Enttäuscht über ausbleibende Reaktionen auf den ausführlichen WIG-Untersuchungsbericht meldet sich noch einmal dessen Leiter Grün-Gemeinderat Richard Götz mit einer Stellungnahme zu Wort, die hier im Folgenden vollinhaltlich zu lesen ist:
Wörgler Nordtangente: das geheimnisvolle Millionenloch mit vielen Ungereimtheiten
In der letzten GR-Sitzung (18.2.2016) wurde das Ergebnis des WIG-Sonderausschusses, an dem GR-Mitglieder aus sechs GR-Fraktionen beteiligt waren, präsentiert und vom Gemeinderat ohne weitere Veranlassungen zur Kenntnis genommen, obwohl sich daraus noch viele Fragen ableiten.
Dass sich zwei wichtige Auskunftspersonen, der frühere Bürgermeister und der frühere WIG-Geschäftsführer, der Befragung entzogen, macht die Ursachenforschung für die Überteuerung nicht leichter, die WIG-Teile der Nordtangente wurden nämlich dreimal so teuer wie eine vergleichbare Landesstraße.
Sehr erstaunlich ist es, dass es keinen Versuch gab, die elektronischen Daten des WIG-Geschäftsführers gleich nach seinem Ausscheiden vom Dienst sicher zustellen und dass (bzw. warum) sich niemand für die WIG-Daten interessierte? Weiters erhebt sich die Frage, warum niemand den Mitarbeiter gebeten hat, für die WIG relevante Daten freizugeben? Der Verzicht auf diese Daten ist mehr als sonderbar und höchst unprofessionell.
Warum interessiert es bis heute niemanden, dass hier € 50.000,- vom Hochwasserspendenkonto ohne jegliche Kontrolle überwiesen worden sind. Aus dem Ausschussbericht: „Am 20.11.2007 wurden von der WIG insgesamt € 50.000,- unter dem Titel „1. Rate der Hochwasserentschädigung lt. Vereinbarung Pumpwerk TIWAG“ ausgezahlt.“ Eine seltsame und späte Verquickung von Hochwasser (2005) und WIG (2007).
Ungeklärt bleibt auch die Frage, warum von der WIG für einen Hallen-Neubau 200.000,- Euro einfach gezahlt wurden, ohne Bewertungsgutachten und Prüfung, ob der Neubau überhaupt notwendig ist, und noch dazu musste die Grundablöse extra bezahlt werden. Ausschussbericht: „Dazu wurde am 13.11.2009 ein Vertrag zwischen der WIG und den Eigentümern der Werkhalle und des Bürogebäudes unterzeichnet. […]
Bemerkenswert ist, dass diese Vereinbarung auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen Bürgermeisters erstellt wurde.“
Wie bitte?
Deckel drauf und Schwamm darüber? Nein Danke.
Das Erstaunlichste aber ist, dass es bis zum Jahr 2011 gedauert hat, bis man das Ausmaß der „Katastrophe“ WIG erkannt hatte, obwohl man es spätestens 2007 erkennen hätte müssen.
Weiters kritisieren die Wörgler Grünen auch die Tatsache, dass die Stadt Wörgl 1998 von der ÖBB die damals alleinige Terminalzufahrt wegen zu hoher Mautgebühren für die dort ansässigen Gewerbebetriebe erworben hat, um dann einige Jahre später eine neue Zufahrt zum Terminal zu bauen und haargenau dasselbe zu tun – nämlich Mautgebühr für die Gewerbebetriebe zu verlangen. Das zeigt, wie insgesamt mit den Geldmitteln der Stadt umgegangen wurde … eine Art Monopoly Spiel, würde ich sagen.
Bis jetzt wurde in das mehrfach überteuerte Blendwerk Nordtangente, die derzeit vor einer schmalbrüstigen Eisenbahn-Unterführung in einem viel zu engen Mauseloch endet, ca ein halbes Jahresbudget der Stadt Wörgl verbaut (sämtliche Folgekosten noch exklusive), mit einer Menge unfassbarer Merkwürdigkeiten als Sahnehäubchen.
Aufgrund der vorliegenden Fakten hätte wir uns vom Gemeinderat eigentlich mehr Initiative erwartet als nur eine Kenntnisnahme mit Diskussion.
Ein echter Wille zur Transparenz ist leider nicht erkennbar.
Richard Götz, Wörgler Grüne