen Nächtigungen durch den Tourismus, 2 Millionen davon im Winter. Am WAVE-Areal könnte mit Gastro, Wellness, Sport und Freizeit-Einrichtungen ein touristischer Hotspot entstehen“, so Moritz. Johanna Ringler erinnert an die Aufgabe der Stadt, „leistbare Schwimmbad-Eintrittspreise für Wörgler Familien zu gewährleisten.“
Zur proWörgl-Vision fürs WAVE-Gelände zählt zudem die Schaffung eines Innovations-Ökosystems, das in der Überbauung des Parkdecks entstehen könnte: „Ein neuer Campus für Ideen, Forschung und gemeinsames Arbeiten, wo sich Startups und Coworking-Spaces einrichten können.“ In einem weiteren Schritt könne in „direkter räumlicher Nähe zum WAVE ein privat betriebener Badesee mit integrierter Wakeboard-Anlage“ entstehen und damit ein zusätzliches Angebot für den Sommer.
Zur Beurteilung der WAVE-Nachnutzung brauche es auch eine steuerrechtliche Beurteilung mit dem Fokus auf Weiternutzung des Areals, nicht für den Abbruch, so Moritz, der betont: „Wir wollen kooperativ arbeiten, nicht konfrontativ.“ Die Bürgerinitiative stehe im Austausch mit vielen GemeinderätInnen, allerdings seien keine Mandatare der ÖVP-Fraktion von Bürgermeister Riedhart der Einladung zu einem Austausch gefolgt.
proWörgl über sich selbst – das Handout als pdf: Handout
- Präsentierten die wiederbelebte Bürgerinitiative proWörgl: DI Markus Moritz, Johanna und Herbert Ringler (v.l.).
- DI Markus Moritz rief die Baukooperative Tirol als Architekten-Netzwerk ins Leben, das proWörgl nützen kann.
- DI Markus Moritz präsentierte Varianten und Visionen für die WAVE-Areal-Nutzung.
- Präsentationsfolie von proWörgl als Diskussionsgrundlage: Als Variante zur WAVE-Areal-Verwertung – so hätte das baureife Regionalbad Axams Platz.
- Präsentationsfolie: Einfügung des proWörgl-Projektplanes in den tiris.map-Lageplan, um die Umsetzbarkeit zu zeigen.
- Präsentationsfolie von proWörgl: Nutzung von Teilen der WAVE-Bestandsanlage und teilweiser Neubau.
- Präsentationsfolie von proWörgl: So könnte ein Schwimmbadneubau am WAVE-Areal aussehen.
- Präsentationsfolie von proWörgl: Ansicht des Eingangsbereiches bei einem Schwimmbad-Neubau.
- Präsentationsfolie von proWörgl: So könnte die nach Süden geöffnete Schwimmhalle aussehen.
- ÖAV-Obmann der Alpenvereinssektion Wörgl-Wildschönau Harald Ringer würde das WAVE-Areal als Kletterhallenstandort begrüßen.
- DI Markus Moritz erinnerte bei der Pressekonferenz an nicht gehaltene Wahlversprechen von 2022 zur Erhaltung des WAVE-Erlebnisbades. .










