Mit Standing Ovations bedankte sich das Publikum bei den Rattenberger Schlossbergspielen am 29. Juni 2018 bei der Premiere von Felix Mitterers „Der Glöckner von Notre Dame“ unter der Regie von Pepi Pittl für einen mitreißenden, spannenden, actionreichen und berührenden Theaterabend. Die Rattenberger bringen mit ihrer Inszenierung des zeitlos aktuellen Stoffes von Victor Hugo ganz großes Kino auf die Freilichtbühne am Schlossberg.
„Freilicht-Theater ist immer eine Zitterpartie – heute haben wir´s geschafft“, freute sich Stückautor Felix Mitterer erleichtert über das Wetterglück nach dem vielen Regen in den vergangenen Tagen und war ebenso wie das Publikum beeindruckt von den großartigen Darsteller-Leistungen des großen Ensembles mit über 40 Mitwirkenden auf der Bühne, das höchst effektvoll und professionell von der großartigen Kulisse des Bühnenbau-Teams von Erich Eberharter und der Ausstatterin Waltraud Pauli sowie der Licht- und Tontechnik unterstützt wird. Wobei die SchauspielerInnen allerdings die Herausforderung zu meistern haben, unverstärkt zu spielen.
Das Wesentliche aus der historischen Romanvorlage herauskristallisieren und zeigen, dass der Stoff zeitlos aktuell ist – das gelang dem „Ver-Dichter“ Felix Mitterer. So sind nicht nur Liebe, Intrige, Gewalt und Machtgier zeitlos, sondern auch die Fragen nach dem Umgang mit dem Asylrecht, Ausgegrenzten und Vorurteilen. Ein märchenhaftes Lehrstück ohne erhobenen Zeigefinger, aber durchaus mit Botschaft – dass die Menschlichkeit nicht hinter Mauern machtvoller Institutionen zuhause ist, sondern im „Bettlervolk“. Mitterer schrieb das Stück für die Rattenberger Schlossbergspiele und setzte dabei auch auf Fortsetzung der langjährigen Zusammenarbeit mit Regisseur Pepi Pittl, der heuer zum 11. Mal am Schlossberg inszenierte.
1482 in Paris vor dem Dom Notre Dame. Unruhige Zeiten mit Aufständen, Hexenverbrennungen und Folter an der Tagesordnung – und mittendrin ein Bettlervolk, das seinen Narrenkönig bis zum Aschermittwoch wählen will. Mit dem buckligen Glöckner Quasimodo – höchst sportlich und eindrucksvoll von Alexander Schwarz dargestellt – ist dafür die Idealbesetzung gefunden, bis der Domprobst seinen Glöckner nach Esmeraldas Tanz vom Narrenthron holt. Der bezaubernde Tanz der attraktiven Zigeunerin – hinreißend dargestellt von Astrid Schwarz – bleibt nicht ohne Folgen. Sie lässt die Männerherzen höher schlagen und weckt Begehrlichkeiten.
Auch bei Quasimodo. Für seinen Entführungsversuch landet er am Prangger und Esmeralda verliebt sich in ihren Retter, den Hauptmann der königlichen Leibgarde (Georg Feichtner). Sein Versuch, das für eine Liebesnacht auszunutzen, scheitert am Domprobst (Bernhard Schrettl), der selbst in Esmeralda verliebt ist und sich diese mit aller Macht, Intrige und schließlich Gewalt gefügig machen will.
Esmeralda zeigt ihr gutes Herz im Mitgefühl mit Quasimodo am Prangger ebenso wie beim Narrengericht des Bettlervolkes, das den fremden Dichter Pierre (Lukas Schwarz) aufhängen will – außer er bekenne sich zum Landstreicher-Volk. Dann werde er eben später gehenkt – von den Bürgern der Stadt. Von seinem Schicksal befreien kann ihn nur eine Frau aus dem Bettlervolk, die ihn zum Mann nehmen will. Um ihn vom Galgen zu bewahren, willigt Esmeralda ein – ohne das Ehegelöbnis einzulösen. Denn sie will im Glauben an ein Amulett Jungfrau bleiben, um ihre wahre Mutter zu finden.
Der hintertriebene Domprobst bringt Esmeralda ins Gefängnis, will ihre Liebe im Gegenzug für ihre Freiheit – doch Esmeralda lehnt ab, dann lieber sterben! Als sie am Galgen aufgehängt werden soll, befreit sie Quasimodo und entführt sie in den Dom – unter „Asyl, Asyl“-Rufen des Bettlervolkes.
Doch ist Esmeralda sicher im Glockenturm? Sie will ins Ausland – denn Zigeuner gibt es überall, die helfen. Mit List verschafft sich der Domprobst Zutritt, doch Quasimodo rettet Esmeralda erneut, für die dann das Bettlervolk und der Dichter zum Fluchthelfer werden. „Kampf dem Adel, Kampf den Pfaffen“, skandiert das Bettlervolk, dessen Bettlerkönig (Andreas Moser) vom Probst Schutz und Schirm für Esmeralda verlangt. Als dieser erklärt, das Parlament wolle Esmeralda hängen lassen, fordern die Bettler ihre Herausgabe, drohen gar mit Plünderung der Kirche und schmieden Angriffspläne.
Der Probst vereitelt mit List, dass Pierre mit Esmeralda nach Italien entflieht und will sie hängen sehen, wenn er sie schon nicht besitzen kann. Doch es kommt anders. Ein Happy End für Esmeralda – sie findet schließlich ihre Mutter und ihr Glück, der Probst hingegen wird vom Bettlervolk gerichtet.
Zum actionreichen Theaterabend gratulierte nach der Premiere Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger, der ebenso im Publikum saß wie BH-Stv. Dr. Haberl und Generalvikar Dr. Florian Huber, Domprobst in Innsbruck sowie Fernsehkoch Alexander Fankhauser und Tirol-Werbechef Josef Margreiter. Schlossbergspiele-Obfrau Claudia Lugger dankte den vielen Sponsoren, ohne die derart aufwändige Theaterproduktionen nicht möglich wären.
Weitere Aufführungen des sehenswerten Rattenberger Freilicht-Spiels „Der Glöckner von Notre Dame“ sind am 2., 3., 6., 7., 8., 9., 10., 17., 18., 19., 20., 24., 25., 26., 27. und 31. Juli sowie am 1., 2., 3., und 4. August 2018, Beginn jeweils um 21 Uhr. Kartenvorbestellung unter 05337/64002 oder 64003 sowie online www.schlossbergspiele-rattenberg.at Vorbestellte Karten müssen bis 20:30 Uhr abgeholt werden. Wettertelefon ab 19 Uhr 0664/4205356.
- Quasimodo (Alexander Schwarz) wird vom Bettlervolk zum Narrenkönig gekrönt und von der Klausnerin (Claudia Lugger) beschimpft – sie wollte ihn schon als missgestaltetes Findelkind in die Seine werfen. Foto: Grießenböck
- Esmeralda (Astrid Schwarz) bezaubert mit ihrem Tanz und lässt die Männerherzen höher schlagen. Foto: Grießenböck
- Quasimodo (Alexander Schwarz) und der Bischof von Paris, Domprobst Frollo (Bernhard Schrettl). Foto: Grießenböck
- Das Bettlervolk will den Dichter Pierre Gringoire (Lukas Schwarz) als Fremden an den Galgen bringen. Foto: Grießenböck
- Souverän: die Bettlerkönige Andreas Moser (Mitte), Othmar Haller (rechts) und Werner Klikova. Foto: Grießenböck
- Esmeralda befreit den Dichter Pierre und wirft die Glückssteine – so viele er fangen kann, so viele Jahre lang werden sie verheiratet sein. Foto: Grießenböck
- Esmeralda hat Mitleid mit Quasimodo, als er am Pranger für seinen Entführungsversuch ausgepeitscht wird. Foto: Grießenböck
- Der Hauptmann (Georg Feichtner) sieht Esmeralda als Liebschaft, nicht als Ehefrau – er ist bereits am Weg zum Traualtar mit einer anderen. Foto: Grießenböck
- Esmeralda wird angeklagt und gesteht unter Folter, was sie nicht getan hat. Foto: Grießenböck
- Esmeralda soll gehängt werden. Foto: Grießenböck
- Der Probst gibt Esmeralda die Schuld und will sich für die Zurückweisung rächen. Foto: Grießenböck
- Spektakuläres Bühnenbild: Die 550 kg schwere Glocke hängt in elf Metern Höhe. Foto: Grießenböck
- Mit vollem Einsatz: die Rolle des Quasimodo verlangt von Alexander Schwarz auch sportliche Leistungen ab. Foto: Grießenböck
- Quasimodo rettet Esmeralda vom Galgen und beschützt sie im Dom. Foto: Grießenböck
- Der Domprobst Frollo will Quasimodo überlisten. Foto: Grießenböck
- Esmeralda (Astrid Schwarz) und die Klausnerin (Claudia Lugger). Foto: Grießenböck
- Großartiges Bühnenbild für „Der Glöckner von Notre Dame“ und Wetterglück am Premieren-Abend.
- Stückautor Felix Mitterer beim Interview.
- Vollbesetzte Publikums-Tribüne bei der Premiere von „Der Glöckner von Notre Dame“.
- Spektakulär ist das Glockengeläute ebenso wie das Licht-Design im großartigen Bühnenbild.
- Ehrenmitglied Ria Mair (4.v.r.) hilft mit 86 Jahren immer noch hinter der Bühne mit.
- Applaus fürs Team der Maske mit Edith Wieser, Alina Sprenger und Larissa Wieser.
- Stückautor Felix Mitterer brachte ein Foto von Romanautor Victor Hugo mit auf die Bühne.
- Ein eingespieltes Team: Regisseur Pepi Pittl inszenierte heuer zum 11. Mal am Schlossberg und zum fünften Mal ein Stück von Felix Mitterer, rechts Obfrau Claudia Lugger.
- Rattenbergs Bürgermeister Bernhard Freiberger gratulierte und wünschte Schönwetter für die Spielsaison bis 4. August.
- Glücklich nach dem Premierenerfolg: v.l. Regisseur Pepi Pittl, Alexander und Astrid Schwarz, Autor Felix Mitterer.
- Claudia Lugger wünschte sich vor fünf Jahren von Felix Mitterer ein Stück über den Glöckner von Notre Dame – am 29. Juni 2018 ging die gelungene Premiere am Rattenberger Schlossberg über die Bühne – v.l. Pepi Pittl, Alexander und Astrid Schwarz, Claudia Lugger und Felix Mitterer.
- Wörgler Theater-Fans der Tyrolia-Buchhandlung beim Premieren-Abend.
- Bei der Premierenfeier am Schlossberg: Heide Schwarz und „Glöckner“ Alexander Schwarz.