Archäologen legen bronzezeitliche Siedlung frei

Das Egerndorfer Feld in Wörgl ist ein ergiebiger Fundort für Archäologen. Hier befindet sich nicht nur ein sehr großes Gräberfeld aus der Hallstattzeit, sondern auch Reste bronzezeitlicher Besiedelung. Nachdem im Zuge des Baues der Fernwärme-Zentrale der Stadtwerke Wörgl 2014 bereits archäologische Ausgrabungen mit vielen Funden vorgenommen wurden, ist jetzt aufgrund neuerlicher Verbauung des Betriebsgeländes am benachbarten Areal wieder ein Team der auf Ausgrabungen spezialisierten Wörgler Firma Talpa von Maria Bader und Irene Knoche am Werk.

Am Lattellaplatz 1 wird wieder gebaut. 2019 stimmte der Wörgler Gemeinderat mehrheitlich der Errichtung eines 35 Meter aufragenden Hochregal-Lagers zu. Am 29. April 2021 befasste sich das Gremium neuerlich mit dem Bebauungsplan, der eine Erweiterung der bestehenden Betriebsanlage der Molkerei und Käserei um besagtes Hochregal-Lager sowie eine überdachte Sammelstelle für Plastik, Karton, Glas und Becher. Eine neuerliche Behandlung im Gemeinderat wurde aufgrund einer Änderung der Situierung der Photovoltaik-Anlage erforderlich, der Bebauungsplan wurde mit 20:1 Stimmen genehmigt. Bedenken gegen die Höhe meldete Grün-GR DI Catarina Becherstorfer an, da der jetzige Bestand nochmals um 11 Meter überragt wird. Die Bauweise spare zwar Boden, sei aber „eine Verschandelung der Landschaft“.

Im Vorfeld der Bauarbeiten finden nun auf einem rund 45 mal 30 Meter großen Areal archäologische Ausgrabungen an der südöstlichen Grundgrenze des Betriebsgeländes statt, die rund zwei Monate dauern werden. „Start war am 29. März, Ende Mai rechnen wir mit dem Abschluss der Grabungsarbeiten“, teilt Lucrezia Zaccaro, Ausgrabungsleiterin der Fa. Talpa mit und erläutert gern die bisherigen Funde, die großteils aus der Zeit vor rund 3.000 Jahren stammen.

Auf dem Grabungsfeld wird das 5- bis 7köpfige Archäologen-Team von Bagger und Muldenkipper unterstützt. Nach dem Abtragen der obersten Schicht – das erfolgte bereits im Dezember 2020 – werden nun weitere Schichten freigelegt. Bei der händischen Reinigung werden Geländebesonderheiten markiert – Steinkränze, Holzkohlereste, Brandspuren. „Jetzt sind wir mittendrin. In der obersten Schicht konnten wir bronzezeitliche Funde sicherstellen“, erklärt Zaccaro. Nach der ersten Untersuchung, Sicherstellung und Dokumentation der Funde wird jetzt nochmal mit dem Bagger tiefer geschürft – immer unter den wachsamen Augen der Grabungsleiterin, damit Hinweise im Boden rechtzeitig festgestellt und dann mit der händischen Grabung fortgesetzt werden kann. „Vielleicht stoßen wir noch auf ältere Nutzungsphasen“, so Zaccaro.

Steinkränze oder Steinhaufen deuten auf Siedlungstätigkeit, ebenso Holzkohlefragmente. Steinschichtungen wurden zur Fixierung von Pfosten verwendet, waren Feuerstellen für Öfen oder Röstgruben. Metalle wurden bisher keine gefunden, auch keine Knochen. „Wir entnehmen Sedimentproben, diese werden gesiebt und untersucht nach Einschlüssen wie Schlackeresten oder Samen“, so Zaccaro. Erst unterm Mikroskop lasse sich dann vielfach die Funktion von Gruben bestimmen. „Die Fläche wird auch von oben mittels Drohne fotografiert – da lassen sich Zusammenhänge besser erkennen“, schildert Zaccaro die Vorgangsweise. Gesucht wird natürlich auch mit Metalldetektoren.

Die bisherigen Funde legen den Schluss nahe, dass hier die Fortsetzung der 2014 freigelegten bronzezeitlichen Siedlung im Boden schlummert. Insofern bescherten die bisherigen Grabungsbefunde keine Überraschungen.  Entnommene Fundstücke sind Keramikscherben von Gefäßen unterschiedlicher Größe und Farbe mit für die Zeit typischen Verzierungen. Diese Funde werden nun untersucht, vermessungstechnisch dokumentiert, inventarisiert und datiert. Das Wetter spielte bislang auch ganz gut mit, so kommen die Arbeiten gut voran und bringen ein historisch interessantes Kapitel der Wörgler Siedlungsgeschichte zu Tage.

Bericht auf vero-online über die Ausgrabungen im Jahr 2014:
https://vero-online.info/page.php?id=3186