Alpenvereins-Almprojekt: Schwenden für Ziegenbock Herbert

So groß wie 27 Fußballfelder ist die Weidefläche der Gabnalm von Anita Fischbacher in Rettenschöss im Tiroler Unterland, auf der dieses Jahr Pferde, Kühe und Ziegen ihren Almsommer verbringen. Zum ersten Mal findet ein Bergwaldprojekt des Alpenvereins auf der Gabnalm statt. 14 Freiwillige aus Österreich, Deutschland und den Niederlanden schwenden eine Woche lang einen Teil der Weide, das heißt sie entfernen Stauden, Bäume und Disteln und erhalten so wertvolle Kulturlandschaft.

Vor einem Jahr hat Anita Fischbacher die Gabnalm und den zugehörigen Dagnhof übernommen. Aus familiären Gegebenheiten konnten die Almflächen die letzten Jahre nicht geschwendet werden. Das wurde vom 14.06.-20.06. nachgeholt. Ob starker Regen oder Sonnenschein, die ehrenamtlichen Helfer*innen machten sich mit Motorsense, Säge, Astschere und Muskelkraft ans Werk um Pflanzen und Bäume, die die Tiere nicht fressen, von der 19 ha großen Fläche zu entfernen. Nicht nur die 16 Pferde, 6 Kühe mit 2 Kälbern und die aus dem Tierheim geretteten Ziegenböcke Herbert, Semmel und Brösel profitieren von einer gepflegten Almfläche, auch für Touristen und einheimische Wanderer ist der Südhang mit Blick auf den Zahmen Kaiser ein beliebtes Ziel.

„Das Schwenden ist auch sehr wichtig für das Land Tirol, wenn die Weiden zugewachsen und nicht mehr richtig begehbar sind, kommen keine Touristen mehr“, sagt Waldaufseher Sebastian Schrödl, der das Projekt fachlich begleitet. Er hat vor der Projektwoche noch Bäume wie Ulmen und Kirschen mit gelben Bändern markiert, sie sind wichtig für die Wiese und werden nicht gefällt.

Die Freiwilligen sind dabei mit ihrer Arbeit nicht nur eine große Unterstützung für die Bewirtschafter der Alm, sie verbringen auch eine Woche auf einer 450 Jahre alten Almhütte und werden mit lokalen Spezialitäten kulinarisch versorgt. Ein besonderes Erlebnis – vor allem für Menschen, die in der Stadt leben. „Hier auf der Alm ist man bei jedem Wetter draußen und wird dabei auch mal richtig schmutzig, das fehlt mir in Wien“, meint Teilnehmerin Miriam Trappl.

Georg Kaltschmid, Tiroler Landtagsabgeordneter der Grünen betont die Wichtigkeit der kleinstrukturierten ökologischen Landwirtschaft für die Biodiversität. Er hofft, dass die Teilnehmenden ihre Erfahrungen mit in die Stadt nehmen und das Bewusstsein und ihr Verständnis für die Natur weitergeben.

An ihrem freien Tag unternahm die Gruppe eine Exkursion mit Sebastian Schrödl. Ausgestattet mit Wanderstöcken aus Holunder-, Efeu- oder Fichtenholz ging es auf einem alten Schmugglerpfad achtsam durch den Wald. Eine willkommene Abwechslung für die Freiwilligen, die das Waldbaden sichtlich genossen.

Text: Nathalie Harms – Pressepraktikantin des Alpenvereins